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Pater Christoph Kreitmeir: „Es ist wichtig, mit Gottvertrauen ins neue Jahr zu gehen“

Seine Auslegung zum heutigen Fest der Heiligen Familie (Gen 15, 1-6; 21, 1-3 und Lukas 2,22-40) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter das Thema „Sehnsucht nach heiler Welt“.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Das Fest dieses Tages soll uns das Thema der Familie nahebringen. Die drei Personen Jesus, Maria und Joseph werden uns als leuchtendes Vorbild der Eintracht und der Liebe vor Augen gestellt.

Hm, haben Sie diese frommen Worte aus meinem Mund eben gehört oder haben Sie ihre Ohren schon zugemacht und vielleicht gedacht: Ach, bitte nicht wieder so fromme Reden über Familie von einem Priester, der keine eigene Familie hat …

Also, ich könnte Sie verstehen, auch wenn ich die Sehnsucht nach der heilen Familie auch verstehe. Nur, der zeitliche und kulturelle Abstand der sogenannten Hl. Familie zu uns ist unendlich groß und … wer hört denn noch auf das, was die Kirche zu Ehe, Familie, Sexualität, Kinder, Erziehung zu sagen hat? Wenige, sehr wenige.

Damit könnte die Betrachtung des Festes zu Ende sein, wenn das dann doch nicht zu enttäuschend wäre.

Die Aufgabe eines Predigers ist die spirituelle Ermutigung und siehe da, ich finde sie in dem eben gehörten Text im Evangelium nach Lukas.

Hier ist ein Kern, den es zu entdecken und frei zu schälen gilt. Das Evangelium beginnt damit, dass die Eltern ihr Kind nach „Jerusalem bringen, um es dem Herrn zu weihen“ (Lk 2, 22).

Auch dieses Vorgehen erscheint uns fremd. Wer weiht heute noch sein Neugeborenes dem Herrn? Oder doch! Die Taufe ist etwas Ähnliches, wenn sie einem Kind noch gespendet wird. Aber auch das ist heute nicht mehr selbstverständlich.

Selbstverständlich ist aber eine Sehnsucht nach Segen für das neue und zerbrechliche Leben.

Der christliche Gott in der biblischen Evangeliumstelle schenkt mit der Szene im Tempel einen Raum, der von den damaligen Gestalten mit Rituellem, mit Sehnsucht und mit Ergriffensein gefüllt wurde. Es sind außer den Eltern zwei weitere Personen, ein alter Mann und eine alte Frau, die den Funken Gottes im Neugeborenen erkennen und davon völlig überwältigt sind. In diesem Augenblick wird ihnen klar, dass sich hier erfüllt hat, wonach sie sich ein ganzes Leben lang gesehnt, worauf sie gehofft, worum sie gebetet und gelitten haben.

Man darf auch annehmen, dass der betagte Simeon mit Tränen in den Augen jenes Gebet spricht, das seinen Platz im kirchlichen Nachtgebet gefunden hat: „Nun lässt du, Herr deinen Diener in Frieden scheiden …“
Dasselbe ist wohl von der Frau zu sagen, die im hohen Alter sich nur noch im Tempel aufhält. Sie erinnert an eine Großmutter, die bei einer Taufe mit Tränen in den Augen ihr Enkelkind in den Armen hält.

Szenen der Ergriffenheit wie diese sind eigentlich der große Schatz unserer christlichen Tradition. Es geht hier um mehr als um eine Episode, die man wieder vergisst.

Ergriffen sein heißt, dass Menschen in der Tiefe ihres Wesens getroffen sind, an jenem Punkt ihrer Existenz, an dem unser Personkern seinen Sitz hat.

Weil das Ganze von innen her geschieht, ist am Ernst und an der Echtheit eines solchen Erlebnisses nicht zu zweifeln. Solche Erfahrungen nähren lange, sehr lange. Die frohe Botschaft ist hier, dass eine Erfahrung dieser Art Menschen zusammenführt, zusammenschweißt. Dies gilt in besonderer Weise für die, die eine Familie bilden.

Es ist nicht zu leugnen, dass es heute nicht einfach ist, ein Familienleben positiv und dann auch noch christlich zu führen.

Anmahnungen und das scheinbare kirchliche Wissen um das Richtige sind es nicht, welche in heutiger Zeit weiterhelfen, sondern Räume des Erlebens, in denen Menschen vom Funken Gottes neu ergriffen werden.

Das heutige Fest der Hl. Familie ist am gleichen Tag wie Silvester, wo viele Menschen feiernd, tanzend und laut den Jahreswechsel begehen werden. Mir scheint aber – und meine Erfahrungen aus meiner Lebenswelt zeigen mir dies – , dass auch sehr viele ganz bewusst die Ruhe und die Besinnlichkeit suchen, weil der Wechsel von einem weltweit schwierigen Jahr in ein neues Jahr, das nicht viel leichter werden wird, einen eher nachdenklich stimmt.

Wie auch immer, ich selbst werde zur zweiten Gruppe gehören.

Es ist wichtig, mit einem Gottvertrauen ins neue Jahr zu gehen und gleichzeitig alles Negative nicht zu sehr an sich heran zu lassen.

Dankbarkeit, in einem immer noch reichen und stabilen Land leben zu dürfen, darf sich hinzugesellen und die Gabe, da, wo man gebraucht wird, einzuspringen, zu unterstützen und zu helfen.

Es war einfach schön, in den letzten Weihnachtstagen miterleben zu können, wie ganze Familien mit Kindern, wie Omas und Opas, wie auch Singles und eher traurig gestimmte Menschen in die Kirchen kamen, um die Krippen anzuschauen.

Es geht einfach ein guter Geist und eine Ergriffenheit von dem göttlichen Geschehen rund um Weihnachten aus und das hilft unserer Sehnsucht und unserer inneren Ergriffenheit durch Heiles und Heiliges.

Halten wir diese Sehnsucht lebendig. Denn dies gibt Kraft für unseren Alltag. Amen.