Jesus-Biker Thomas Draxler im PG-Interview: „Jesus im Herzen vervollständigt das große Gefühl der Freiheit“

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Dr. Thomas Draxler ist der Gründer der „Jesus-Biker“, mit denen er vor zwei Jahren bei Papst Franziskus vorgefahren ist. Headlines wie „Harley Davidson unterwegs in päpstlicher Mission“, „Den Glauben auf die Straße bringen“ oder „Highway to Heaven: Der Jesus-Biker“ sind nur einige der Schlagzeilen, mit denen Thomas Draxler und sein Team die Sache Jesu auf neue Weise ins Gespräch bringen.

Draxler ist eine vielseitige Persönlichkeit. Er wurde 1963 geboren. Nach dem Ableisten des Bundeswehrdienstes Anfang der 80er Jahre absolvierte er ein Studium der Verwaltungswirtschaft, das er als Master of Public Administration abschloss.  Es folgten abgeschlossene Promotionsstudiengänge in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, sowie in Gesundheitswissenschaften. Im letzteren schrieb er seine Doktorarbeit und promovierte 2010.

Daneben lernte Draxler sein ganzes Leben lang in unzähligen Fort- und Ausbildungen weiter, unterrichtete über 20 Jahre in seiner Schule für Gesundheits- und Selbstverteidigungssportarten und hat neben diversen Schwarzgurten in asiatischen Kampfkünsten auch den 10. und höchsten Meistergrad in der europäischen Selbstverteidigungssportart ESDO inne. Draxler ist Heilpraktiker und betreibt mit seiner Ehefrau Jutta eine Praxis für Wirbelsäulentherapie und Komplementärmedizin. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er an der Hochschule der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und ist in seiner Freizeit nicht nur (Jesus)Biker, sondern als gläubiger Katholik auch Leiter für Wortgottesfeiern – beauftragt vom Mainzer Bischof Peter Kohlgraf.

Im PromisGlauben-Interview, das ihm Rahmen eines Projektkurses an der Berufsschule für Medienberufe in München organisiert wurde, sprach Thomas Draxler mit dem Schüler Christian Bethancourt über die Jesus-Biker, seine persönliche Glaubens- und Werteeinstellung und wie er kürzlich Schutz und Geborgenheit im Glauben erfuhr.

Christian Bethancourt (CB): Hallo Thomas, ihr seid ja eine ungewöhnliche Motorrad-Gang. Wer sind die Jesus-Biker? Was ist die Intension dahinter? Wie kommt man auf so eine Idee?

Dr. Thomas Draxler (TD): Wir sind ein Zusammenschluss aus Christen mit den unterschiedlichsten Glaubensmodellen.

Uns eint die Liebe zum Motorradfahren und der Glaube an Jesus Christus – unabhängig von den verschiedenen Auslegungen und Dogmen.

Die Intension ist der Dienst an den Mitmenschen, Gutes zu tun und zu helfen. Wir sehen uns ein Stück weit auch als Hilfsorganisation. Entstanden ist die Idee 2014, als mich der Präsident eines 1%er Clubs anwerben wollte, bei ihnen im MC mitzufahren. Ich entgegnete ihm, dass ich nur noch eine Kutte tragen werde, auf der steht, an was ich glaube. Auf seine Frage, was das sei, antwortete ich ihm „Jesus Christus, Weg, Wahrheit, Leben“ und malte es ihm auf, zusammen mit dem Konstantinischen Kreuz. Ein paar Wochen später überraschte er mich mit einer Lederkutte, auf der er die von Hand aus Leder ausgeschnittenen Buchstaben und Zeichen selbst aufgenäht hatte. Ich sah das als Aufforderung, für Jesus zu fahren und seine friedliche Botschaft auf die Straßen zu bringen.

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Foto: Einheit in Vielfalt © Matthias Jung

CB: Die Jesus-Biker bestehen aus Christen aller Konfessionen. Wie funktioniert das?

TD: Wir schauen auf Gemeinsamkeiten und nicht auf Dinge, die uns trennen. Wir erkennen die jeweilige Konfession untereinander ja auch aufgrund von Kürzeln auf der Kutte. Und wenn da z.B. ein Katholik mit einem freien Christen spricht, dann philosophiert er halt nicht unbedingt ausschweifend über Maria.

In Jesus finden sich genügend Gemeinsamkeiten, die uns alle einen.

Wir sprechen auch gerne von Einheit durch Vielfalt.

CB: Wie bist du eigentlich zum Glauben gekommen?

TD: Ich wurde in eine katholische Familie hineingeboren und bin mit den Ritualen der Kirche und des Glaubens groß geworden. Ich kenne es mein Leben lang nicht anders. Das Glaubenskonzept findet bei mir im Alltag auch tägliche Anwendung. Es gab also kein Erweckungserlebnis oder eine einschneidende Wende im Leben.

Foto: © Matthias Jung

CB: Was bedeutet es für dich Biker zu sein?

TD: Seit meinem 15. Lebensjahr fahre ich auf zwei Rädern. Inspiriert von dem Kultfilm „Easy Rider“ mit Peter Fonda zog sich das Gefühl von Freiheit auf der Maschine und das Spüren des Fahrtwindes durch mein ganzes Leben. Und:

Jesus im Herzen vervollständigt das große Gefühl der Freiheit.

CB: Du hast Papst Franziskus getroffen. Wie kam es dazu und wie war das für dich?

TD: Ich war 2016 auf einem Motorrad-Gottesdienst in Altötting und lernte einen polnischen Priester kennen, der mit 200 Kollegen als „God´s Guards“ auf schweren Maschinen unterwegs ist. Wir sponnen die Idee, zum Papst zu fahren und ihm eine Harley zu schenken. Der Kontakt verlief sich, aber die Idee blieb. Als ich dann noch Pater Karl Wallner kennenlernte, nahm das Thema Fahrt auf. Der Nationaldirektor von MISSIO Österreich hatte den direkten Kontakt zum Vatikan und brauchte 300.000 Euro für einen Waisenhaus Bau in Uganda. Also versprachen wir ihm die Harley für den Heiligen Vater, um das Geld durch eine Versteigerung des Motorrades zu erwirtschaften. Drei Jahre haben wir das Projekt geplant, waren dann Ende Mai 2019 zur Audienz beim Papst, wo wir ihm das handgemachte Einzelstück zur Segnung und Signierung überreichten.

Ihm gegenüberzustehen war ein besonderer Moment. Der gütige Blick aus seinen blauen Augen und seine prägenden Worte zu uns auf Deutsch bewegen mich noch heute.

Einen Monat später startete dann der neutägige Peace-Ride® in sieben Etappen nach Rom, wo wir das Motorrad samt Schlüssel und Papieren offiziell an die Päpstlichen Missionswerke übergaben.

Fotos: © Photo Vatikan & Jesus Biker

CB: Was ist dein krassestes Erlebnis als Biker?

TD: Nachdem ich die 70er und 80er Jahre in der Motorradclub-Szene überlebt habe und seit 2014 zunächst allein mit der Botschaft auf dem Bike unterwegs war, ist es ein großartiges Gefühl, dass es nun schon rund 60 Fahrerinnen und Fahrer gibt, die mit unserer Kutte Ihren Glauben auf die Straße bringen.

Dazu gehört auch Mut, diese Botschaft auf dem Rücken zu tragen.

CB: Was ist dein krassestes Erlebnis mit Jesus?

TD: Vor einem Monat bin ich durch ein Dach gestürzt und sieben Meter in die Tiefe gefallen. Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe, oder nicht im Rollstuhl sitze. Jesus wollte mich noch nicht haben – er hat mir noch einige Aufgaben auf Erden gestellt.

CB: Wer ist Jesus für dich?

TD: Er ist für mich die Botschaft, die auf unseren Kutten steht: Weg, Wahrheit und Leben.

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CB: Was bedeutet für dich Christ-Sein?

TD: Die Umsetzung des Doppelgebotes der Liebe. Sorge für dich und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

CB: Deine Message an junge Menschen…

TD: Die Kunst des Erfolgs und eines erfüllten Lebens ist oftmals einfacher, als es uns heute in der Gesellschaft versucht wird zu verkaufen.

Das Doppelgebot der Liebe, das ich bereits ansprach, ist ein Schlüssel zu vielen Dingen.

Und manchmal Dinge einfach loszulassen – die Lösung kommt oft unerwartet von selbst. Nur so konnte unser PEACE-RIDE® zu Papst Franziskus überhaupt gelingen.

CB: Lieber Thomas, vielen Dank für dieses Interview.

Mehr Infos zu den Jesus-Bikern gibt’s unter:

peace-ride.eu

Anbei zwei Clips zum Peace-Ride der Jesus-Biker im Jahr 2019: