Pater Christoph Kreitmeir: „In Jesus bleiben heißt sich dem Wesentlichen zuwenden“

 

In seiner Auslegung zur heutigen Sonntagslesung (Eph 5, 15-20) und zum heutigen Sonntagsevangelium (Joh 6, 51-58) erklärt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir was es bedeutet, wenn Jesus sich als Brot vom Himmel bezeichnet. Dabei hebt er hervor, worauf es in einem Gottesdienst wirklich ankommt.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Es ist nun schon der vierte Sonntag, wo wir Jesus hören, wie er von sich als Brot vom Himmel spricht. Das hat auch seinen Grund, denn Jesus ist wirklich eine Speise, die uns Christen von innen heraus nährt und erneuert.

Wer genau hingehört hat, der hat heute Jesus aber von sich als Fleisch reden hören. Und dieses Fleisch ist zum Essen da.

Dies mutet unvertrauten Ohren kannibalisch und abstrus an und nicht nur die Juden damals, sondern auch heute und mit ihnen die Moslems können diese Worte Jesu nicht annehmen, sie müssen sie entschieden ablehnen. So haben wir es ja auch gerade gehört: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“

Jesus toppt das noch und spricht von seinem Blut, das getrunken werden soll.

Unerträglich, wenn man nicht eingeweiht ist.

Wir Christen sind eingeweiht und wissen, dass Jesus das Fleisch und Blut gewordene Wort Gottes ist, das wahres, ja sogar ewiges Leben bringt. Und deswegen ist die Eucharistiefeier, die Wandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi das A und das O, das Herzstück jeder heiligen Messe.

Nicht die mehr oder weniger gute Predigt des Priesters oder eine gelungene musikalische Umrahmung sind die Mitte der Messe, sondern die Wandlung und die darauf folgende Kommunion, wo wir IHN in uns aufnehmen können, damit er uns von innen heraus wandelt.

Hier gibt es immer wieder ein Missverständnis, menschlich nachvollziehbar, aber spirituell-theologisch einfach nicht richtig. Ist der Zelebrant wirklich derjenige, der für ein – vielleicht sogar unterhaltsames – Programm zu sorgen hat?

Ist eine gute Liturgie zugleich auch eine gute Psychologie? Das ist alles wichtig, aber nicht entscheidend.

Wir alle haben nicht nur gute und fröhliche Momente, wir kennen die depressiven und müden Zeiten, in denen wir froh sind, wenn wir überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen können. Gerade in solchen Zeiten spüren wir, was wirklich nährt und uns wirklich „erhebt“.

Wenn das Gebet – nach einer klassischen Definition – »die Erhebung von Herz und Verstand zu Gott« ist, dann doch gerade genau in den Zeiten, wenn es uns nicht zum Singen und Tanzen zumute ist. Vielleicht sind wir dann sogar eher auf das Wesentliche konzentriert: Wir versammeln uns zum Gottesdienst, um aufzutanken für die kommende Woche, um uns von Gottes Wort herausfordern zu lassen und uns von seinem Leib zu nähren, der sowohl in der versammelten Gemeinde als auch in der Eucharistie gegenwärtig ist.

»Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben …

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.«

Jesus selbst sagt uns, worauf es also in der Eucharistiefeier ankommt. Damit ist auch die Rolle des Priesters klar umrissen. Er hat nicht zu bestimmen, was wir vor Gott zu bringen haben. Seine Aufgabe ist es, das, was die Menschen bringen ‑ auch ihre Müdigkeit, ihre Verletzungen und gefühlsmäßige Niedergeschlagenheit ‑, zu sammeln und gleichsam „wie Weihrauch zu Gott emporsteigen zu lassen“.

Nicht derjenige ist also der beste Zelebrant, der die aufregendste und abwechslungsreichste Liturgie und die beste Predigt zu bieten hat. Schließlich ist der Priester begrenzt durch das, was die Menschen mit in den Gottesdienst bringen. Mit wem feiert er denn? Mit den Fröhlichen, den Bedrückten, den Gelangweilten, den Verletzten, den Unruhigen, den im Gebet Versunkenen?

Der Priester hat alle Herzen zu sammeln und sie so zu Gott emporzuheben, wie sie sind, nicht wie er sie gern haben möchte.

Und die Gemeinde hat im Priester nicht einen Showmaster oder großen Zampano zu sehen, sondern den, der dazu berufen ist, Jesus Christus auf wunderbare Weise in der heiligen Wandlung präsent werden zu lassen.

»In IHM bleiben« heißt also, sich dem Wesentlichen zuwenden, Seinen Leib empfangen zu dürfen, so wie es uns gerade ums Herz ist – in jeder Stimmungslage.

Dann spielt der „Unterhaltungswert“ eines Gottesdienstes eine äußerst nebensächliche Rolle, und ich kann mir auch noch von der schlechtesten Predigt irgendetwas mit nach Hause nehmen.

Weil ABER gute Seelennahrung wirklich wichtig ist, hier mein Versprechen: Ich werde mich weiter und immer wieder neu bemühen, Ihnen und Ihren verschiedensten Gefühls- und Seelenstimmungen ein guter Prediger, Priester und Seel-Sorger zu sein – versprochen! Amen.

Anbei das Gotteslob-Lied „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“, das die Worte von Pater Kreitmeir schön nachklingen lässt:

HIER

Hinweis: Mehr geistliche Impulse von Pater Kreitmeir gibt es auf seiner Webseite unter:

www.christoph-kreitmeir.de