Foto: © Simon Stöckl / Pressefotos - heinzrudolfkunze.de

Rock-Poet Heinz Rudolf Kunze: „Die Leute sollten nochmal in die Bibel schauen“

Der Rock-Poet Heinz Rudolf Kunze, der aktuell auf Deutschland-Tour ist, gab anlässlich dessen der Berliner Zeitung ein mutiges Interview, in dem er zu verschiedenen tagespolitisch aktuellen Themen klare Stellung bezog. Dabei verwies der 65-Jährige auch auf die Bibel. Zudem zeigte sich der studierte Germanist irritiert, wenn in kirchlichen Predigten gegendert wird.

Bereits zum Evangelischen Kirchentag 2005 hatte Kunze die Hymne „Mehr als dies“ geschrieben. Damals erklärte der Sänger, der in den 80er Jahren mit dem Song „Dein ist mein ganzes Herz“ einen Gassenhauer landete:

„Nach meiner tiefsten Überzeugung gibt es mehr als dies, mehr als uns, mehr als das Diesseits.“

Zu seiner Beziehung zur Kirche ließ er wissen, dass er bis dato „als evangelischer Christ eher eine wohlwollende Karteileiche“ gewesen sei. Allerdings sei er bewusst nicht aus der Kirche ausgetreten, was er wie folgt begründete:

„Ich finde, dass es keineswegs etwas Überholtes ist, zu seinem Glauben zu stehen. Die Zugehörigkeit zum Christentum ist mir mehr wert als diese allgemeine Beliebigkeit vieler Menschen, die sich für modern halten.“

 

In den letzten Jahren bezog Heinz Rudolf Kunze des Öfteren Stellung zum Thema Glauben (wir berichteten), so etwa in Interviews zu seinem 2018er Album „Schöne Grüße vom Schicksal“. Dazu äußerte der Sänger und Schriftsteller u.a.:

„Ich möchte mir vorstellen dürfen, dass das Ganze auf Erden doch irgendeinen Sinn hat.“

Weiter gab Kunze zu bedenken, dass er an dieser Hoffnung festhalten wolle, gerade wenn er diesen Sinn nicht erkennen könne. Und weiter:

„Aber mit der Vorstellung, dass wir alle nur eine zufällige Zusammenballung von Molekülen sind und das alles nur chemische und biologische Zufallsereignisse sind, könnte ich nicht leben. Ich möchte hoffen dürfen.“

 

Im Herbst 2018 äußerte sich Kunze im Gespräch mit dem Benediktinermönch Bruder Thomas Quartier u.a. wie folgt zu seinem Glauben:

„Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht und es schon in vielen Interviews zugegeben, zuweilen vor sehr ungläubigen Gesichtern, dass ich an meinem alten Kinderglauben insofern festgehalten habe, dass ich jeden Tag einmal bete.“

Bruder Thomas Quartier bezeichnete daraufhin das Gebet als einen Teil der „Kunst des Glaubens“. Auf diesen Impuls betonte Heinz Rudolf Kunze:

„Ich bete, weil ich will, dass es einen Gott gibt. Ich unterstelle das einfach.“

 

Dass er auch durchaus bibelfest ist, zeigte der Song-Poet aktuell im Interview mit der Berliner Zeitung. Kunze beklagte, dass ihn „ein junger Schnösel“ von der Süddeutschen Zeitung in einem aktuellen Artikel „extrem schlecht“ behandelt habe. Dieser Journalist habe von seiner „angeblich zu flapsigen und zu wenig betroffenen Aussagen“ zu seinem Vater berichtet, der bei der SS war und nach dem Zweiten Weltkrieg nach elf Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft mit dem letzten Zug von Heimkehrern im Januar 1956 zurückkam. Der Autor könne das Geäußerte, was Kunze als „Unverschämtheit“ bezeichnet, „gar nicht beurteilen“, weil er seinen Vater nicht gekannt habe.

Dass sich auch auf Twitter Stimmen erhoben, die seine Äußerungen in einem Interview mit dem Deutschlandfunk zu seinem Vater als unangemessen gängelten, kommentierte Kunze gegenüber der Berliner Zeitung mit Verweis auf den roten Faden des Evangeliums (Lukas 6,36-38):

„Die Leute, die entweder meinen Vater verurteilen oder mich in der Art, wie ich über ihn rede, sollten nochmal in die Bibel schauen: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“

 

Weiter zeigte sich der Liedermacher und Schriftsteller, der bislang 489 Lieder veröffentlicht und nach eigenen Angaben weitere rund 5700 Texte geschrieben hat, von denen mehr als 1900 veröffentlicht sind, irritiert, dass sich zu Ostern in vielen Predigten Genderformen wiederfanden. Dazu sagte der studierte Germanist und Philosoph, der das Erste und Zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ablegte:

„Vor vier Wochen sprach irgendein Pastor in seinem Wort zum Sonntag von ‚Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen‘. Da wollte ich wieder mal aus der Kirche austreten. Die Geschichte so umzulügen, weil einem nicht gefällt, dass Jesus keine Jüngerinnen besaß, macht mich rasend.“

Dass das Gendern derart um sich greife, sei seiner Meinung nach möglich, weil diejenigen, „die diese Meinung vertreten, sehr aggressiv und durchsetzungsfähig sind“. Dabei brachte Kunze zum Ausdruck, dass er bei diesem Thema wie der Philosoph Peter Sloterdijk empfinde, der das Gendern als „neo-mittelalterliche Tollwut“ bezeichnete. Was vom Gendern zu halten sei, betonte Kunze in Anlehnung an Worte der ehemaligen Familienministerin der CDU, Kristina Schröder, wie folgt:

„Die deutschen, bestimmen Artikel „der“, „die“, „das“ sind nicht geschlechtsversklavend. Denn jeder ist DER Mensch, jeder ist DIE Person und jeder ist DAS Opfer – egal ob Männlein, Weiblein, divers, Pinguin oder Edelstein.“

Auch zu anderen tagespolitischen Themen bezog Kunze im lesenswerten Interview mit der Berliner Zeitung Stellung.

 

Als Heinz Rudolf Kunze Mitte April mit seinem Solo-Programm „Wie der Name schon sagt“ im Bietigheimer Kronenzentrum auftrat, titelte die Bietigheimer Zeitung mit der Headline „Ein Künstler, der Stellung bezieht“ und schrieb: „Mit zuweilen humorvoller Ernsthaftigkeit lässt er seinen Gedanken zu gesellschaftlich und politisch zeitgenössischen Themen freien Lauf. Seine Worte setzen ein ordentliches Maß an Informiertheit voraus: Das Publikum muss politisch und gesellschaftlich up-to-date sein, um Kunzes Flughöhe zu erreichen. Sein Programm fordert Wachsamkeit.“

Auch auf seiner aktuellen Band-Tour zeigt Heinz Rudolf Kunze in Ansagen zwischen den Songs Haltung.

Quellen: berliner-zeitung.de, ekd.de, promisglauben.de, welt.de(1), welt.de (2), bietigheimerzeitung.de

Anbei der Song „Mehr als dies“, den Heinz Rudolf Kunze für den Evangelischen Kirchentag 2005 geschrieben hat: