Michael Patrick Kelly: „Für mich geht es an Weihnachten um die Menschwerdung Gottes“
Der Musiker Michael Patrick Kelly, der mit seinem aktuellen Album „Traces“ erstmals auf Platz 1 der deutschen Album-Charts landete, war am 3. Adventssonntag zu Gast beim österreichischen Radiosender Ö3. Dort sprach er in der Sendung „Frühstück bei mir“ über seine Leidenschaft für die Musik und über das größte Geschenk in seinem Leben: die Beziehung zu seiner Frau und zu Gott.
Im Gespräch mit Moderatorin Claudia Stöckl berichtete Michael Patrick Kelly von seinen unterschiedlichen Lebensabschnitten, der Zeit der Krise, seiner Zeit im Kloster und der Beziehung zu Gott, die er dort fand und ihn mit tiefgehendem Lebenssinn erfüllte. Dabei gab er starke Einblicke über die Bedeutung, die der Glaube an Gott in seinem Leben einnimmt.
In der Adventszeit versuche er, „noch ein bisschen intensiver und intimer auf das Wesentliche zu schauen“. Dazu gehören für ihn die Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zu sich selbst. Wenn er im Alter von „Mitte / Ende 40“ auf sein Leben zurückschaut, stelle er fest, dass er sich hin und wieder etwas selbst vernachlässigt habe und nicht immer gut mit sich selbst umgegangen sei. So sei es nun an der Zeit, „sich selber ganz anzunehmen und sich selber zu lieben und nicht so hart mit sich selbst zu sein“. Mit Blick auf die im Evangelium postulierte Selbstliebe (siehe Mt 22,37-40) betonte Kelly:
„Aber Weihnachten ohne Jesus ist wie eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind. Für mich geht es um die Menschwerdung Gottes.“
Der 48-jährige Musiker erklärte weiter, dass ihn diesbezüglich ein Statement des jamaikanischen Sängers und Gitarristen Bob Marley (1945 – 1981) beeindrucken würde. Dieser sei einmal bei Wahlen in Jamaika gefragt worden, auf welcher Seite er stehe und wen er wählen würde, woraufhin er „so eine coole Antwort“ gegeben habe, indem er gesagt habe: „Ich verstehe nicht, warum die Menschen nach Macht streben, wo doch der Allmächtige selbst ein Baby geworden ist.“
Was er unter Selbstliebe versteht, habe er in seinem neuen Song „Healing“ zum Ausdruck gebracht, fügte Kelly an.
Im Gespräch mit Claudia Stöckl schilderte Michael Patrick Kelly, dass der Umgang seines Vaters mit seinem bevorstehenden Tod für ihn eine tiefgehende Glaubenserfahrung war. Er habe erleben können, dass sein Vater keine Angst vor dem Tod hatte, weil er „Frieden mit seinem Schöpfer jetzt schon auf Erden gemacht“ habe und nun auf „die große Begegnung“ gewartet habe. Auf die anschließende Frage, ob er selbst Angst vor dem Tod habe, antwortete Kelly:
„Nein, denn für mich hat der Tod nicht das letzte Wort. Ich bin überzeugt, dass wir Menschen nicht nur eine biochemische, materielle Leiblichkeit sind, sondern auch eine Seele haben.“
Dabei verwies der Musiker auch auf Erkenntnisse des griechischen Philosophen Aristoteles und des Schweizer Psychiaters C. G. Jung (1875-1961), die beide überzeugt waren, dass wir Menschen „mehr als nur ein Leib“ seien und eine Seele haben.
Zur Beziehung, die er zu Gott pflegt, ließ Michael Patrick Kelly, der ab Mitte der 2000er Jahren für sechs Jahre als Mönch im Kloster lebte, wissen:
„Das Erste, was ich beim Aufstehen mache: Ich danke Gott für diesen Tag und für das Geschenk des Lebens.“
Anschließend mache er Atem- und Achtsamkeitsübungen, wofür er sich 25 Minuten Zeit nimmt. Danach lässt er noch 3-4 Minuten „die tägliche WhatsApp von einem meiner damaligen Mitbrüder aus dem Kloster“ auf sich wirken, die einen Bibelvers mit Impuls enthält, erzählte der Sänger weiter. Im Anschluss nehme er sich „eine Stunde stille Zeit fürs Gebet“. Diesen täglichen Rhythmus habe er in seinen heutigen Lifestyle integriert. Dazu betonte Kelly:
„Das gibt mir Klarheit, Frieden und Ordnung. Ein Psychologe hat mir einmal erklärt, dass Menschen drei Grundbedürfnisse haben: Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit. Und das finde ich in Gott.“
Dazu erklärte der 48-Jährige weiter:
„Meine größte Sicherheit liegt in meinem Glauben an Gott. Und auch [die Gewissheit] anerkannt zu sein und zu wissen, dass man gewollt und geliebt ist und auch dass man zu dieser God’s Family gehört.“
Die Grundbedürfnisse, die wir Menschen in uns tragen, finde er „am erfüllendsten“ in seiner Beziehung zu Gott. Dabei sei ihm bewusst, dass solche Worte für nicht-gläubige Menschen „so ein bisschen spooky“ und unverständlich klingen würden. Weiter erklärte er:
„Aber für mich ist Gott nicht nur eine Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit hinter all dem, was wir mit unseren Sinnen und unserem Verstand wahrnehmen.“
Gott sei „näher an uns selbst als wir zu uns selbst sind“ und „bewusster in uns drin als wir über uns selbst bewusst sind“, fügte der Musiker an und sagte bildhaft erklärend:
„Wir leben in Gott so wie Fische im Wasser schwimmen.“
Dazu betonte der 48-Jährige, dass es für ihn über die messbare Welt hinaus eine metaphysische Perspektive gibt, was „die Dimension“ sei, in der sich auch unsere Seele befinde. Mit Blick darauf zitierte Kelly den österreichischen Psychiater Viktor Frankl (1905-1997), der einmal sagte: „Der Mensch ist ein transzendentes Wesen.“
Hinweis: Das komplette, tiefgründige, einstündige Gespräch zwischen Michael Patrick Kelly und Claudia Stöckl in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ zum Nachhören gibt es:



