In seiner Auslegung der Sonntagslesung (Röm 4, 18-25) und des Sonntagsevangeliums (Mt 9, 9-13) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir die Kraft des Hoffens.

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Mein junger Priesterkollege erzählte mir auf meine Frage, was er denn am Sonntag predigen werde, ein sehr eindrückliches Beispiel von gelebter Hoffnung.

Er ist verwandt mit einem Hotelier im Viersternebereich, der während der Coronazeit ein echtes Zeichen der Hoffnung ganz im Sinne der heutigen Lesung setzte. In der Lesung heißt es: „Gegen alle Hoffnung hat Abraham voll Hoffnung geglaubt, dass er der Vater vieler Völker werde…“ Und das in einem Alter und einer Situation, die überhaupt nicht dafür sprach.

Der erwähnte Hotelier renovierte seine aufwendige Küche von Grund auf als sich abzeichnete, dass die für Hotels und Gasthäuser existentiell überaus gefährliche Zeit noch länger dauern würde. Er nahm nicht nur viel Geld in die Hand – auf Hoffnung hin, dass sich das Blatt auch mal wieder wenden würde – er beschäftigte heimische Handwerker und gab seinem Personal die feste Zusage, dass es nach der Krise bei ihm eine feste Stellung wieder hätte. Nicht nur das, er gab seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen finanzielle Überbrückungshilfen in Form von zinslosen Darlehen. Seine Angestellten sagten ihm dafür zu, nicht zu kündigen und sofort wieder bei ihm zu arbeiten, sobald die Lage sich positiv geändert hätte.

Nach zweieinhalb schweren und langen Jahren wendete sich endlich das Blatt, der weit bekannte Hotelier konnte sofort wieder neu mit neuer Küche und mit hochmotiviertem Personal starten.

Er ist seit Monaten mit Warteliste ausverkauft und seine „Hoffnung wider alle Hoffnung“ zahlt sich nun aus.

Ähnliche Hoffnung erlebe ich bei vielen Schwer- und Schwerstkranken bei mir im Klinikum. Eine sehr ernst an Krebs erkrankte Frau Anfang Fünfzig mit vier Kindern zeichnet sich durch eine bodenständige Hoffnung aus, die mich immer wieder fasziniert. Seit ein paar Tagen hat sie in ihrem WhatsApp-Status ein Bild, das ich gerne beschreibe. Ein weiter Ausblick in die Ferne ist zu sehen. Im unteren Drittel ein stilles Meer, die beiden oberen Drittel ein Horizont mit morgendlicher Dämmerung. Darüber in großen Buchstaben stehen folgende Worte: „Glaube an das, was noch nicht ist, damit es werden kann.“

Glaube daran, vertraue darauf, hoffe es … wie der Hotelier und wie Abraham. Und dann, ja dann ist alles in Gottes Hand und Fügung.

Hoffnung ist keine Strategie, Hoffnung ist eine innere Haltung.

Bei Wikipedia, der Onlineenzyklopädie heißt es so treffend: Hoffnung ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht.

Hoffnung schenkt auf dem Weg des Durchhaltens nicht nur einem selbst seelische und körperliche Widerstandskraft, sie strahlt auch auf andere aus, erhellt dunkle Stimmungen und verbessert das Miteinander.

In meiner Wohnung stehen drei Worte in großen Lettern auf einer Wand. Es ist ein lateinisches Wortspiel: „Dum spiro spero! – So lange ich atme, hoffe ich!“

So lange ich atme, hoffe ich.

Amen.

Anbei ein Video-Statement von Pater Kreitmeir zum Atem der Hoffnung: