Georg Stefan Troller: „Ich bin gottgläubig“
Der österreichisch-US-amerikanische Schriftsteller, Journalist und Filmemacher Georg Stefan Troller, der 1921 in eine jüdische Familie geboren wurde, vor den Nationalsozialisten nach Amerika floh und seit 1949 seinen Lebensmittelpunkt in Frankreich hat, sprach aktuell im Interview mit der Welt am Sonntag (WamS) darüber, wie er mit seinen 103 Jahren auf das Leben zurückblickt und wie man auch in dunklen Zeiten Lebensmut findet. Im Gespräch mit Mathias Döpfner (Vorstandsvorsitzender, Axel Springer SE) bekannte er sich auch zum Glauben an Gott.
Georg Stefan Troller traf als vielfach prämierter Journalist und Dokumentarfilmer jede Berühmtheit des 20. Jahrhunderts. Seine subjektive Befragungsweise von Prominenten und anderen Personen wurde zum Vorbild vieler Journalisten, Dokumentarfilmer und Talkshow-Moderatoren. Mit Rückblick auf sein Leben erklärte der 103-Jährige, dass er für ihn „nach all den bitteren Jahren der Emigration und der Entfremdung“ darum gegangen sei, sich „wieder mit anderen Menschen zu identifizieren und damit meine eigene Identität wiederzufinden“. Troller schilderte, dass mit diesem Prozess auch „dieses gewisse Gefühl der Ironie zu sich selber und zur Welt und vielleicht sogar zu Gott“ verbunden war. Die anschließende Frage, ob er an Gott glaube, bejahte Troller.
An späterer Stelle des Interviews erklärte der Filmemacher, dass er sein Jüdisch-Sein nicht so sehr mit jüdischer Religiosität als vielmehr mit jüdischem Geisteszustand verbinde. Die „strenge jüdische Religion des Alten Testaments“ habe für ihn eigentlich keinen Charme, sondern nur Auftrag“, erklärte der 103-Jährige. Daraufhin hielt Interviewer Mathias Döpfner dagegen, dass für ihn als Christen die jüdische Religion „sehr viel Charme“ habe, den er insbesondere in der Verherrlichung des Lebens im jüdischen Glauben besonders wahrnimmt. Das bejahte Georg Stefan Troller und fügte an:
„Ich glaube, ich habe diese Dinge so verinnerlicht, dass ich sie gar nicht mehr als Gebote empfinde. Kein Zwang, mehr Anleitung.“
Des Weiteren sei im Jüdischen auch der Humor von großer Bedeutung, schilderte der 103-Jährige weiter.
Zu seinem Glauben äußerte sich Georg Stefan Troller bereits in der Vergangenheit. Die katholische Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“ veröffentlichte im Oktober 2017 in der Ausgabe 43/2017 folgende Aussage von Georg Stefan Troller als Zitat der Woche
„Der Mensch lebt vom Glauben, er sucht danach, findet aber derzeit keine Kraft wie einst die Religion und sitzt dann Ersatzreligionen auf wie der, der Brexit würde Großbritannien wieder groß machen oder Trump die USA… Als Journalist ist man ja von Berufs wegen Skeptiker, was eher zum Zynismus führt als zur Träumerei. Gleichwohl glaube ich, dass alles auf dieser Welt einen Sinn hat, der von einer höheren Kraft verliehen wird. Für diese Energie mag es etwas geben, das man Gott oder sonstwie nennen kann.“
Zu seinem 100. Geburtstag am 10.Dezember 2021 antworte Georg Stefan Troller im Interview mit der taz auf die Frage, woran er glaube:
„Ich bin gottgläubig und ich glaube, dass der Mensch – obwohl es manchmal so aussieht – nicht verloren ist, dass er sich immer wieder finden wird und auf seinem Weg voranschreiten.“