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Dekan Björn Wagner: „Jordan – das ist mehr als eine Flussstelle, in der Jesus getauft wurde“

In seinem Impuls zum Evangelium am heutigen Sonntag (Lk 3,15-16.21-22), an dem die Kirche das Fest der „Taufe des Herrn“ feiert, schildert unser geistlicher Begleiter Dekan Björn Wagner, dass die Taufe Jesu ein Zeichen wahren Menschseins ist.

 

Anbei die Worte seiner Auslegung zu Lk 3,15-16.21-22:

 

Das Faktum der Taufe Jesu im Jordan ist ein Beleg dafür, dass Jesus gläubig ist. Er, der Gottessohn aus Nazaret, bräuchte keine Taufe zur Umkehr. Er ist schließlich selbst das Lamm, das die Sünde der Welt wegnimmt – so Johannes der Täufer; Jesus lebt in der göttlichen Einheit und diese Einheit ist heil und ohne Makel. Er, der Sündenlose, bietet uns an, unser gestörtes Verhältnis mit Gott zu befrieden, Gemeinschaft und Einheit wiederherzustellen.

Warum also die Taufe im Jordan?

Für mich hat diese vor allem den Sinn, dass sich Jesus in die Reihe der Menschen stellt, die Buße tun und selbstkritisch über sich denken.

Ein bußfertiges Herz, eine bodenständige Sicht auf sich selbst – solche Haltungen beeindrucken Jesus und deshalb geht er zum Jordan, zu Johannes. Denn dort trifft er auf Menschen, deren Einstellung Jesus für richtig hält. Er trifft am Jordan Menschen, die auf Gott vertrauen, die – wie er – an Gott glauben. Und daran, dass Umkehr zielführend ist.

Aber am Jordan, in Quasr el-Yahud, trifft er viele derer, die er bald in seinen Bann zieht. Hier, an einem sehr tiefen Punkt des Landes (circa 250 m unter dem Meeresspiegel), holt er die ab, die er in die Höhen göttlicher Weisheit führen will.

Am Jordan, ganz tief unten, beginnt ein Weg nach weit oben, nach Jerusalem (754 m über dem Meeresspiegel).

Im Fluss beginnt die steile Wallfahrt Richtung Golgotha.

Jesu Taufe ist der Beginn einer mannigfaltigen Tätigkeit als Prediger, göttlicher Seelsorger, Zuhörer und Lehrer, Begleiter und Vergeber von Sünde und Versagen. Jesus beginnt auch die zu heilen, sich denen zuzuwenden, denen der Weg zum Jordan zu weit war. Manchmal denke ich, Jesus sei der lebendige Jordan. Verweile ich bei Jesus, eröffnet sich mir die Gewissheit, dass Gott mich liebt und mir Gutes tut.

Jordan – das ist mehr als eine Flussstelle, in der Jesus getauft wurde.

Jordan – das ist eine ständige Erinnerung daran, dass Jesus wahrer Mensch ist und Mitmenschen schätzt, die ein gesundes Verhältnis zu eigenen Begrenzungen haben. Nur solche sind bereit, Gott an sich heranzulassen – mit allen Folgeerscheinungen der Gnade. Amen.

Anbei ein Instrumental-Stück über den Jordan, das die Worte von Dekan Wagner nachklingen lässt:

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