
Pater Christoph Kreitmeir: „Gottes Dynamik ist lebendig machender Geist“
In seiner Auslegung zur Sonntagslesung (1 Kor 15, 45-49) und zum Sonntagsevangelium (Lk 6, 27-38) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir die Wirkung die von einem Leben in Beziehung zu Jesus Christus für eine friedvollere Gesellschaft ausgehen kann.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Immer wieder werden wir durch die Medien über schlimmste Verbrechen informiert, die Menschen an anderen begehen. Das macht uns einerseits fassungslos, andererseits aber auch wütend auf die Täter. In uns regt sich ein Gerechtigkeitsgefühl, das harte Strafe fordert.
Seit drei Jahren erleben wir ganz konkret, wie ein Aggressor, nämlich Russland, einen mürbemachenden Krieg gegen die Ukraine führt. Es wächst auch eine Angst vor einem sich zu einem Flächenbrand ausweitenden Konflikt. Nach den jüngsten Aussagen des amerikanischen Präsidenten Trump empfinden wir es als richtig und notwendig, dass die Natostaaten und Europa sich neu, kräftig und Russland deutlich warnend entgegenstellen. Es ist allerhöchste Zeit dafür! Die Forderung Jesu nach Feindesliebe kommt uns hier dann mehr als unpassend vor.
Das im heutigen Evangelium Gehörte ist eine echte Zumutung für jeden normal denkenden und fühlenden Menschen. Eines Menschen, der wie der irdische Adam lebt und handelt, wie Paulus im ersten Brief an die Korinther betont. Der erste Mensch, Adam, und all seine Nachkommen sind irdische Lebewesen und nicht himmlische, die also von lebendig machendem Geist sind (1 Kor 15,45). Der letzte Adam, Jesus Christus selbst, ist so gestaltet, er ist über-irdisch, geistig gepolt nach dem Reich Gottes, das ganz anders die Welt sieht und auch danach handelt. Auch dieser überirdische Adam hat Nachfahren, die nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden (1 Kor 15, 49).
Die Menschen, die an das Reich Gottes glauben, schon Erfahrungen mit dieser ganz anderen Wirklichkeit gemacht haben und die immer wieder versuchen, dem Reich Gottes durch ihr Zutun einen Zugang in diese irdische Wirklichkeit zu verschaffen, haben Teil an Gottes wirkmächtiger Dynamik. Diese verändert nämlich Menschen und damit auch die sie umgebende Mitwelt von innen heraus.
Unsere Welt lebt das Gesetz des Geben und Nehmen. Wer etwas bekommen will, der muss auch etwas zurückgeben und andersherum. Trump nennt das einen Deal machen. Die Welt, die Erde, die Schöpfung und ihre Lebewesen – allen voran der Mensch – werden da nur unter geschäftsmäßigen Kriterien gesehen und auch entsprechend behandelt. Die Rechnung ist aber eine Milchmädchenrechnung, denn so ein Denken und Handeln hinterlässt nur Ausbeutung, Verwüstung und Verletzung einerseits und andererseits das Wachsen weiterer Gier und Macht. Diese aber führt zu immer mehr Ausnutzen, Auspressen und letztlich zu Gewalt und Krieg.
Im Reich Gottes geht es anders zu: Dort gibt man ohne Erwartungen, weil Geben einen glücklicher macht als Nehmen. Das Gottesreich, das mit Jesus Christus begonnen hat, diese Welt von innen heraus umzugestalten und zu heilen, hat es schwer, ABER seine Dynamik ist nicht aufzuhalten. Wer in die Schule Jesu geht, lernt nicht nur barmherzig wie der Vater im Himmel zu sein, sondern Verhaltensweisen, die dem alten irdischen Adam so schwer fallen, dem von Gottes Geist beseelten neuen Adam aber besser:
- Die andere Wange hinhalten
- Weggenommenes nicht zurückfordern
- Nach der goldenen Regel handeln: Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen
- Gutes tun und leihen, wo man nichts zurück erhoffen soll
- Seine Feinde zu lieben
- Nicht richten und urteilen und einander die Schuld erlassen.
Jesus, der himmlische Adam, konnte das und lebte es uns vor. Auch, wenn es ihn selbst in Verfolgung, Leid und Tod brachte, sein Beispiel und die Dynamik einer anderen Welt sind nicht mehr wegzudenken. Das Reich Gottes ist mitten unter uns und wirkt auch heute wie eine Graswurzelrevolution. Jeder, der sich von diesem anderen Geist anstecken und beseelen lässt, nimmt teil an dieser Dynamik und lässt sie größer werden. Es bedarf der Übung. Dadurch betritt man einen geistigen Raum einer göttlichen Freiheit, die angstbefreiend, mutspendend und hoffnungsstark macht. Ich will mich darin immer wieder üben und dadurch freier in dieser so beengenden Wirklichkeit werden. Und Sie, wollen Sie das auch? Amen.
Hinweis: Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt es auf seiner Webseite unter: