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Pater Christoph Kreitmeir: „Jesus nennt seine Anhänger Freunde“

In seiner Auslegung der Sonntagslesung (Apg 10, 25-26.34-35.44-48) und des Sonntagsevangeliums (Joh 15, 9-17) zum heutigen 6. Sonntag der Osterzeit beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir das Angebot der Gottesfreundschaft als wichtigen Baustein des Christentums.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Von der heutigen Lesung ist mir noch wohlwollend in Erinnerung geblieben, dass Petrus zum römischen Hauptmann, der sich vor ihm niederwirft, sagt: „Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch.“

Das ist nicht nur menschlich sehr sympathisch, sondern es ist auch ein Hinweis auf den Pfingstgeist, der enge Grenzen zwischen Juden und Heiden aufbricht.

Petrus geht in dieser Begegnung mit dem Heiden auf, dass Gott nicht auf die Person, den gesellschaftlichen Stellenwert, die Religionszugehörigkeit oder ähnliches mehr sieht.

JEDE und JEDER ist Gott willkommen, „wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“, so sagt es Petrus, der sich innerlich gewandelt hatte. Nicht mehr eng, sondern weit …

Das, was Jesus seinen Jüngern immer wieder gepredigt und vorgelebt hatte, kommt nun im Herzen an und lebt das, was Jesu Geist ausmachte. So sagt Jesus heute im Evangelium: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte … Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“

Ein Freund, eine Freundin ist jemand, der uns durch Dick und Dünn begleitet, der uns seelenverwandt ist, auf den wir zählen können, mit dem wir uns in guten oder schweren Zeiten gegenseitig bereichernd austauschen können.

Jesus nennt seine Anhänger Freunde. Und Freunde spüren sensibel, worauf es dem anderen ankommt, was ihm wichtig ist.

Echte Freundschaft ist ein hohes Gut. Für einen echten Freund ist man bereit, vieles zu geben. In einer Freundschaft kann ich mich zeigen, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinen Ecken und Kanten. In einer Freundschaft kann ich vertrauen – und dadurch häufig über mich selbst hinauswachsen.

Gleichzeitig machen wir auch die Erfahrung, dass man sich in einer Freundschaft nicht besitzt, dass man den anderen nicht als Objekt behandeln kann – oder gar als sein Eigentum. Freundschaft muss gepflegt werden: Sie braucht Zeit und Raum. Eine gute Freundschaft hält es sicher aus, wenn es eine Zeitlang wenig Platz für sie gibt, aber ab und zu braucht sie neue Aufmerksamkeit von beiden Seiten.

All das schwingt mit, wenn Jesus seine Jünger Freunde nennt. Für Jesus gehören Liebe und Freundschaft zusammen. Jesus bietet eine innige Verbundenheit an, die den ganzen Menschen mit Haut und Haaren, mit Wollen und Tun umfasst.

Als Christ geht es also nicht primär darum, irgendwelche Gebote zu erfüllen, sondern darum, mich immer neu für Jesus Christus und seine Freundschaft zu öffnen.

Es geht darum, seine Liebe und Hingabe in meinem Leben aufzuspüren und zu spüren. Dann erfülle ich ganz von alleine das, worauf es ankommt.

Das Phänomen der Freundschaft wird seit einiger Zeit von Philosophie, Psychologie und Spiritualität wieder neu entdeckt. Da gibt es viele hilfreiche Erkenntnisse und Tipps, wie wir Freundschaft zu uns selbst, zu anderen und auch zu Gott pflegen können. Und manchmal ist auch ein Blick in die Literatur hilfreich.

Der Dichter Friedrich von Bodenstedt (1819-1892) schenkt uns wunderschöne Zeilen über die Freundschaft, die Sie unter folgendem Link finden können: https://www.gedichte7.de/freundschaft-bodenstedt.html

Anbei zwei Lieder für Groß und Klein, die die Worte von Pater Kreitmeir schön nachklingen lassen: