Pater Christoph Kreitmeir: „Der Advent lädt uns ein, unsere Wartezeiten mit Leben zu erfüllen“

 

In seiner Auslegung zum Evangelium am 4. Adventssonntag (Lk 1,39-45) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir das adventliche Warten als Kriterium für das Erleben von Gottes Nähe.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Wir sind am Ende der diesjährigen Adventszeit angekommen. Alles ist schon lange im Weihnachtsmodus. Deshalb hier und heute noch einmal ganz bewusst: Advent, 4. Advent. Mancher mag jetzt vielleicht denken: In zwei Tagen ist schon Heiliger Abend.

Und in der Kirche hören wir heute von der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth, die doch am Anfang ihrer Schwangerschaft steht. Müsste Maria nicht längst auf dem Weg nach Bethlehem sein? Das Evangelium will allerdings keine historische Beschreibung darüber liefern, wie die Tage vor der Geburt Jesu abliefen.

Vielmehr zeigt das Evangelium: Da steht etwas Großes bevor!

Dazu ist die Begegnung von Maria und Elisabeth ein wahres Schlüsselerlebnis. In dieser Begegnung der beiden schwangeren Frauen, die so voll Leben ist, erkennt Elisabeth, wer da zu ihr kommt: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.“

Beide Frauen, Elisabeth und Maria, sind vom Hl. Geist berührt worden und beide durften zwei überaus wichtige Gestalten der Heilsgeschichte, Johannes, den späteren Täufer, und Jesus gebären.

Wir gehen an diesem 4. Adventsonntag nochmals zurück in die Zeit der baldigen Schwangerschaft, des geduldigen Wartens und der hohen Erwartung … und das ist gut so!

Leider war diese Adventszeit für sehr viele Menschen wieder eine Zeit des Hetzens und Rennens. Wer aber ungeduldig durch´s Leben geht, fühlt sich permanent angespannt, innerlich unruhig, er ist gereizt und ärgerlich, er zieht Probleme und Widerstände an, so jemand kann sich schlecht konzentrieren, er setzt sich und andere unter Druck und kann nicht selten schlecht abschalten oder schlafen.

Unsere moderne „Alles-und-sofort-Gesellschaft“ befeuert die Ungeduld.

Der Advent wäre dafür genau die richtige Medizin gewesen, denn er ist von der Grundidee her eine ausgewiesene Wartezeit, ein „in Erwartung sein“ auf das, was wir an Weihnachten feiern. Wie die Menschen damals auf den Messias warteten, auf einen, der sie erlöst aus den Verstrickungen ihres Lebens, so warten wir Menschen auch heute. Warten hatte und hat für die Menschen damals wie heute ganz unterschiedliche Facetten. Unserem heutigen Warten möchte ich mit diesem Impuls auf die Spur kommen.

Unsere Warte-Zeiten heute … Wir warten, beim Arzt, an der Kasse, auf den Urlaub, auf einen Anruf. Wir warten darauf, dass etwas anders wird im Leben … Für Viele sind Warte-Zeiten vergeudete, verplemperte, überflüssige Zeiten. Wir sitzen die Zeit ab, wie wenn es eine Strafe wäre. In dieser Zeit hätten wir etwas anderes tun, die Zeit sinnvoll nutzen oder die vertane Zeit für etwas anderes „Wichtigeres“ einsparen können.

Warten lernen fordert uns heraus.

Schon als Kind hatte ich wohl wie viele andere auch eine Ungeduld im Warten. Im Laufe der Zeit bin ich darauf gekommen, dass es wertvoll sein könnte, das Warten wirklich zu lernen und zu üben. Ob Warten sich lohnt ist ungewiss, ob am Ende dabei etwas Wertvolles oder nur eine leere Enttäuschung herauskommt, bleibt offen.

Ist das wirklich so? Bleibt es offen, oder kann ich mein Warten gestalten und damit auch das erwartete Ziel beeinflussen?

Wie so oft ist die richtige innere Einstellung der Wegweiser zum Glück. Wer irrational, also unvernünftig Unmögliches erwartet, der muss regelrecht enttäuscht werden.

Erwartungen müssen im Leben einen soliden Wurzelgrund haben.

Ich kann nach der Amputation eines Beines nicht erwarten, dass am nächsten Tag alles wieder dran ist und ich mit zwei Beinen weiter durch´s Leben gehen kann. Ich kann aber erwarten, dass ich mit der weiß Gott schmerzvollen und unabänderlichen Situation umgehen lerne und dadurch trotzdem in meinem Leben zu Glück und Zufriedenheit finden kann.

In den Beziehungsgeschichten zwischen Menschen und Gott, Mensch und Mensch, Mensch und Natur … hat das Warten und die Erwartung seit jeher einen festen Platz.

Diese Zeiten gilt es zu gestalten, denn von Nichts kommt nichts – Beziehungen bedürfen der Pflege und des Kontaktes, um einander Raum zu geben.

Der Advent lädt uns ein, unsere Wartezeiten mit Leben zu erfüllen.

Nutzen Sie die kleinen Pausen, Leer- und Wartezeiten bis zum Hl. Abend, der Christmette und dem weihnachtlichen Beisammensein, um aktiv und positiv auf den Besuch Gottes in unserem Inneren zu warten. Es könnte dann nämlich vorkommen, dass wir kurz und leise ein Glücksgefühl verspüren und Gottes Nähe spüren. Eine alte spirituelle Weisheit sagt nämlich: Wenn du dich wirklich auf die Suche machst, dann kommt dir das Gesuchte entgegen, denn es ist schon da und will gesucht und erwartet werden.

Amen.

Hinweis: Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt es auf seiner Webseite unter:

www.christoph-kreitmeir.de