Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz: „Der Sozialismus hatte ein Problem – den Umgang mit dem Tod, den gab es nicht“

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Zum heutigen Tag der Deutschen Einheit berichten wir vom Leipziger Polizeipräsidenten Bernd Merbitz, der 1956 in Zumroda geboren wurde und in der damaligen DDR aufgewachsen ist, und seinem Weg vom Atheisten zum gläubigen Christen, worüber u. a. Die Welt und das christliche Medienmagazin Pro in den letzten Jahren berichteten.

Im April 2014 titelte Die Welt: „Wie ein SED-Anhänger zum Katholik wurde – Bernd Merbitz war SED-Mitglied, Kommissar und Atheist in einem Land, das den Menschen alles Religiöse austrieb. Doch nach der DDR entdeckte er die Kirche wieder.“

Bernd Merbitz, der 2009 vom Zentralrat der Juden mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet wurde, sprach erstmals öffentlich über seinen Glauben, als er für Leipzig als Veranstaltungsort des Katholikentages 2016 werben sollte.

In der DDR wuchs der heute 62-jährige trotz evangelischer Taufe als Atheist auf und wurde dabei konsequent atheistisch erzogen.

Als in der 4. Klasse ein Mitschüler in die Christenlehre ging, fragte Merbitz seinen Vater: „Warum nicht auch ich?“ Der Vater habe ihn daraufhin nur empört angeschaut. Der letzte Funke Interesse wurde ausgetrieben, als Merbitz seine Ausbildung bei der Polizei begann. Da mussten die Anwärter notariell ihren Austritt aus der Kirche bestätigen lassen. Religion spielte dann für ihn lange keine Rolle mehr. Ohne Mitgliedschaft bei der SED hätte er wohl nicht Karriere machen können. Das System hat er damals nicht hinterfragt. Hinsichtlich seiner Lebensführung betonte er:

„Ich war in dieser Gesellschaft verankert.“

Nach dem Mauerfall trat er aus der SED aus. In dieser Zeit kehrte auch die Religion in sein Leben zurück. Zu einem festen katholischen Glauben fand Merbitz 1998 nach der Heirat mit seiner zweiten Frau, einer Katholikin. Plötzlich tauchten auch die Fragen wieder auf, die er sich als Heranwachsender gestellt hatte. Und die Erkenntnis, ganz für ihn persönlich:

„Der Sozialismus hatte ein Problem – den Umgang mit dem Tod, den gab es nicht.“

Die Sehnsucht nach Glauben entstand, als ihn seine Frau an einem Sonntag fragte, ob er mit in den Gottesdienst ginge. Er tat es  und wurde während der Messe immer andächtiger. Dazu sagt er rückblickend:

„Ich hab da so zugehört und innegehalten. Da war bei mir der Gedanke, da gibt es doch etwas.“

Das, was er in der DDR gelernt hatte, das könne nicht alles sein. In ihm reifte die Erkenntnis:

„Da gibt es doch noch viel mehr. Warum haben die Leute so einen Glauben?“

Der Gottesdienst begeisterte ihn regelrecht. Die Menschlichkeit des Pfarrers beeindruckte ihn. Er fragte sich:

„Warum bin ich nicht so? Das, was er erzählt, will ich doch eigentlich auch.“

Fragen nach dem Glauben ließen ihn nicht los. Er ging zum Pfarrer und wollte wissen, ob er in seinem Alter eigentlich auch noch katholisch werden könne. Ein ganzes Jahr lang traf er sich mit dem Pfarrer jede Woche abends zwei, drei Stunden zum Firmunterricht. Der sprach mit ihm über Glaubensfragen, die Bibel, Kirchenfeste und das Kirchenjahr. Dadurch kam Bernd Merbitz zur Überzeugung:

„Ich will Katholik werden.“

Weiter sagt er:

„Wenn Sie in der Kirche sind, haben Sie kein Schild hinter sich, wo drauf steht, Polizeipräsident, Großverdiener, Kleinverdiener. Da sind alle gleich. Das ist toll.“

An Pfingsten 2012 ließ er sich schließlich katholisch firmen. Über den neu entdeckten Glauben sagt er:

„Ich brauche das nicht, um mich öffentlich darzustellen.“

Die Veränderungen durch seinen Glauben stelle er eher im Kleinen fest, wobei sein Glaube vor allem seinen Alltag präge: Er bete jeden Morgen, gehe sonntags in den Gottesdienst und versuche, mehr Menschlichkeit in die Arbeit einfließen zu lassen. Auch die Beichte ist ihm wichtig geworden.

Dass seine Spiritualität in der Presse als etwas Besonders hervorgehoben wurde, hatte damit zu tun, dass der Bischof ihn fragte, ob er nicht mit nach Bonn zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken kommen wolle, um für Leipzig als Gastgeberstadt des Katholikentags zu werben. Merbitz willigte ein und sprach in Bonn vor dem über 200 Mann starken Komitee über seinen Lebensweg: Volkspolizist, SED, warum er Katholik wurde. Großen Bammel habe er in der Situation gehabt. Als er seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, war es in dem Raum mucksmäuschenstill. Dann prasselte der Applaus los. Und Leipzig gewann die Wahl um den Austragungsort des Katholikentags 2016.

Quellen: welt.de, pro-medienmagazin.de (1) und pro-medienmagazin.de (2)