Für Klaus Maria Brandauer ist die Frage nach Gott „der Grundklang unserer menschlichen Existenz“

Der österreichische Schauspieler und Golden-Globe-Preisträger Klaus Maria Brandauer, der gestern Abend in der ARD in Ferdinand von Schirachs „Feinde“ in der Rolle des Strafverteidigers Konrad Biegler zu sehen war, erklärte aktuell im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (Samstag), dass ihn existenzielle Fragen wie „Wo kommen wir her? Wer hat uns gemacht? Wo gehen wir hin?“ umtreiben und er sich dabei dem christlichen Glauben verbunden fühlt.

Der christliche Glaube, mit dem er aufgewachsen ist, gehöre auch heute nach wie vor zu ihm, bekannte der 77-Jährige. Dabei fügte er hinzu:

„Es ist aber nicht so, dass ich als Katholik nicht zweifeln, keine Ausflüge machen kann.“

In den Erinnerungen von Luis Buñuel habe ein Kapitel den Titel „Atheist von Gottes Gnaden“. Wie bereits im März 2018 im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger, erklärte Brandauer aktuell gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass er sich mit dieser Bezeichnung anfreunden könne. Dazu sagt er weiter:

„Ich bin katholisch aufgewachsen. Ich gehe gern in Kirchen, aber ich gehe auch in Tempel. Ich beschäftige mich immer wieder damit: Wo kommen wir her? Wer hat uns gemacht? Wo gehen wir hin? Das ist doch der Grundklang unserer menschlichen Existenz.“

Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt zum Schirach-Film „Feinde“ kam seine christliche Prägung zur Geltung, als er nach seiner Sicht zum Umgang mit der Corona-Pandemie gefragt wurde und dabei mit einem biblischen Zitat die Bedeutung der Kunst hervorhob. Es sei für ihn „ein seltsames Gefühl“, dass ein „Aufschrei durchs Land“ gehe, wenn der Bäcker um die Ecke streiken würde, es hingegen aber „eher kein großes Problem“ sei, wenn etwa das Burgtheater schließe. Dazu äußerte Klaus Maria Brandauer mit biblischem Zitat:

„Ich will das nicht gegeneinander ausspielen, aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“

 

Die Bedeutung des christlichen Glaubens in seinem Leben hob Brandauer im März 2018 gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger hervor. Auf die Frage, welche Rolle Glaube und Religion in seinem Leben spielen, antwortete er:

„Eine sehr wichtige – seit meiner Kindheit, durch Tradition und Frömmigkeit in meinem Heimatdorf, mit Kirchgang, viel Musik natürlich, Gesang – und mit tadellosen Vertretern der Kirche, die uns Kinder sehr – wie soll ich sagen – angenehm begleitet haben. Nicht so doktrinär, sondern mit Wohltätigkeit und allerlei Aufgaben, die sie uns anvertraut haben.“
Auch damals sagte Brandauer, dass es immer wieder Phasen in seinem Leben gebe, in denen er mit Gott und der Religion hadere, und er die Kapitelüberschrift „Ein Atheist von Gottes Gnaden“ im Buch von Luis Buñuel als „wunderbaren Satz“ sehe. Dazu erklärte er weiter:

„Atheist zu sein von Gottes Gnaden – das ist doch die Lösung für den Glauben. Dann können wir alle dabei bleiben. Nicht von ungefähr bekommt der Glaube gerade bei großen Naturwissenschaftlern, denen man ganz und gar ‚vernünftige‘ Erklärungen für alles in der Welt zutraut, plötzlich wieder eine Bedeutung. Offensichtlich kommt keiner, der seine fünf Sinne noch beisammen hat, an diesem Thema vorbei.“

Über die Ambivalenz seiner ihn durchs Leben begleitenden Prägung im christlichen Glauben und den damit verbundenen Zweifeln sprach Brandauer bereits im Jahr 2013 im Interview mit Dirk von Nayhauß im Magazin Chrismon, das mit der Überschrift „Atheist von Gottes Gnaden“ betitelt wurde. Zu seiner Identität erklärte der Golden-Globe-Preisträger:
„Ich bin in dieses Land, in seine christliche Kultur und Religion hinein geboren worden, und ich nehme das alles an.“

Sein Glaube werde aber immer wieder in seinem Leben auf die Probe gestellt, insbesondere in der Konfrontation mit atheistischen Haltungen, was Brandauer wie folgt beschrieb:

„Ich bin gläubig. Dennoch bin ich gefährdet, nicht zu glauben, wenn ich mit besonderen Gescheithosen zusammensitze, mit Intellektuellen und Gebildeten, die überhaupt nichts mit Gott am Hut haben. Dann denke ich: Wie unmodern bin ich eigentlich? Ich habe auch meine Zeiten gehabt, in denen der Zweifel überwog, deshalb bin ich so wahnsinnig gern bei der Kirche.“

Denn sie gebe ihm die Möglichkeit zu zweifeln. Diesbezüglich betonte Brandauer auch schon mit Verweis auf die erwähnte Kapitelüberschrift im Buch von Luis Buñuel, dass er in Momenten des Zweifels „so ein Atheist, aber eben von Gottes Gnaden“, sei. Dazu betonte er:

„Drum geniere ich mich keine Sekunde zu sagen: Er ist immer da. Ich brauche Ihn. Ich kann das nicht allein, wie soll ich das machen?“

Sicherheit in seiner Orientierung geben ihm Menschen, die uns ein Beispiel und Vorbilder im Glauben sind. Für solche Vorbilder wie etwa Dietrich Bonhoeffer sei er dankbar, so Klaus Maria Brandauer.

Quellen: presseportal.de, abendblatt.de, ksta.de, chrismon.evangelisch.de

 

Anbei Bonhoeffer’s „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ in einer Klavierversion von Sigfried Fietz: