Gefängnisseelsorger Alexander Glinka: „Glauben ist die stärkste Form des Vertrauens“
In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium vom „Glaube des Thomas“ (Joh 20,19-31) schildert unser geistlicher Begleiter, Gefängnisseelsorger Alexander Glinka, am Beispiel des Apostel Thomas den Wert des Vertrauens.
Seine Predigt leitete er zu Beginn des Gottesdienstes in der JVA mit folgenden Worten ein:
Vor einer Woche feierten wir den Oster-Sonntag: Ostern ist das höchste Fest für uns Christen! Ohne Auferstehung kein Christentum, denn sonst wäre Jesus nur ein normaler Prediger gewesen. Doch die Freude über seine Auferstehung feiert man 50 Tage in der Kirche. 40 Tage Fasten, dann 50 Tage feiern.
Heute begegnet uns der „ungläubige Thomas“ im Evangelium.
Dieser Jünger von Jesus will uns zum Nachdenken anregen… Er glaubt erst an „die Auferstehung Jesu“, nachdem er Jesus begegnet ist… Haben Sie schon mal den Ausdruck „den Finger in die Wunde“ legen gehört? Dieses „Sprichwort“ wird heute große Rolle im Evangelium einnehmen…. Doch bis wir dahin kommen, wollen wir uns erstmal gemeinsam mit dem Lied „Christ ist erstanden“ freuen.
Anbei die Predigt von Gefängnisseelsorger Alexander Glinka:
Ich glaube Dir, weil Du mir einen Beweis geliefert hast. Du glaubst mir, weil ich Dir einen Beweis geliefert habe. Also bedeutet dies: „Ich glaube Dir nur, wenn du mir DAS beweisen kannst.“
Kennen Sie solche Situationen, in denen Sie etwas beweisen mussten? „Andere Menschen davon zu überzeugen, von dem was Sie gesehen haben? Was Sie erlebt haben?“ Der Familie. Den Freunden. Vor Gericht?
Wenn ja, dann können Sie die Jünger von Jesus sehr gut nachvollziehen. Sie haben Jesus den Auferstandenen erlebt, mit ihm geredet – und bestimmt auch mit ihm gelacht.
Stellen Sie sich bitte mal vor, dass Sie jemanden von etwas überzeugen müssten, was nicht „glaubhaft“ ist, sondern „unglaubhaft“ wirkt.
Die Geschichte ist so „abgedreht“, die kann nicht wahr sein… Die Geschichte kann nur wahr sein, wenn man einen Beweis liefert….
Und kommen wir jetzt zu unserem Thomas: Er glaubt nicht, was seine Freunde ihm sagen. Im Gegenteil, er macht sich über sie lustig und sagt: „Wenn ich nicht das Loch der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in, das Loch der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, dann glaube ich nicht.“
Thomas, der Staatsanwalt: Er will nicht nur sehen, sondern Er will sogar mehr: Er will anfassen! Er will es greifen! Denn dann ist es erst zu 100% echt. Ein greifbarer Beweis. Ein „handfester Beweis“.
Und den Rest der Geschichte kennen Sie: Jesus kommt wieder zu seinen Jüngern als der Auferstandene. Thomas kann seinen Augen nicht glauben! Auf doppelte Weise ist er beschämt: Zum einen hat er sich vor seinen Freunden blamiert, weil er ihnen nicht glaubte. Zum anderen hat sich von seinem Meister/Lehrer/Freund Jesus blamiert, da er seinen Worten nicht geglaubt hat.
Ich denke wir kennen auch das Gefühl, wenn man nicht an die Worte von jemanden Vertrauten glaubt und dann stellt sich raus: Ich habe ihm / ihr nicht geglaubt. Ich habe zu Unrecht beschuldigt/verdächtigt/unterstellt.
Dieses Gefühl tut einem Menschen doch ein bisschen weh, oder? Und wenn man selbst zu Unrecht verdächtigt wurde, etwas Falsches gesagt zu haben, ist das auch kein schönes Gefühl.
Doch Jesus nimmt es seinem Freund Thomas nicht übel.
Im Gegenteil: Er kommt seinem Wunsch nach: Er soll seine Finger in die Wundlöcher stecken. Er erfüllt den Wunsch seines Freundes und gibt Thomas Worte mit:
Wenn Jesus zu Thomas sagt: Weil du mich nicht gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Aus der Begegnung zwischen dem ungläubigen Thomas und dem Auferstandenen Christus können wir etwas für unser alltägliches Leben mitnehmen. Bitte nehmen Sie heute aus diesem Gottesdienst nur eine Sache über die Geschichte des ungläubigen Thomas mit:
Glauben ist die stärkste Form des Vertrauens.
Man glaubt der Person, ohne zu hinterfragen, weil man es nicht muss. Man vertraut dieser Person, weil man sie gerne hat. Eine Stufe weiter: weil man die Person liebt.
Glauben im Sinne von Vertrauen bedeutet folgendes: „Ich glaube Dir, dass Du mich liebst.“
Kann man Liebe beweisen? Nein. Liebe fühlt man. Ist das Vertrauen zu einer Person gestört, dann lässt sich schwer eine Beziehung zu dieser Person aufbauen. Nehmen wir uns ein Beispiel an Jesus:
Sein Freund schenkt seinen Worten kein Vertrauen. Weil er ihn liebt: Will und Wird er die Verbindung bzw. die Beziehung nicht abbrechen. Liebe verzeiht alle Fehler (Ausrutscher), Jesus weiß, wenn er vergibt, dann im Glauben, dass der Mensch sich ändert.
Thomas soll uns ein Beispiel sein, dass Jesus uns unser Verhalten / Zweifel / eigentlich alles verzeiht, wenn wir uns danach ändern. Denn jetzt kommt noch ein Nachtrag zu Thomas: Er war einer der Apostel, die die Botschaft am meisten von Jesus in der Welt verbreitet haben…. Die Begegnung mit dem Auferstanden veränderte sein Leben und seinen Glauben. Amen.
Anbei das Kirchenlied „Christ ist erstanden“ gesungen von „Die Priester“: