Seine Auslegung der Lesung (Apg 2, 1-11) und des Evangeliums (Joh 20, 19-23) zum Pfingstsonntag stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter den Titel „Frischer Wind“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Waren Sie schon einmal viele lange Stunden zusammen mit anderen Menschen in einem Raum, ohne, dass dieser gelüftet wurde?

Bäh, wir kennen wohl alle diese Erfahrung zum Beispiel aus einem ärztlichen Wartezimmer im Winter, wo obendrein dann auch noch die Raumtemperatur hoch ist. Solche Räume gibt es aber noch ganz andere: Luftschutzbunker oder eine U-bahn, die mitten in der Röhre stecken geblieben ist.

Nicht nur das Gefühl der Beengung, des Unwohlseins, des immer schlechter Luftbekommens, sondern auch das Empfinden von Angst, Ausgeliefert- und Gefangenseins nimmt überhand.

So eine Situation schildert der erste Satz aus dem heutigen Evangelium. Aus Furcht vor den Juden schlossen sich Jesu Jünger in einem Raum ein. Die Bedrohung ist die Angst vor Verfolgung, die Reaktion ein Sich-Einsperren. Es kann aber genauso andersherum sein.

Enge, Eingepferchtsein und ein Sich-Ausgeliefert-fühlen können zur Folge Angst und Atemnot nach sich ziehen.

Wie auch immer. Die befreiende Lösung ist das Öffnen von Fenstern und Türen, damit ein frischer Luftzug die verbrauchte Luft erneuert und gleichzeitig einem zumindest den Eindruck von etwas Freiheit und Erlösung geben kann. In vielen Situationen des Eingesperrt- und Abgesperrtseins ist dies leider nicht möglich. Da muss die befreiende Tat von außen kommen.

Jemand muss öffnen und befreien!

Genau dies macht Jesus – er kommt durch die verschlossenen Türen hinein in die Angst und die Enge, spricht Frieden zu, berührt und beruhigt seine Leute, dass Freude in ihnen lebendig wird. Und dann schenkt er ihnen einen neuen Geist, den Heiligen Geist. Er haucht sie an und beseelt sie mit Kraft, Energie, Zuversicht und neuem Mut.

Es ist gleichsam wie eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Daniederliegendes wird aufgerichtet und mit neuem Leben erfüllt. Es ist eine Hilfe zur Selbsthilfe, denn dann kann der niedergeschlagene Jünger wieder selbst auf die Beine kommen und nach und nach seinen Weg weitergehen. Nicht nur seinen eigenen, sondern auch den Weg der Verkündigung, dass seit der Auferstehung Jesu Neues, Heilendes, Tröstendes und Aufbauendes sich Bahn bricht.

Jesus und sein heilender Heiliger Geist locken uns aus unseren Verhocktheiten, aus unserer Ängstlichkeit und unserer Mutlosigkeit heraus.

Wie notwendig wäre dieser Geist nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern vor allem in der deutschen Kirche, die in letzter Zeit fast nur noch neurotisch-ängstlich um sich und das Negative in ihr kreist. All das Gute wird nicht mehr wahrgenommen und dann auch nicht mehr getan.

Miese Stimmung und Resignation brauchen Frischluft, einen Windstoß, nicht selten auch einen Tritt in den Hintern.

Erst vor kurzem durfte ich einen Kirchenpfleger kennen lernen, der sich trotz aller Negativstimmung der Großwetterlage der Kirche und den Unkenrufen von nicht wenigen Gemeindemitgliedern über Jahre hinweg nicht beirren lies. „Nicht viel reden, nicht viel nachfragen, einfach machen!“, so sagte er zu mir. Und die Kirche, für die er zuständig ist, steht sehr gut da. Noch viel wichtiger: Er hat einen Kreis von Männern und Frauen um sich geschart, die mit ihm am selben Strang ziehen. Der innere Kern der Gemeinde ist lebendig, dynamisch und voller Freude, trotz eines müd gewordenen Pfarrers und der allgemeinen innerkirchlichen Weltuntergangsstimmung.

Ich fragte ihn, woher er denn seine positive Kraft und seine widerständige Hoffnung nehme? Mit einem Lächeln im Gesicht erzählte er mir von seiner Kindheit und seiner Jugend in dieser Gemeinde, wo Glaube noch lebendig und voller Freude war. Diese Erfahrung konserviere er in sich und schöpfe immer wieder daraus. Was für ein kluger, weiser und mich animierender Mann!

Animieren kommt vom Wort „Anima“, was Seele bedeutet. Und die Seele lebt nicht aus nur sich selbst, sie bekommt ihre Kraft und Stärke von Außen, von Quellen der Inspiration und von Gottes Geist.

Gott sei Dank gibt es Pfingsten!

Gott sei Dank weht Gottes Geist, wo er will!

Gott sei Dank bläst er den Mief der stickigen Luft weg!

Komm, Heiliger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit Deiner Kraft. Amen.