Pater Christoph Kreitmeir: „Dankbarkeit ist ein Therapeutikum gegen Unzufriedenheit“
In seiner Auslegung des heutigen Sonntagsevangeliums (Lk 17, 11-19) hebt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir den Wert der Dankbarkeit hervor.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
„Wie sagt man?“, so lehrte mich meine Mutter „Danke“ zu sagen. Dies ist lange her. Es gab einmal eine Zeit, wo Eltern ihren kleinen Kindern beibrachten, sich zu bedanken, wenn man etwas geschenkt bekam. Heute erlebe ich das kaum noch. Irgendwie scheint das „Danke-sagen“ aus der Mode gekommen zu sein.
Im heutigen Evangelium zeigt sich Jesus darüber verwundert, dass von zehn vom Aussatz Geheilten nur einer zurück kam und sich bei Jesus für seine Heilung bedankte. Und dieser war obendrein von einer ganz anderen Glaubensrichtung. Die Tendenz zum selbstverständlichen Hinnehmen ohne ein „Danke-schön“ oder ein „Vergelt´s Gott“ gab es also auch schon vor 2000 Jahren.
In der Klinik, wo ich als Seelsorger und Priester arbeiten darf, gibt es auch diese verschiedenen Gruppen von Kranken. Die einen, die in jedem Gespräch mit Ärzten und Pflegenden immer einen Ton der Forderung und des „Ich habe ein Recht darauf“ anklingen lassen. Und die anderen, die für jede Aktion, die ihnen gemacht wird, dankbar sind und auch ihre Dankbarkeit zeigen.
In unserer Klinik gibt es auch ein patientenorientiertes Lob- und Beschwerdemanagement, das rege genutzt wird. Ein Gespräch mit der zuständigen Verantwortlichen zeigte mir, dass die Zahl der Beschwerden die der positiven Rückmeldungen bei weitem übersteigt. Sicherlich gibt es da immer wieder berechtigte Gründe, aber ich meine auch hier feststellen zu können, dass der Zeitgeist von heute mit seiner Anspruchshaltung, seinen Forderungen gepaart mit Undank und dem Drohen von rechtlichen Schritten verstärkt um sich greift.
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!
Als Seelsorger ermuntere ich immer wieder Patientinnen und Patienten, ihre Dankbarkeit – und die gibt es – nicht für sich zu behalten, sondern sie nieder zu schreiben, Schwestern, Pfleger, Ärzte und Ärztinnen auch namentlich zu erwähnen und genau an diese Stelle, ja sogar an die Geschäftsführung zu schicken. Nicht alle folgen meinem Impuls, aber doch einige.
Dadurch verändert sich im Kleinen die Stimmung und auch die Motivation der im ärztlichen oder pflegerischen Dienst Tätigen zum Besseren. Ich bin der festen Überzeugung: Man kann nicht genug loben. Man kann nicht genug danken. Wir müssen unsere innere Wahrnehmung wieder in diese Richtung schulen und danach handeln. Denn:
Wer dankt, denkt weiter. Dankbarkeit ist ein Therapeutikum gegen Unzufriedenheit. Dankbarkeit weitet den Blick, verbessert das Sozialklima und schenkt innere Zufriedenheit und Weite, die sogar gesundheitsförderlich sind.
Dazu gibt es sehr eindeutige Erkenntnisse von Wissenschaftlern. Der amerikanische Psychologieprofessor Martin Seligman wollte herausfinden, was das Lebensglück beeinflusst. Und so fand er heraus, dass Dankbarkeit ein Bewusstsein für all die guten Dinge, die einem in der Vergangenheit zugestoßen sind erzeugt. Eine dafür hilfreiche Übung ist, wenn man abends vor dem Zubettgehen drei Dinge aufschreibt, die an diesem Tag richtig gut gelaufen sind. Man wird feststellen, dass sogar an den schlimmsten Tagen immer etwas Positives passiert ist.
Wer mit der Haltung der Dankbarkeit auf den vergangenen Tag schaut, der ärgert sich immer weniger.
Für so jemandem kann alles zu einer Quelle der Freude und positiver Stimmung werden. Wer die Dankbarkeit zum Grundmuster seines Lebens macht, der wird erleben, dass sich das Leben verändert. Das Leben erhält eine neue Dimension, eine positive Ausrichtung.
Dadurch können wir lernen, unser Leben bewusster zu leben. Jeder Tag wird dann auf einmal interessant. Egal, was er bringt und beinhaltet.
Dankbarkeit bringt Farbe in das Grau des Alltags.
Bringen wir Farbe in unser Leben! Gestalten wir unser privates und berufliches Leben mit einer dankbaren Haltung. Lernen wir Dankbarkeit. Dann wird unser Leben glücklich und auch erfolgreich werden. Amen.
Anbei ein schöner Song von Peter Maffay zum Wert der Dankbarkeit: