Pater Christoph Kreitmeir: „Der Himmel begegnet uns immer wieder im Alltag“

 

Seine Auslegung  zum heutigen Sonntagsevangelium (Mk 9, 2-10) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter die Überschrift „Ein Stück vom Himmel“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

Die ersten Zeilen aus dem Song „Ein Stück vom Himmel“ von Herbert Grönemeyer sind für mich irgendwie die moderne Übersetzung der Evangeliumstelle von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor.

Unser Blick nach Oben ist heute oft verstellt.

Eine Dunstglocke liegt über der Menschheit und viele haben den Blick zum Himmel verloren. Der Mensch ohne Offenheit zum Himmel, zu Gott, läuft in sich gebückt und seine Lasten werden dadurch noch bedrückender. Schon im Mittelalter wurde ausgehend vom hl. Augustinus dies als „Homo incurvatus in se“ benannt: Der auf sich selbst verkrümmte Mensch. So ein Mensch ist jemand, der nur auf sich selbst bezogen lebt und die Bezogenheit auf Gott und den Nächsten dabei vergisst. Solche Menschen, solche „ICHlinge“ und Egoisten gibt es in Massen und sie werden immer mehr!

Jesus war anders. In seinem Leben öffnet sich zweimal der Himmel. Bei seiner Taufe im Jordan (Mk 1,11) und nun kurz vor seinem Leidensweg bestätigt die Stimme vom Himmel, dass er zutiefst geliebt und gewollt ist. Sein Weg ist ein guter Weg, er ist der Erlösungsweg!

Auch wir benötigen in unserem Leben öfters die Gewissheit, dass der Himmel mit uns ist, dass unser Tun sinnvoll und gut ist und dass es bei der großen Wende hin zum Guten ein wichtiges Mosaikstück ist.

Der Himmel begegnet uns immer wieder im Alltag. Wir müssen ihn nur wahrnehmen. Vor allem die Liebe ist der Königsweg hin zur Befreiung, weg von der Selbstbezogenheit. Wer liebt – Jesus zeigt es uns heute – der steigt auch wieder vom Berg herunter in die Niederungen des Alltages. Nach der Öffnung zum Himmel hin, will das Licht von dort hinein in die Dunkelheit gebracht werden. Die Erde lechzt nach dem Himmel, das Unten braucht das Oben lebensnotwendig.

Auch im Lied „Ein Stück vom Himmel“ ist das meiner Ansicht nach zu erkennen, wenn Grönemeyer besingt, dass die Bibel nicht zum einigeln und die Erde unserer Pflicht ist.

Glauben, Religion, Gotteserfahrungen sind nicht zum „einigeln“ gedacht, sie wollen uns dabei helfen, „freundlicher“ zu werden, unseren oft so egoistischen Blick zu weiten und an der guten Gestaltung unserer Erde, unserer Welt und unseres Alltages zu arbeiten.

Der Mensch wird weltweit immer unfreundlicher – nicht nur der Erde gegenüber, sondern auch gegenüber Seinesgleichen und anderen Lebewesen. Die Zeit der ICHlinge feiert Hochkonjunktur und schadet so vielem … Deshalb müssen Christen umso mehr aus einer Jesusnähe heraus korrigierend das Schlimmste verhindern helfen. Amen.

Anbei der Song „Ein Stück vom Himmel“ von Herbert Grönemeyer: