Pater Christoph Kreitmeir: „Die Worte Jesu erfassen den ganzen Menschen“

 

Seine Auslegung zur Lesung (Eph 6, 10-18) und zum heutigen Sonntagsevangelium (Mk 1, 21-28) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter die Überschrift „Betroffen sein“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

„Die Menschen waren sehr betroffen von Jesu Rede …“ – diesem Wort aus dem heutigen Evangelium will ich nun etwas nachspüren …

Fast jeder kennt sie: Claudia Roth, die frühere Chefin der Grünen. Sie gilt als die personifizierte „Betroffenheit“, sie kann die ganze Gefühlspalette von Betroffenheit bis hin zu Aggressivität gut bedienen. Vielen Menschen, mir auch, war das immer zu dick aufgetragen…

So eine Betroffenheit führt zu nichts, eher ins Gegenteil: Zu Peinlichkeit und Nicht-mehr-ernst-genommen-werden … „Ach, was sind wir wieder betroffen“ und zurück bleibt heiße Luft.

Echte Betroffenheit zieht andere Reaktionen nach sich: Wir werden nachdenklich, wir fragen nach, wir sind vielleicht sogar bereit, uns und unser Verhalten zu ändern.

Die Menschen erlebten, wie Jesus einen von einem unreinen Geist besessenen Mann, der den Gottesdienst in der Synagoge massiv störte, mit Vollmacht und Nachdruck zum Schweigen gebracht hatte. So etwas hatten sie noch nicht erlebt. Nur ein paar Worte aus Jesu Mund in Richtung Geist der Besessenheit mit großer Wirkung: Der von einem unreinen Geist geplagte Mensch wurde hin und her geworfen und der Ungeist musste angesichts des Geistes Jesu weichen und verschwinden.

Die Worte Jesu erfassen den ganzen Menschen.

Das ist nicht nur so ein bisschen Gerede. Der Körper, der Geist, die Seele, das gesamte Gemüt werden erfasst von Jesu Wort.

Dieses Wort Gottes aus Jesu Mund bewirkt etwas Wunderbares: Die inneren Kämpfe, die Ängste, das negative Besetztsein, all das und noch viel mehr, das wir in uns und mit uns herumtragen, will befreit werden und hat doch unheimliche Angst davor: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.“

Wir erleben heute die befreiende Wirkung Jesu im Evangelium, denn dort steht: Jesus spricht mit Vollmacht. Die Menschen erkannten, dass er kein gewöhnlicher Lehrer oder Prophet war. Mit seinen Worten war eine unbestreitbare Kraft verbunden, welche die Schriftgelehrten nicht hatten.

Jesu Sätze waren „Doppelpunkte“ und „Ausrufezeichen“ des Allmächtigen.

Seine Lehre war fesselnd, überzeugend und herausfordernd. Die Schriftgelehrten gaben eine Religion aus zweiter Hand weiter. Aber die Predigt Jesu war durch und durch echt und aus erster Hand. Er hatte die Vollmacht, so zu reden, weil er war, was er lehrte.

Jesus gebietet dem Negativgeist SCHWEIGEN. Negativität, Verwirrung, Bosheit haben angesichts des Wortes Gottes, angesichts des Geistes Gottes keine Chance. Sie müssen weichen.

Es ist dieses unmittelbare, persönliche Angesprochensein. Und dies löst dann echte Betroffenheit bei all denen aus, die es miterleben UND Jesu Ruf verbreitet sich im ganzen Gebiet von Galiläa und darüber hinaus.

Wir Christen sind von Gott Berufene in dieser unserer Zeit.

Auch für uns gilt: Wo immer Gottes Geist am Werk ist, wehren sich die Ungeister. Alle, die dem Herrn dienen wollen, müssen damit rechnen, dass jeder Schritt auf ihrem Weg verhindert werden soll. Der frühere Pfarrer von Mindelstetten, Johann Bauer, bestätigte mir das. Sein über drei Jahrzehnte großer Einsatz für die Selig- und Heiligsprechung von Anna Schäffer wurde oft, hinterhältig und mit Hintenrumverleumdungen torpediert. Auch Paulus, einer der aktivsten Nachfolger Jesu wusste das, wenn er im Epheserbrief schreibt: Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“ (Eph 6, 12)

Ich kann das mehrfach bestätigen aus meiner Arbeit im Krankenhaus, wo es auch eine große psychiatrische Abteilung gibt. Ein dort viele Wochen seiender Kranker, der immer wieder auch in meine Gottesdienste kam, sprach mich einmal an: „Können Sie mir helfen? Ich sehe und spüre das Böse, der Teufel quält mich.“ Meine Antwort lautete dann: „ICH kann Ihnen nicht helfen, aber JESUS ist immer stärker als das Böse oder der Teufel. Rufen Sie ihn immer wieder in Ihre Nähe. Er wird Licht und Frieden bringen.“ Und dann segnete ich den sichtlich bewegten Mann.

Und Paulus sagt weiter: „Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn! Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt.“ (Eph 6, 11)

Mittlerweile hat der vorher genannte Patient schon mehrfach die Lesung in der hl. Messe gelesen. Warum, fragte ich ihn beim ersten Mal? Seine Antwort war: „Weil es Gottes Wort ist und ich die Kraft dieses Wortes dann beim Lautlesen spüre.“

Dazu ist eigentlich nichts mehr zu sagen, außer Amen.

Hinweis: Anbei mit Empfehlung von Pater Kreitmeir zwei Links zu interessanten Artikel zum Thema „Besessenheit“:

 

https://www.katholisch.de/artikel/8644-nur-unwissende-halten-daemonische-kraefte-fuer-maerchen

https://www.deutschlandfunk.de/von-boesen-maechten-was-von-daemonen-uebrig-blieb-100.html