Bülent Ceylan: „Steh zu deinem Glauben“
Comedian Bülent Ceylan hat sich 2019 taufen lassen. Im Interview erzählt er, was sich seitdem verändert hat, wie er Jesus spürt und welchen Humor Gott hat.
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift lebenslust (Nr. 2 /2022) erschienen. Lebenslust gehört zum SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.
Die Fragen stellten mehrere Journalistinnen und Journalisten auf dem CHRISTIVAL22 in Erfurt.
Bülent, als hauptberuflicher Künstler musst du dich und deine Kunst immer wieder neu erfinden. Wo sagst du: „Das bin ich. Da ändere ich nichts dran“?
Bülent Ceylan: Erst mal muss ich hinter dem stehen, was ich mache, Spaß daran haben und authentisch bleiben. Ich glaube, das macht Künstlerinnen und Künstler aus.
Es kommt immer darauf an, wie man einen Witz verpackt. Wenn die Leute dich sympathisch finden, kannst du auch mal einen Witz machen, der vielleicht nicht so toll war – aber trotzdem haben alle gelacht.
Ich habe immer das gemacht, was ich gut finde, und mir nichts aufzwingen lassen.
Und ich baue immer eine Beziehung zwischen meinem Publikum und mir auf, das ist wie eine Liebe. Ich spiele dann nicht einfach mein Programm ab.
Heute bin ich sehr aufgeregt, muss ich sagen. Ich bin zwar schon 24 Jahre auf der Bühne, aber so ein Festival ist nochmal was anderes. Es ist so ein bisschen Big Family. Ich denke, dass es schon cool wird.
Hier beim CHRISTIVAL kommen bis zu 13.000 Menschen zusammen, Gesellschaft und Gemeinschaft wird großgeschrieben. Was bedeuten dir Gesellschaft und Gemeinschaft, auch in deinem eigenen Glauben?
Sehr viel. Ich habe eben ja schon gesagt: Es ist wie Familie. Ich besuche gern auch mal Kirchen, wenn ich auf Tour bin – und dann nehme ich manchmal Ali, einen Freund, mit, der Muslim ist.
Ich finde es toll, dass ein Muslim einen Christen auf ein CHRISTIVAL begleitet. Diese Offenheit ist wichtig, die brauchen wir.
Für mich gibt es nur diesen Gott, das ist mein Glaube, aber ich muss akzeptieren, dass die Welt ist, wie sie ist.
Mein Publikum ist ja auch gemischt, auch Atheisten sitzen mit drin, mit denen ich auch Diskussionen führe. Für mich persönlich war es ein langer Weg zum Glauben, meine Mutter ist Katholikin, mein Vater Muslim – und dass man dann nicht automatisch auch Muslim ist, das muss ich heute teilweise noch erklären.
Du hast dich 2019 evangelisch taufen lassen. Was hat sich seitdem verändert?
Ich bin so beschenkt worden, das ist echt krass!
Der Glaube hat so viele Türen geöffnet, das glaubst du nicht!
Und viele Leute haben sich persönlich mir gegenüber offenbart, die auch gläubig und zu mir gekommen sind. Leute wie Michael Herberger zum Beispiel, der „Sing meinen Song“ (eine Fernsehsendung; Anm. d. Red.) gemacht hat, die „Söhne Mannheims“, Xavier Naidoo und viele andere Sachen produziert hat. Oder Florence Joy Enns, die auch heute hier auftritt. Da merkst du, das verbindet einen mehr: Die Leute sind dir fremd – und doch nicht fremd. Man weiß, man glaubt an denselben Gott, das verbindet. Du hast ein gemeinsames Ding, feierst Weihnachten und Ostern anders.
Du bist Fachmann für Humor: Welchen Humor hat Gott deiner Meinung nach?
Einen sehr, sehr guten. Keinen Humor, der andere verletzt. Ich für mich habe entschieden, mich nicht über kranke Menschen lustig zu machen.
Ich habe mich mal über Papst Johannes Paul II. lustig gemacht – das fanden auch viele Katholiken witzig, aber nur in Deutschland. Dann hab ich mir aber gesagt – meine Mama ist ja katholisch: Das musst du jetzt auch nicht mehr machen. Über Religion, über Glauben und Glaubensgemeinschaften mache ich mich nicht mehr lustig.
Aber ich glaube, dass der liebe Gott auf jeden Fall Humor hat, sonst würde ich ja nicht existieren. Ich sage immer: Wenn er keinen Humor hätte, würden wir ja nicht lachen können. Er hat uns doch erschaffen, das wäre ganz komisch ohne Humor. Also, ich denke, Gott hat guten Humor. Was er nicht mag, ist, wenn jemand bloßgestellt wird.
Du hast dem Tagesspiegel mal gesagt, dass es in der Bibel viele Dinge gibt, die du kritisierst. Trotzdem glaubst du an Jesus – warum?
Das ist eine super Frage. Die fordert mich richtig heraus. (lacht) Okay, erstens: Was heißt „kritisiert“? Es gibt Sachen in der katholischen Kirche, zum Beispiel den Zölibat oder das Verbot von Kondomen. Das ist heute nicht mehr angemessen, finde ich.
Und wenn Leute geheiratet haben, sieht die Realität manchmal leider so aus, dass beide nicht mehr glücklich sind, versuchen, das durch den Glauben zu kitten, aber irgendwann passt es einfach nicht mehr. Ich war auch vorher schon mal verheiratet – aber meine jetzige Frau ist mein Engel. Und alle lieben sie.
Darum sage ich immer: Irgendwas hat Gott dann doch vorgehabt. Um es deutlich zu sagen: Ich bin nicht generell für Scheidungen. Aber wenn es einfach nicht mehr geht, muss man da auch offenbleiben.
Auch wenn Christen sich sonst in Zwängen fühlen und meinen: Ich muss jede Woche in die Kirche, sonst bin ich kein guter Christ … Da denke ich:
Mir ist einer, der einfach an Gott glaubt, lieber, als einer, der nur so tut und sagt, ich bin ein toller Christ, aber eigentlich spürst du es nicht.
Das ist nicht gut.
Das Allerwichtigste ist: Ich habe mich frei für meinen Glauben entschieden. Meine Kinder erziehe ich zwar christlich, aber am Ende kann ich sie nicht dazu zwingen. Okay, manchmal versuche ich sie schon ein bisschen da hinzuleiten (lacht). Aber ich würde sie nie zwingen.
Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass ich Jesus Christus gespürt habe.
Gott sei Dank habe ich diese Erleuchtung gehabt – und ich erzähle darüber, wenn ich gefragt werde.
Bild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay (CC0 1.0)
Hast du Jesus heute schon gespürt?
Heute? Ja, schau mal. Bei dem Interview hier mache ich es ganz anders als bei anderen. Ich habe heute so viel über meinen Glauben gesprochen wie noch nie in Interviews. Weil ich spüre, es ist der richtige Zeitpunkt.
Manchmal ist es auch schwierig. Ich habe neulich einen getroffen, der hat erst sein Kreuz getragen, aber dann hat er es versteckt. Ich habe ihn gefragt, wieso. Da meinte er: „Ich weiß nicht“. Also sag ich:
„Nee. Steh zu deinem Glauben! Zieh dein Kreuz an!“
Das ist komisch. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Leute sich rechtfertigen müssen, wenn sie sagen, sie glauben an Jesus Christus und an Gott. Warum eigentlich?
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift lebenslust erschienen. Lebenslust gehört zum SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.
Abdruck hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Pascal Alius (Online-Redaktion www.jesus.de / Redaktion MOVO www.movo.net)