Papst Franziskus: „Jesus Christus ist in der Lage, dieser Erde ein Herz zu verleihen“
Papst Franziskus hat seine vierte Enzyklika mit dem Titel „Dilexit nos“ („Er hat uns geliebt“) veröffentlicht, die in Kirchenkreisen als sein „geistliches Testament“ bezeichnet wird. Nach seinen Lehrschreiben „Lumen fidei“ (2013), „Laudato si'“ (2015), „Fratelli tutti“ (2020) beschreibt der 87-Jährige mit seinem aktuellen Werk „Dilexit nos“ den Kern dessen, von dem her seine vorherigen Sozialenzykliken zu verstehen sind: Die Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus gezeigt hat.
Wie Vaticannews zur neuen Enzyklika von Papst Franziskus berichtet, nimmt das neue Lehrschreiben Bezug auf die Aussage des Apostels Paulus „Er hat uns geliebt“, wie sie im Römerbrief 8,37.39 formuliert ist. Dazu betont das Oberhaupt der katholischen Kirche mit Bezug auf 1 Joh 4,10, dass das Herz Jesu uns ohne Vorbedingungen seine Liebe anbietet. Mit Verweis auf 1 Joh 4,16 fährt er fort:
„Dank Jesus ‚haben wir die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen.'“
Mit Blick auf aktuelle Gesellschaften, in denen sich „verschiedene Formen von Religiosität“ entwickeln, hebt Papst Franziskus den besonderen Gottesbezug im christlichen Glauben hervor, nämlich den „einer persönlichen Beziehung zu einem Gott der Liebe“. Die Bedeutung dieser Beziehung zu Gott, die für mehr als 2,6 Milliarden Menschen auf der Welt Relevanz besitzt (vgl. ntv.de), hebt Franziskus mit Blick auf die Weltgemeinschaft hervor, wenn er schreibt:
„Wenn wir aus dieser Liebe schöpfen, werden wir fähig, geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für die Umwelt Sorge zu tragen.“
Die gegenwärtige geistige Verfassung in unserer Welt beschreibt Papst Franziskus als sehr kritisch. Gerade deshalb müsse die Kirche, die Liebe wieder als den eigentlichen Kern der christlichen Botschaft verkünden und leben, mahnt der Pontifex an. Seiner Meinung nach vernachlässige das Christentum oft „die Zartheit des Glaubens, die Freude hingebungsvollen Dienstes, den Eifer für die Mission von Mensch zu Mensch“. Die Kirche sollte eine Vertiefung der Spiritualität zur Liebe Christi anvisieren, so dass Christen sich von neuem auf diese Spiritualität einlassen und neu erkennen, dass sie im Herzen Christi „das ganze Evangelium finden“. Dazu betont Franziskus:
„In jenem Herzen, erkennen wir endlich uns selbst und lernen wir zu lieben.“
Überhaupt gelte es für eine Welt, „die inmitten von Kriegen, sozioökonomischen Ungleichgewichten, Konsumismus und dem menschenfeindlichen Einsatz von Technologie“ stecke, „das Wichtigste und Nötigste“ wiederzufinden, nämlich: „das Herz“. Mit Blick auf das Herz Jesu schreibt der Pontifex:
„Wir werden getrieben, nur anzuhäufen, zu konsumieren und uns abzulenken, gefangen in einem entwürdigenden System, das uns nicht erlaubt, über unsere unmittelbaren und armseligen Bedürfnisse hinauszusehen. Die Liebe Christi steht außerhalb dieses abartigen Räderwerks, und er allein kann uns von diesem Fieber befreien, in dem es keinen Platz mehr für eine bedingungslose Liebe gibt. Er ist in der Lage, dieser Erde ein Herz zu verleihen und die Liebe neu zu beleben, wo wir meinen, die Fähigkeit zu lieben sei für immer tot.“
In einer Zeit, in der in Deutschland der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder darauf hinweist, dass es bei der an bayerischen Schulen neu eingerichteten Verfassungsviertelstunde darum gehe, die Prinzipien hinter der Verfassung zu verstehen, und der Allgemeinpädagoge Prof. Dr. Klaus Zierer in seinem neuen Buch die Ehrfurcht vor Gott zum wichtigsten Bildungsziel einer modernen Gesellschaft erklärt, hebt Papst Franziskus in „Dilexit nos“ die Begegnung mit der Liebe Christi hervor und schreibt:
„Wenn wir aus dieser Liebe schöpfen, werden wir fähig, geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für unser gemeinsames Haus Sorge zu tragen.“
Dabei erkennt der Papst in Menschen, die sich in der lebendigen Beziehung zu Jesus Christus verwandeln lassen, einen Motor, wenn er erklärt, dass Menschen, die die Liebe Christi erfahren hätten, gar nicht anders könnten, als „diese Liebe weiterzugeben, die ihr Leben verändert hat“. Ihr Bestreben sei es nicht „Zeit mit Diskussionen über zweitrangige Themen [zu] verlieren oder damit, Wahrheiten und Regeln aufzuerlegen, denn ihr Hauptanliegen ist es, das weiterzugeben, was sie erleben“.
Einer Kirche, die sich in Ritualen und nebensächlichen Debatten zu verlieren droht, mahnt der Papst an, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dazu betont er:
„Das christliche Lebensmodell ist attraktiv, wenn es ganzheitlich gelebt und zum Ausdruck gebracht werden kann: nicht als bloße Zuflucht in religiöse Empfindungen oder in prunkvolle Rituale.“
Vielmehr gehe es um den Dienst an Christus, der sich nicht mit einer individuellen Beziehung begnügt, sondern aus dieser heraus ein Interesse entwickelt, den anderen zu helfen, so dass sie weniger leiden und besser leben.
Zur Intension seines neuen Lehrschreibens hatte Papst Franziskus bereits am 5. Juni 2024 bei seiner Generalaudienz erklärt, dass es dazu beitragen solle, über die Aspekte „der Liebe des Herrn zu meditieren“, aber auch, einer Welt, die ihr Herz verloren zu haben scheint, etwas Sinnvolles zu sagen“.
Quellen: vaticannes.va, katholisch.de
Hinweis:
Die Enzyklika über die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu ist in fünf Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel erklärt „Die Wichtigkeit des Herzens“. Den Gesten und Worten der Liebe Christi ist das zweite Kapitel gewidmet. Im dritten Kapitel „Dies ist das Herz, das so sehr geliebt hat“ legt der Papst dar, wie die Kirche „über das heilige Geheimnis des Herzens Jesu“ denkt und in der Vergangenheit gedacht hat. In den letzten beiden Kapiteln hebt Papst Franziskus zwei Aspekte hervor, die ihm bei der Herz-Jesu-Verehrung wichtig erscheinen, um uns dem Evangelium näher zu bringen: die persönliche spirituelle Erfahrung und das gemeinschaftliche und missionarische Engagement. Das vierte Kapitel trägt die Überschrift „Die Liebe, die zu trinken gibt“. Das fünfte und letzte Kapitel „Die Liebe mit Liebe erwidern“ befasst sich mit den gemeinschaftlichen, sozialen und missionarischen Dimensionen einer echten Verehrung des Herzens Christi, die Christen zum Vater führt und zugleich zu den Brüdern und Schwestern hinaussendet (Quelle: vativannews.va)
Die Enzyklika „Dilexit nos“ von Papst Franziskus im Wortlaut gibt es:
PS: Die weiteren Enzykliken von Papst Franziskus gibt es HIER.
Anbei ein Statement des Passauer Bischofs Dr. Stefan Oster zur neuen Enzyklika von Papst Franziskus:
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