
Pater Dr. Peter Uzor: „Der dreieinige Gott ist dreimal ein und derselbe Gott.“
Seinen Gottesdienst am Dreifaltigkeitssonntag in der St. Marienkirche in Sonnefeld im Landkreis Coburg leitete unser geistlicher Begleiter Pater Dr. Peter Uzor mit folgenden Worten ein: „Wir haben uns gesegnet im Namen des dreifaltigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gott über uns, mit uns, in uns … Wir halten das Geheimnis unseres Lebens in das Geheimnis Gottes hinein und schreiben es uns auf den Leib. Wir stehen keinem in sich geschlossenen, stummen, ungeselligen Gott gegenüber: Er ist Gespräch und Gesang und will uns in dieses Gespräch und in das „Terzett“ der Liebe (Gertrud von Helfta) hineinziehen. Treten wir ein in das Geheimnis, das sich uns öffnet. Es drängt ihn danach, bei uns zu sein, überzufließen, uns in seinen Lebensraum hineinzunehmen. Diese beziehungsreiche Nähe Gottes feiern wir heute. Wir danken Gott, dass es ihn gibt. Seine Lebensfülle und Lebendigkeit behält er nicht für sich. Davon gibt er uns ab! Wir leben vom Geschenk der Gegenwart unseres Gottes!“
Anbei die Worte seiner Predigt, die er unter die Überschrift stellt: Der Glaube an den dreieinigen Gott – zentral und doch unverständlich?
Schauspieler machen es, bevor sie auf die Bühne gehen, Fußballerinnen ebenso. Graf Dracula fürchtet sich davor. Und Gläubige machen es, wenn sie eine Kirche betreten – das Kreuzzeichen. Ich mag dieses Zeichen. Und ich mache es oft mehrmals am Tag. Am Morgen, wenn ich in einen anstrengenden Tag starte, am Mittag, bevor ich das Essen einnehme oder am Abend vor dem Zubettgehen. Nicht nur beim persönlichen Gebet spielt das Kreuzzeichen eine wichtige Rolle.
Jeder Gottesdienst beginnt mit den Worten „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Damit wird der dreieinige Gott benannt, in dessen Namen wir zusammenkommen, um Gottesdienst zu feiern. Diese Eröffnungsformel sagt also, welcher Gott in dieser Feier gesucht, angerufen, gehört und verkündigt wird.
Wird ein Mensch getauft, so geschieht das ebenfalls „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Dadurch wird dieser Mensch in die Kirche aufgenommen. Auch hierbei spielt der Name des dreieinigen Gottes eine entscheidende Rolle, weil durch ihn zum Ausdruck kommt, welcher Gott zu diesem Menschen in der Taufe sein unverbrüchliches Ja spricht und welchem Gott dieser Mensch darum durch die Taufe zugeeignet wird.
Auch das Glaubensbekenntnis, das wir gleich zusammen sprechen werden, ist dreigliedrig aufgebaut und benennt am Anfang seiner drei Teile „Gott den Vater“, „Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn“ und den „Heiligen Geist“. Und da sich das „Ich glaube“ auf alle drei bezieht, ist auch damit das dreifache und dreifaltige Reden von Gott im Gottesdienst fest verankert.
Das Glaubensbekenntnis spricht zwar von Gott als dem Vater, von Jesus Christus als dem Sohn und vom Heiligen Geist. Es beantwortet damit aber noch nicht die Frage, ob es sich dabei um drei Gottheiten oder um ein und denselben Gott handelt. Und deshalb stellt sich die Frage, ob Christen an drei Götter glauben oder an einzigen Gott. Wenn man aber bejaht, dass der Vater, der Sohn und der Heilige Geist Gott sind, aber zugleich daran festhält, dass Christen nur an einen einzigen Gott glauben, dann stellt sich die Frage: Wie kann beides zusammenpassen?
Gleichzeitig empfinden es Menschen immer wieder als schwierig, die Lehre vom dreieinen Gott zu verstehen. Sollte in diesem Fall 1 = 3 und 3 = 1 sein? Muss man das einfach „glauben“? Und welchen „Gewinn“ sollte man aus dem Verstehen der Lehre von der Dreifaltigkeit für den eigenen Glauben und für das persönliche Leben ziehen können?
Ich denke, wir können uns der komplexen Lehre von Dreieinigkeit Gottes am ehesten nähern, wenn wir uns anschauen, wie sie vor knapp 2000 Jahren entstanden ist.
Da trat in Israel ein Mensch auf – Jesus von Nazaret. Die Leute staunten über seine Predigt und die Zeichen, die er wirkte. Sie waren zugleich schockiert über die Art, in der er von Gott redete und sich über das Gesetz stellte: Er heilte am Sabbat. Er setzte sich mit Sündern an den Tisch und vergab ihnen die Schuld. Er nannte Gott seinen „Vater“ und verstand sich selbst als der „Sohn“. Viele Menschen hielten ihn damals für einen Propheten. Andere aber ahnten:
Jesus ist mehr als alle früheren Boten Gottes. Er tut das, was wir uns von Gott erhoffen. Er gleicht Gott. Er verkörpert offenbar Gottes Wesen in Menschengestalt. Er ist Gottes menschliches Angesicht.
