David Kadel im PG-Interview: „Bei der Suche nach Verlässlichkeit entdecken viele Fußballprofis Gottes Liebe“

David Kadel mit Thilo Kehrer (Foto: privat)

Während in der Gesellschaft der christliche Glaube immer mehr an Bedeutung verliert und dieser Trend sich einer aktuellen Studie zufolge noch dramatisch zuspitzen wird, zeigt sich im Bereich des Profi-Fußballs ein gegenläufiger Trend. Über dieses Phänomen wollten wir mehr erfahren und trafen einen, der es wissen muss – David Kadel.

Im Exklusiv-Interview für PromisGlauben sprach er auch über den Zusammenhang von Profi-Fußball und Glaube.

David Kadel ist Mentaltrainer im Profi-Fußball und arbeitet dort mit Fußballstars wie Thilo Kehrer von Paris St. Germain, Davie Selke von Hertha BSC Berlin oder Robert Bauer vom 1. FC Nürnberg zusammen. Sich selbst sieht der 52-jährige dabei als Inspirationstrainer, als der er auch auf Vortragsreise geht („Burn On“), um Menschen zu inspirieren.

Als  TV-Moderator hat David Kadel 5 Jahre lang das Talkformat „N24 Ethik“ moderiert.

Weiter ist er als Buchautor (zuletzt „Was macht dich stark“) und Filmemacher („Und vorne hilft der liebe Gott“) tätig, wo er sich mit Fußballstars wie Jürgen Klopp, David Alaba oder Heiko Herrlich u.a. über bleibende Werte und die Relevanz des christichen Glaubens für deren Leben austauscht.

Überdies gibt David Kadel auch Führungskräfte-Coachings in Unternehmen und ist des Weiteren mit einem Kabarettprogramm auf Tour. Aus der Motivation seines christlichen Glaubens heraus besuchte er zuletzt mit Davie Selke und Heiko Herrlich Gefängnisse, um dort mit den Gefangenen über die Liebe Gottes zu sprechen.

David Kadel mit Davie Selke und Heiko Herrlich beim Besuch von JVA’s (Fotos: privat)

Foto: PromisGlauben e.V. (David Kadel am 9.5.19 in der Stadthalle Landau)

Vom 07.05. – 09.05.19 war David Kadel auf Vortragsreise in Bayern (Landshut, Passau, Landau) und sprach zum Thema „Wenn Fußballer glauben“.

Vor seinem Auftritt in der Stadthalle Landau am 9.5. gab David Kadel unserem Redakteur Markus Kosian ein Interview. Darin berichtet er, wie das Thema Glaube in seine Arbeit einfließen kann und wie der Glaube im Gegensatz zur gesellschaftlichen Entwicklung immer mehr zum Phänomen in der Bundesliga wird. Außerdem sagt David Kadel, was ihm an Fußballspielern wie Thilo Kehrer oder Davie Selke sowie an Trainern wie Jürgen Klopp, Sandro Schwarz oder Heiko Herrlich besonders imponiert.

Markus Kosian (MK): David, dein berufliches Schaffen ist sehr vielfältig. Was machst du eigentlich am liebsten?

David Kadel (DK): Mein Herzensthema ist es, Menschen wach zu küssen. Denn ich glaube, dass viele Menschen heute echt ihr Leben verschlafen, dass Sie zu viel Reizüberflutung und Ablenkungen haben. Ich finde es jammer-schade, wenn Menschen nicht in ihre Berufung finden. Mein Job, den ich mit am liebsten mache, ist es, Menschen so zu inspirieren, dass sie danach sagen: ‚Mensch die Begegnung, der Vortrag oder das Coaching mit Ihnen hat mir so gutgetan, weil plötzlich machts Klick bei mir und ich finde zu mir und werde wach‘. Es gibt ein Zitat von Oskar Wilde, das ich sehr liebe: ‚Es gibt zwei Tage im Leben eines Menschen, die wichtig sind: der eine Tag, an dem wir geboren werden, und der andere Tag, an dem ein Mensch herausfindet, wofür er eigentlich lebt.‘ Und das hervorzurufen, ist meine Lieblingsarbeit.

David Kadel mit unserem Chef-Redakteur Markus Kosian

MK: Bei deiner Tätigkeit als Mentaltrainer arbeitest du mit vielen Fußballprofis. Beschreib mal kurz, mit wem du da zusammentriffst und was du so machst…

DK: Es gibt Fußballer, die das nicht wollen, dass man sie nennt. Denn es ist einfach so, dass manche Fußballer immer noch Angst haben, dass die Arbeit mit einem Mentaltrainer oder Psychologen in der Gesellschaft als Schwäche gesehen wird. Andere gehen damit selbst an die Öffentlichkeit. Also von Tilo Kehrer, Davie Selke oder Robert Bauer kann ich da ganz entspannt erzählen. Aber egal mit wem ich arbeite, es geht eigentlich immer darum, demjenigen bei seiner Zielerreichung zu helfen. Wir versuchen gemeinsam herauszufinden, wie wir den Fußballer zu der besten Version von sich bekommen, die er sein könnte. Dabei geht es um das, was im Fußball heute gefordert wird. Da hörst du überall ‚er muss brennen‘, ‚wir brauchen Mentalitätsspieler‘ oder ‚er muss on Fire sein und andere mitreißen‘. Du hörst schon, da heißt es ‚er muss, er muss, er muss‘. Aber das, worum es eigentlich geht, nämlich dass er sich zu einer Persönlichkeit entwickelt, mit hohem Selbstbewusstsein, wird ja in den Clubs gar nicht geschult. Und hier setzt meine Arbeit an, dass ich Spieler aktiv schule, dass sie nachhaltig on fire bleiben. Zu anfangs sage ich zum Beispiel: ‚Jetzt geht es dir vielleicht gut, Thilo Kehrer, du spielst bei Paris St. Germain und spielst für Deutschland, aber du willst ja, dass es in den nächsten Jahren so weiter geht und nicht, dass es heißt: ‚Achja der hat auch mal drei Länderspiele gemacht. Also wie kannst du weiter on fire bleiben?‘ Das ist die Frage, der wir auf den Grund gehen.

MK: In der Bundesliga bekennen sich immer mehr Profis zum Glauben an Gott. Inwieweit spielt der Glaube in deiner Arbeit mit den Profis eine Rolle?

DK: In meiner Arbeit als Mentalcoach mache ich keinen Etikettenschwindel. Da bin ich zwar Christ, aber ich rede da nicht über Gott, sondern ich helfe dem Spieler, seine Ziele zu erreichen. Meine Kernfrage in meiner Arbeit heißt „Was macht dich stark?“. Wenn jetzt der Fußballer die Frage beantworten soll, was ihn denn stark macht und dann irgendwie merkt, dass man im Glauben Kraft finden kann, was ja gerade in den letzten Tagen zu sehen war, als Lukas Moura von Tottenham oder Origi von Liverpool sich wie viele viele andere Fußballer zum Glauben bekennen… Wenn mich ein Spieler also danach fragt oder sogar konkret danach, wie man in der Bibel liest, dann stehe ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite und gebe Empfehlungen und sage dann auch, dass ich es in meinem eigenen Leben erfahren habe, welche Kraft der Glauben gibt und dass ich das auch bei Jürgen Klopp oder David Alaba sehe. Wenn man sich damit beschäftigt, wird man entspannter. Christliche Werte musst du aber erst mal erkennen und zu deinen Werten machen. Das macht dich dann stark.

MK: Hast du eigentlich eine Erklärung dafür, warum so viele Fußball-Profis gläubig sind und der Glaube hier stärker ist als in der Gesamtgesellschaft?

DK: Das ist etwas, das mich sehr beschäftigt, weil ich als Christ Gott und die Bibel liebe. Das hat mich dermaßen in meinem Leben bereichert. Deshalb macht es mich traurig, dass die Beschäftigung mit Gott und der Bibel in Deutschland immer weniger stattfindet. Und diese Kurve, die in der Gesellschaft Jahr für Jahr nach unten geht, geht aber im Fußball kurioserweise Jahr für Jahr nach oben. Hier haben wir eine gegenläufige Bewegung. Dabei stellt sich die Frage, warum das so ist. Die Antwort liegt für mich im Druck und in der unmenschlich hohe Erwartungshaltung, die im Profifußball herrschen und zu Ängsten führen. Das bringt junge Profis zum Nachdenken, wobei sie feststellen: ‚Ich brauch etwas, worauf Verlass ist‘. Auf die Liebe der Fans oder auf die Medien, die mich heute hypen und morgen zerfetzen, ist kein Verlass.

Bei der Suche nach Verlässlichkeit entdecken viele Profis Gottes Liebe, weil sie merken, dass Gott immer da ist.

Beim Lesen in der Bibel erkennen sie, dass Gott gerade dann bei dir ist, wenn du gesündigt oder versagst hast oder gescheitert bist und die Menschen dich verlassen. Das ist, glaube ich, das Geheimnis, warum die Bundesliga plötzlich so fromm geworden ist.

„Keine Liebe zu Gott zu empfinden, das wäre für mich nicht vorstellbar“

MK: Was bedeutet der Glaube für dich und was macht für dich einen Christen aus?

DK: Christsein bedeutet für mich in erster Linie nichts religiöses, nicht ein entfernter Gott, den ich mit irgendwelchen Gebeten oder Bibellesen befriedigen muss, sondern es ist eine Beziehung. Es ist dieses „Jeden Morgen wach werden“ und zu wissen „Gott ist da“. Ich mach mir jeden Morgen selbst bewusst, dass Gott jetzt da ist und das bringt mich zum Lachen, weil ich mich über seine Nähe freue. Christlicher Glaube hat für mich ganz viel mit Nähe zu tun und mit diesem Bewusstsein, dass Gott mit mir geht, auch in schwierige Situationen. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen und

ich könnte mir auch gar nicht mehr vorstellen, wie es wäre, ohne Gott zu leben.

Dann wäre mein Aufstehen am Morgen, meine Ziele im Leben und alles irgendwie so leer. Also keine Liebe zu Gott zu empfinden, das wäre für mich nicht vorstellbar. Und auch zu wissen, dass Gott auf mich wartet, wenn ich irgendwann mal tot umfalle, und dass ich nach Hause komme, wo ewiges Leben auf mich wartet, ist für mich sehr wichtig.

MK: Wer beeindruckt dich eigentlich von den Profis besonders, mit denen du als Mentaltrainer oder in deinen Buch- und Filmprojekten zusammengearbeitet hast?

DK: Alle eigentlich auf eine bestimmte eine Art und Weise.

MK: Nenn doch mal ein Beispiel…

DK: Thilo Kehrer ist für mich so ein Riesen-Beispiel von Entwicklung. Einer, der reflektiert, dass er jetzt zwar schon viel erreicht hat und gleichzeitig empfindet, dass er noch viel Luft nach oben hat. Das ist eine demütige Einstellung. Oder Davie Selke begeistert mich, weil er bei RB Leipzig ganz lange auf der Bank saß und nicht verbittert ist. Er hat es in Demut angenommen. Das ist eine fantastische Einstellung. Und Jürgen Klopp ist natürlich „The one and only“. “The normal one” ist eigentlich alles andere als normal, der ist völlig unnormal (David schmunzelt).

Jürgen Klopp ist außergewöhnlich und damit meine ich, nicht als erfolgreicher Trainer außergewöhnlich, sondern sein Charakter ist außergewöhnlich. Ich liebe diese Empathie, die er ausstrahlt.

Wenn er Menschen anschaut oder in den Arm nimmt oder eine Ansprache hält und Leute „anzündet“, dann merkt man, dass das eine Berufung ist. Der hat nicht nur den Beruf Trainer, sondern er ist meiner Ansicht nach von Gott berufen, Menschen Mut zu machen. Für mich ist Jürgen Klopp einer der letzten Ermutiger in Deutschland. Vor ihm ziehe ich meinen Hut. Auch Sandro Schwarz, Marco Rose oder Heiko Herrlich sehe ich als solche Ermutiger mit viel Empathie.

David Kadel mit Davie Selke, Jürgen Klopp und Sandro Schwarz (Fotos: privat)

MK: Eine kurze Frage zum Abschluss: Was ist deine Lieblings-Bibelstelle?

DK: Glaube hat für mich viel mit Freude zu tun. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich kein Christ, sondern längst Atheist wäre, wenn der Glaube keine Freude in mir auslösen würde. Die Freude am Glauben kommt in Psalm 34 Vers 6 wunderschön zum Ausdruck. Da heißt es: „Die auf Gott sehen, werden strahlen vor Freude.“ Das ist für mich der Gradmesser und eine Lebenslehre, das zu entdecken.

MK: David vielen Dank für dieses wertevolle Interview!

www.davidkadel.de

www.undvornehilftderliebegott.de

Youtube.de/kadelfernsehen

Am 18. Mai 2018 hielt David Kadel in seiner Tätigkeit als Inspirationstrainer am kaufmännischen Berufsschulzentrum Riesstraße in München vor 500 Schülerinnen und Schülern einen Vortrag zum Thema „Burn On – Wie wir mit Begeisterung leben können“. Dieser Event wurde von uns mit organisiert.

Hier unser Clip zu einer Inspirationsreise in 7 Etappen – Viel Freude und gute Gedanken beim Ansehen!!