Pfarrer Kreitmeir: „Pfingsten fegt immer wieder wie ein Sturm Resignation und Angst hinweg“

In seiner Auslegung der Lesungen und des Evangeliums zum Pfingstfest (Lesung: Apg 2, 1-11; Lesung: 1 Kor 12, 3b-7.12-13; Evangelium: Joh 20, 19-23) geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir auf die beiden Gefühlsdimensionen Angst und Freude ein. Dabei beschreibt er, wie mit Pfingsten der Blick Richtung Freude weht.

Erstmals gibt es die Predigt von Pfarrer Kreitmeir zum Anhören als Audio-Datei. In bewährter Form folgt anschließend das Text-Format.

Hier die Worte seiner Predigt (auch als Audio-Datei hörbar – siehe unten)

Menschen vereinsamen, werden isoliert oder isolieren sich selbst. Ihre Furcht vor anderen Menschen, vor Begegnungen, vor Ansteckung lässt sie auf Abstand gehen. Die Angst ist ihnen ins Gesicht geschrieben, sofern man ihr Gesicht hinter der Maske, die sie tragen, überhaupt noch erkennen kann. Angstvolle Augen, Augen voller Angst kann man aber überall sehen und das stimmt mich traurig.

Menschen finden Gemeinschaft, … zueinander, … blühen auf. Sie haben keine Furcht vor anderen Menschen, vor Begegnungen und Berührungen. Sie lassen sich anstecken von Freude und Ergänzung. Ihr Gesichtsausdruck ist entspannt, ein Lächeln um Augen- und Mundwinkeln macht jedes Gesicht schön und steckt selbst zum Lächeln an. Freudvolle, strahlende Augen trotz allem, was auch war, ist und kommen mag, denn ein besonderer Geist beseelt diese Menschen. Und das stimmt mich glücklich.

Wahrscheinlich kennen Sie beide Gefühlsdimensionen aus Ihrem Umfeld und bei sich selbst. Die erste Beschreibung könnte aus einem dunklen Science-Fiction stammen, sie ist aber beängstigende Realität in unser aller Leben geworden – und das weltweit. Und wir wissen nicht, wie lange dies so bleiben wird. Ähnlich wie schon die islamistisch geprägten Terroranschläge seit Nine-Eleven 2001 und die weltweite Bankenkrise 2008, so hat CORONA unsere Welt bleibend und nachhaltig verändert, die Lage ist ernst. Die Gier und Trickserei der Autoindustrie, die auch weltweit wirtschaftliche Krisen auslöste, der Klimawandel, die Umweltzerstörung und die Überbevölkerung unserer Erde wollen wir hier mal etwas nach hinten schieben. Wie moderne apokalyptische Reiter gehen diese Bedrohungen kreuz und quer durch unsere Welt und nichts und niemand ist davon ausgenommen. Was wird das nächste sein?

Die zweite positive Beschreibung lässt uns aber aufhorchen, auf- und durchatmen, sie nährt unsere Sehnsucht nach Verbesserung und zaubert einen Lichtstrahl der Hoffnung auf unsere Seelen.

Deshalb möchte ich sie uns als Heilmittel, als Medikament nochmals vor Augen halten: Menschen finden Gemeinschaft, … zueinander, … blühen auf. Sie haben keine Furcht vor anderen Menschen, vor Begegnungen und Berührungen. Sie lassen sich anstecken von Freude und Ergänzung. Ihr Gesichtsausdruck ist entspannt, ein Lächeln um Augen- und Mundwinkeln macht jedes Gesicht schön und steckt selbst zum Lächeln an. Freudvolle, strahlende Augen trotz allem, was auch war, ist und kommen mag, denn ein besonderer Geist beseelt diese Menschen. Und das stimmt mich glücklich.

Das Gehörte erinnert irgendwie an das, was beim Pfingstgeschehen passierte: „… als die Jünger aus Furcht … bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! … Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen…“ (Joh 20, 19-20)

Es ist wirklich so: Wenn Schweres über uns hereinbricht, egal was es ist, dann ist es wichtig, dass wir uns nicht vereinzeln, dass wir der Angst, die erwiesenermaßen noch viel schlimmer ist als das, was der Angstauslöser ist, etwas als Therapeutika entgegensetzen:

Glaube, Hoffnung, Liebe sind neben Vertrauen, Disziplin, Vernunft, innerer Freude und dem Wissen einer Urgeborgenheit die Hauptheiler gegen alles, was lähmt, ängstigt und niederdrückt.

Friedrich Schiller verfasste schon 1797 sein Gedicht „Hoffnung“, das auch heute nichts an seiner Aktualität verloren hat und eine Tür ins Licht öffnet:

Es reden und träumen die Menschen viel
von bessern künftigen Tagen,
nach einem glücklichen goldenen Ziel
sieht man sie rennen und jagen;
die Welt wird alt und wird wieder jung,
doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
sie umflattert den fröhlichen Knaben,
den Jüngling locket ihr Zauberschein,
sie wird mit dem Greis nicht begraben.
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
erzeugt im Gehirne des Toren,
im Herzen kündigt es laut sich an.
Zu was Besser´m sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
das täuscht die hoffende Seele nicht.

Pfingsten ist seit 2000 Jahren kein leerer schmeichelnder Wahn, erzeugt im Gehirn von Toren, nein, Pfingsten fegt immer wieder wie ein Sturm Resignation und Angst hinweg, erwärmt, was erkaltet ist, lässt gesunden, was krank wurde, reinigt, was beschmutzt wurde und bewässert, was zu vertrocknen drohte.

Pfingsten kündigt sich immer wieder im eigenen Herzen und dann laut in unserer Welt an: Zu was Besser´m sind wir geboren. Und diese innere Stimme trügt nicht: Wer an Gott und Jesus festhält, wer sich von Vater, Sohn und Hl. Geist immer wieder überraschen und beseelen lässt, der empfindet in guten und in schweren Zeiten Beistand, Trost, Halt und Kraft.

Eine kindlich-vertrauende Seele bringt dies singend in tröstend-nährend-aufbauende Worte:

Eine kindlich-vertrauende Seele bringt dies singend in tröstend-nährend-aufbauende Worte (https://www.triangelis.de/uploads/media/Liedtext.pdf ):

1. Halte zu mir guter Gott
heut den ganzen Tag.
Halt die Hände über mich,
was auch kommen mag.
Halte zu mir guter Gott
heut den ganzen Tag.
Halt die Hände über mich,
was auch kommen mag.

2. Du bist jederzeit bei mir,
wo ich geh und steh,
spür ich, wenn ich leise bin,
dich in meiner Näh.
Halte zu mir guter Gott
heut den ganzen Tag.
Halt die Hände über mich,
was auch kommen mag.

3. Gibt es Ärger oder Streit
und noch mehr Verdruss,
weiß ich doch, du bist nicht weit,
wenn ich weinen muss.
Halte zu mir guter Gott
heut den ganzen Tag.
Halt die Hände über mich,
was auch kommen mag. 

4. Meine Freude, meinen Dank,
alles sag ich dir.
Du hältst zu mir guter Gott,
spür ich tief in mir.
Halte zu mir guter Gott
heut den ganzen Tag.
Halt die Hände über mich,
was auch kommen mag.