Pater Christoph Kreitmeir: „Pausen machen könnte so einfach sein“

 

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Mk 6,30-34) geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir auf die Bedeutung von heilsamen Pausen ein.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Die von Jesus ausgesandten Jünger kommen zurück, sind voller Erlebnisse und Erfahrungen und wollen dies ihrem Meister Jesus erzählen. Und er, er lädt sie ein, mit ihm an einen einsamen Ort zu fahren, damit sie sich ungestört austauschen und vor allem auch ausruhen können.

Dieses Abschalten nach einem vollen Tag, dieses sich mit anderen über das Erlebte austauschen, dieses zur Ruhe kommen, würden wir uns auch immer wieder wünschen, kommen aber so selten dazu, weil wir das Pause-machen und Abschalten nicht gelernt haben.

Wenn wir es aber nicht lernen, dann wird früher oder später unsere Seele oder unser Körper streiken, Warnsignale aussenden oder noch schlimmer, sich in Richtung Krankheit entwickeln. Unsere Lebenszeit ist begrenzt, unsere Lebensqualität braucht nicht viel zum Zufriedensein und dies zu erkennen und umzusetzen liegt in unserer eigenen Verantwortung.

Immer wieder höre ich in meiner Arbeit als Klinikpfarrer Aussagen von Menschen, wenn sie sich um ihre Angehörigen jeglichen Alters sorgen und um deren Leben bangen. Aussagen wie: „Hätte er doch weniger gearbeitet“, „Hätte sie doch auch mal an sich und nicht nur an andere gedacht“ oder „Jetzt hätte er seine Rente nach harten Jahren in der Firma genießen können, aber …“.

Ich will Ihnen sagen, dass ich schon vor einiger Zeit gelernt habe, immer wieder kleine Pausen in meinen Alltag einzubauen, sie mir zu nehmen UND – das ist ganz wichtig – sie dann auch zu genießen. So war ich vor kurzem auf dem Weg zu einem Termin nach Kelheim. Bei Essing gibt es eine wunderschön geschwungene Holzbrücke über den Fluss Altmühl. Obwohl der Termin schon sehr nahe gerückt war, stoppte ich bei der Brücke, parkte mein Auto und schlenderte in aller Ruhe auf die Brücke. Ungefähr acht Minuten – was ist das schon? – ungefähr acht Minuten wanderte mein Blick flussaufwärts und flussabwärts, ich atmete ruhig und erfreute mich an dem warmen Tag an einer schönen Landschaft … und den Fluss des Lebens. Dann ging ich zurück, stieg ins Auto und kam etwas zu spät an, was aber gar nicht schlimm war, weil der Termin sich um ein paar Minuten verzögert hatte.

Dieses und ähnliche Erlebnisse hole ich mir in meinem Alltag immer wieder als innere Bilder her und lasse sie erneut auf mich wirken. Heilsame Erinnerungen – wir kennen das alle – wie es gute Gespräche, ein Rückzug in die Natur, die Stille, die Meditation oder das Gebet sind, schenken uns innere Ruhe, Frieden und Erholung. Es ist wie ein kleiner Urlaub, der unsere ungesunden Rhythmen in gesunde ausbalanciert.

Pausen machen könnte so einfach sein, ist es aber in der Realität leider sehr oft nicht.

Für viele Menschen ist Abschalten und Entspannen wirklich schwierig. Zu hoch liegt der Stresspegel, zu viele Termine drängen sich zu dicht aneinander, zu groß sind die Erwartungen, denen man glaubt, gerecht werden zu müssen. Und dann abends die Ernüchterung und Enttäuschung: So vieles habe ich nicht gemacht …

Es gibt laut Experten sechs Anzeichen, wenn wir wirklich eine Pause brauchen: https://karrierebibel.de/pause-machen/

  1. Wir können uns nicht mehr richtig konzentrieren.
  2. Wir sind leicht reizbar.
  3. Wir sind kaum motiviert.
  4. Wir sind müde und erschöpft.
  5. Wir sind nicht mehr ehrgeizig, haben keinen Antrieb mehr.
  6. Und wir machen mehr Fehler.

Wir müssen auf diese Zeichen und Alarmsignale hören lernen, denn sonst gilt: Wer nicht hören will, muss fühlen!

Nicht nur körperlich-geistig benötigen wir Pausen und Auszeiten, sondern auch unser spirituelles Leben sucht Rückzug, Alleinsein und Zweisamkeit mit anderen, die einem guttun. Bei den Aposteln war es vor allem Jesus.

Und ähnlich wie in unserem Leben und unserem Alltag ist es auch im heutigen Evangelium: Die Arbeit, die Anforderungen und auch die Menschen, die etwas von einem wollen, werden nicht weniger. Die Arbeit wird nicht weniger, sie wird nie weniger. Um sie aber so gut wie möglich bewältigen zu können, ist es unsere Pflicht, Selbstverantwortung zu übernehmen und auf unser Wohl zu achten.

Amen.