Aber damit nicht genug! Als sie darüber nachdachten, wie ihnen das bewusst geworden war, merkten sie: Das haben wir uns nicht ausgedacht, sondern das hat uns „eingeleuchtet“. Und ihnen wurde bewusst: Das wirkt derselbe Gott, der uns in Jesus begegnet. Er hat uns das klar werden lassen. Und diese dritte Form der Begegnung mit Gott nannten sie den „Heiligen Geist“. Denn durch den Geist werden uns Dinge klar.
Nach vielen lebhaften Diskussionen ist man in der alten Kirche schließlich zu der Einsicht gelangt:
Der dreieinige Gott ist nicht eine Gemeinschaft von drei Göttern, sondern es ist dreimal ein und derselbe Gott, der sich als der Vater in Jesus Christus durch den Heiligen Geist seinem Wesen nach zu erkennen gibt.
Wem diese Erklärung noch zu abstrakt ist, der sei verwiesen auf die vielen Bilder und Symbole, die im Laufe der Zeit gefunden wurden, um die Lehre der Dreieinigkeit zu veranschaulichen. Der heilige Patrick zum Beispiel hatte, der Legende nach, einen öffentlichen Streit mit einem Druiden, einem keltischen Priester. Es ging dabei um die Frage nach dem Wesen Gottes. Der Druide sprach aus, was viele auch heute denken: „Wenn ihr Christen nur an einen Gott glaubt, wie kann der dann in drei Gestalten auftreten?“ Es wird erzählt, dass Patrick sich zunächst hilfesuchend umgeschaut haben soll. Aber er sah nur die erwartungsvollen Gesichter und viel Grün. Da kam ihm die rettende Idee: Er pflückte ein Kleeblatt und erklärte den Iren, wie das mit der Dreieinigkeit ist: „Dieser Klee besteht auch aus drei einzelnen Blättern und ist doch eine Pflanze.“
Ein anderes Beispiel ist die Sonne, die für Gott Vater steht; sie sendet ihre Strahlen – Gott Sohn – auf die Erde, und diese Sonnenstrahlen bringen wiederum Licht und Wärme – den Heiligen Geist.
Ein weiteres Dreifaltigkeitssymbol ist der Dreiklang. Aus drei einfachen Tönen entsteht eine wohlklingende Harmonie.
Oder aber der Vergleich mit zwei Liebenden: Sie werden mit Gott Vater und Gott Sohn gleichgesetzt, die Liebe zwischen beiden aber entspricht dem Heiligen Geist. Dass man immer wieder auf solche Beispiele zurückgreift, wenn man über Gott reden will, zeigt etwas von der Schwierigkeit, das Geheimnis Gottes zu erfassen.
Ich hoffe, Ihnen ist deutlich geworden: Das Bekenntnis zum dreieinigen Gott hat zentrale Bedeutung für unser christliches, kirchliches und gottesdienstliches Leben, auch wenn es vielfach als unverständlich und unwichtig empfunden wurde und wird. Der heilige Patrick hat sich als guter Interpret erwiesen: Er hat eigens für seine Mission in Irland die Sprache der Einheimischen gelernt und ihnen von ihren eigenen Voraussetzungen das Geheimnis der Dreieinigkeit anschaulich vermittelt. Das ist eine Fähigkeit, die ich heute mitunter in der Kirche vermisse. Wir sind verpflichtet eine andere Sprache dafür in unseren Tagen zu finden.
Jedes bewusst gemachte Kreuzzeichen kann uns daran erinnern: Das Geheimnis des dreieinigen Gottes ist unbegreiflich. Wir können ihn nicht ergründen und begreifen. Er ist tiefer und unendlich größer, als wir Menschen erkennen, verstehen und sagen können.
Keines der Worte und Bilder, die wir verwenden, ist vollkommen angemessen. Wir dürfen aber vor Gott und von Gott nicht schweigen. Wir müssen von ihm und zu ihm reden, so gut wir das können. Dazu will uns das heutige Fest ermutigen!
In einem zeitgenössischen Gedicht beschreibt Andrea Schwarz, dass Gott ganz anders ist als unsere Erwartungen – siehe HIER.
„Gott ist ganz anders.“ Das will sagen: Gott entzieht sich all unseren menschlichen Vorstellungen und unserer Verstandeskraft. Er ist letztlich nie ganz zu begreifen und zu durchschauen. Gerade am heutigen Dreifaltigkeitsfest wird uns das wieder deutlich. Ein Gott in drei Personen, ein göttliches Wesen, aber drei personale Ausfaltungen, so lautet das Glaubensgeheimnis, an das wir heute erinnert werden. Amen.
Pater Peter wird im August nach 22 Jahren in der Pfarrgemeinde St. Otto Ebersdorf ins Bistum Passau wechseln. Anbei Bilder vom Dreifaltigkeitssonntag 2025 in der Filialkirche St. Marien Sonnefeld: