Pater Dr. Peter Uzor: „Der Advent bringt Licht in die Welt und in uns“
Seine Predigt zum 1. Advent 2025 betitelt unser geistlicher Begleiter Pater Dr. Peter Uzor mit der Headline „Aufbrechen zum Licht -Wachsam bleiben für das Gute“. Dabei beschreibt er drei hoffnungsvolle Bilder, die uns die Bibel mit den Lesungen und dem Evangelium am 1. Advent an die Hand gibt.
Anbei die Worte seiner Predigt:
Mit dem 1. Advent treten wir heute in ein neues Kirchenjahr ein. Es ist ein Neubeginn -leise, hoffnungsvoll, und doch voller Kraft.
Advent heißt: Gott kommt. Er kommt in unsere Geschichte, in unsere Welt, in unser persönliches Leben. Und wir dürfen uns -Schritt für Schritt -auf den Weg machen, ihm entgegenzugehen.
Die Bibel gibt uns heute drei starke Bilder an die Hand (Jes 2,1-5, Röm 13,11-14, Mt 24,29-44):
- den Berg des Friedens (Jesaja),
- die Waffen des Lichts (Paulus),
- die wachsame Haltung (Evangelium).
Sie alle zeigen uns, wie wir im Advent leben können.
„Kommt, wir gehen hinauf zum Berg des Herrn“ -ein Bild für unsere Zeit
Die Vision des Propheten Jesaja ist geradezu atemberaubend: Menschen aller Sprachen, Nationen und Kulturen strömen gemeinsam einem Licht entgegen -hinauf zum Berg Zion. Nicht getrieben von Angst, nicht gedrängt von äußeren Mächten -sondern geführt von einer inneren Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit. Sie suchen den Ort, an dem Menschen lernen, wie Frieden wächst. Sie lernen dort, dass jeder Mensch Würde hat. Dass Gerechtigkeit möglich ist. Dass Konflikte nicht das letzte Wort haben müssen.
Jesajas Worte klingen in unsere Tage hinein, in ein Jahr 2025, das viele Wunden und Spannungen zeigt: Kriege haben uns erschüttert, politische Unsicherheiten verunsichern, wirtschaftliche Herausforderungen drücken, der gesellschaftliche Umgangston ist härter geworden.
Viele Menschen fragen: „Wie soll es weitergehen? Wird es besser? Ist Frieden realistisch?“
Jesaja sagt: Ja, er ist möglich. Aber er entsteht nicht zufällig. Er entsteht, wenn Menschen sich gemeinsam auf den Weg machen – hin zum Licht Gottes, hin zu einer anderen Sichtweise, hin zu einer Haltung, die Frieden sucht, und nicht nur auf eigenes Interesse pocht.
Im Advent entzünden wir die erste Kerze. Ein kleines Licht -und doch verändert es das Dunkel. Es sagt uns: beginne klein -aber beginne.
„Legt die Waffen des Lichts an“ – ein Kampf im Herzen
Paulus erinnert uns daran, dass der Weg zum Frieden immer innen beginnt. Wir alle kennen die kleinen Finsternisse, die sich im Herzen einnisten können: -Gereiztheit, -Misstrauen, -Neid, –Eifersucht,-Resignation, -der Gedanke: „Was ich tue, macht doch keinen Unterschied.“ 2025 haben viele Menschen diese innere Erschöpfung gespürt. Die Dauerkrisen der letzten Jahre haben Spuren hinterlassen: in Familien, in Freundschaften, in Gemeinden, in der Gesellschaft.
Darum lädt der heilige Paulus uns ein: „Legt ab die Werke der Finsternis, was dunkel macht. Und legt an die Waffen des Lichts, was Licht schafft.“
Was sind diese Waffen des Lichts? Sie sind nicht aus Stahl, sondern aus Gnade: Nicht Gewalt, nicht Härte, sondern:
- Güte, die entwaffnet;
- Ehrlichkeit, die befreit;
- Wachheit, die das Gute nicht übersieht;
- Mut, der kleine Schritte geht;
- Wachsamkeit, damit wir nicht in Gleichgültigkeit versinken;
- Liebe, die Geduld hat.
Diese Waffen verändern Beziehungen. Sie verändern Stimmungen. Sie verändern Orte. Und sie tragen das Licht Gottes weiter.
„Bleibt wachsam“ -mitten in einer bewegten Welt
Das Evangelium wirkt auf den ersten Blick dramatisch: Erschütterungen, Chaos, Unsicherheit. Er spricht offen über die Zerbrechlichkeit der Welt. Und doch spricht Jesus nicht, um Angst zu machen, sondern um zu stärken. Er beschreibt eine Welt im Umbruch – so wie wir sie erleben: Klimaveränderungen, digitale Umbrüche, technologische Sprünge, gesellschaftliche Brüche, politische Spannungen weltweit.
Mitten in all dem sagt Jesus: „Bleibt wachsam – nicht ängstlich, aber aufmerksam.“
Wachsam sein heißt: nicht einschlafen im Alltag, nicht resignieren, nicht nur funktionieren – sondern innerlich offen bleiben für das Gute, das möglich ist.
Jesus ruft uns nicht zur Panik, sondern zur Bereitschaft: Bereit, kleine Schritte des Guten zu gehen. Bereit, Türen zu öffnen – für Gott, für den Nächsten, für das Leben.
Der Advent als tägliches Türöffnen
Für Kinder gehört der Adventskalender dazu. Jeden Tag ein kleines Türchen – mit einer Überraschung dahinter. Wie wäre es, wenn wir Erwachsenen dieses schöne Bild aufnehmen?
Ein Advent, in dem wir Jesus jeden Tag eine Tür öffnen:
- die Tür der Geduld, wenn der Alltag hektisch wird;
- die Tür der Versöhnung, wenn wir jemanden meiden;
- die Tür der Aufmerksamkeit, wenn jemand unsere Nähe braucht;
- die Tür des Glaubens, wenn Zweifel nagen;
- die Tür des Gebets, wenn uns die Worte fehlen.
So wächst Wachsamkeit -nicht durch Anstrengung, sondern durch Offenheit.
Wo Jesus ankommt, verändert sich etwas.
Advent heißt: Gott kommt in unsere Welt – und durch uns auch zu anderen. Wenn Jesus ankommt, wird es heller, wächst Trost, heilt Unfrieden, öffnen sich Wege, die vorher verschlossen waren.
In einer Zeit, die so sehr nach Hoffnung hungert, sind wir gerufen, Lichtträger zu sein – durch kleine Gesten, die vielleicht niemand beachtet und die doch alles verändern können.
Liebe Schwestern und Brüder, machen wir uns auf in diesen Advent:
- wie die Völker in Jesajas Vision,
- wach und bereit wie im Evangelium,
- mit den Waffen des Lichts, von denen Paulus spricht.
Wenn wir dem Licht entgegengehen, wird Gott nicht fern bleiben. Und vielleicht spüren wir dann: Der Advent bringt nicht nur Licht in die Welt – er bringt Licht in uns. Amen.
Anbei ein Statement der Schauspielerin Simone Thomalla beim gestrigen Adventsfest der 100.000 Lichter, zu dessen Wahrwerden Pater Peter in seiner Predigt einen Weg aufzeigt.



