Enthüllungs-Journalist Hans Leyendecker: „Für mich war Gottvertrauen immer mein Puls“

Der Journalist Hans Leyendecker, der als einer der profiliertesten investigativen Journalisten und seit 1982 viele politische Affären in Deutschland und im Ausland aufdeckte, feierte gestern seinen 70. Geburtstag, worüber die Presse vielfach berichtete. Ein Thema dabei war sein christlicher Glaube. Heute leitet er, der für seine journalistische Tätigkeit vielfach ausgezeichnet wurde, den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019 in Dortmund.

Leyendecker enthüllte Leyendecker 1982 für den „Spiegel“ den Flick-Parteispendenskandal, später auch milliardenschwere Korruptionsaffären bei Siemens und Volkswagen. Einen der Höhepunkte seiner Karriere stellte die Enthüllung der sog. „Panama Papers dar, wo er seinerzeit bei der Süddeutschen Zeitung einen Journalistenpool aus 80 Ländern leitete und Millionen von geleakten Seiten zu Steuerbetrug und Geldwäsche zusammengetragen und ausgewertet hatte.

Seine Motivation beschrieb Hans Leyendecker gegenüber dem Deutschlandfunk Kultur folgendermaßen:

„Herauszufinden, wie etwas wirklich ist – und ich glaube, auch ein Stück Gerechtigkeit. Wenn jemand gegen die Würde eines Menschen verstößt, beispielsweise Waffenhandel: Das waren Geschichten, die ich am liebsten gemacht habe.“

Halt und Bodenhaftung gaben ihm in seinem Tun seine Familie (Leyendecker hat 5 Kinder und 10 Enkelkinder) und sein christlicher Glaube. Dazu sagte er:

„Für mich war Gottvertrauen immer mein Puls.“

Im Interview mit der Westfalenpost hob er im Februar 2019 die Bedeutung von Gottvertrauen für sein Leben hervor. Er habe Vertrauen in Menschen und:

„Vor allem aber habe ich auch Gottvertrauen. Mit allen Warum-Fragen, die es gibt, wenn Schicksalsschläge da sind, wenn Krankheiten da sind. Aber ich habe großes Gottvertrauen. Und der alte Satz, dass ‚Gott mich hält‘, der trägt mich auch.“

Beim Neujahrsempfang der Evangelischen Kirchengemeinden Bergisch Gladbach und Altenberg/Schildgen hielt Hans Leyendecker in der Heilig-Geist-Kirche in Bergisch Gladbach-Hand die Festpredigt über die Kirchentagslosung „Was für ein Vertrauen“ aus 2. Könige 18/19. Dabei äußerte er die Überzeugung, dass man nur im Vertrauen auf Gott für andere da sein könne. Dazu betonte er:

„Gottvertrauen ist die Grammatik des christlichen Lebens.“

Weiter begründete er dazu:

„Weil Gott mitgeht, auch wenn wir falsch abbiegen. Er füllt unsere Netze und unser Herz. Wir stehen nicht rum mit unseren vollen Netzen. Wir fahren heraus, weil wir auf den Fang vertrauen. Das Gottvertrauen hilft uns, andere zu halten und auszuhalten. Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“

Leyendecker, der katholisch aufwuchs, nannte sich selbst 2008 in einem SWR-Interview einen von Haus aus „rheinischen Katholiken“. Vor einigen Jahren konvertierte er zur evangelischen Kirche, für die er über Jahre zuvor aktiv war und für die er nun das Amt des Kirchentagspräsidenten begleitet.

Zu seinem Glauben äußerte er aktuell im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro:

„Ich bin Christ, der gern in der Bibel liest. Ich habe die Kompetenz eines gläubigen Laien.“

Eine besondere Bedeutung hätten für ihn die biblischen Texte, die sich mit Geld beschäftigten, weil es dabei um die Fragen gehe,  „die mich auch als Journalist betreffen, wenn ich mich um Korruption und Steuerbetrug kümmere“, so Leyendecker im Pro-Interview.

Seit 1975 hat er mit seiner Frau an jedem Evangelischen Kirchentag teilgenommen. Zur Bedeutung dieser Krichentage für sein Leben sagte er im Deutschlandfunk-Interview:

„Der Kirchentag war für mich immer wie eine Tankstelle.“

In diesem Jahr ist er nun sogar Präsident des Evangelischen Kirchentages. Dazu sagte der renommierte und preisgekrönte Journalist:

„Für mich ist das die größte Ehre und Auszeichnung von allen, die ich bekommen habe.“

Im Interview mit der Rheinischen Post äußerte sich Hans Leyendecker auch zur aktuellen Studie zum Bedeutungsverlust der christlichen Kirchen in Deutschland, wonach sich die Zahl der Christen bis zum Jahr 2060 halbieren werde. Seiner Ansicht nach könne auch eine Minderheitskirche stark sein. Dazu erklärte er:

„Die Kirche ist nicht davon abhängig, dass die Mehrzahl der Menschen in den beiden großen Kirchen ist. Sie muss, egal ob als Mehrheits- oder als Minderheitskirche, die Kirche Jesu Christi sein. Wahrhaftig muss sie sein.  Dazu gehört es, das Wort Gottes in den Mittelpunkt zu stellen, das Wort Gottes zu predigen und sich gleichzeitig nicht in einen frommen Winkel zurückzuziehen.“

Vielmehr gelte es beides hinzubekommen.

Quellen: deutschlandfunkkultur.de, pro-medienmagazin.de, domradio.de, wp.de, kirche-koeln.de, rp-online.de