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Pater Christoph Kreitmeir: „Die Gleich-Gültigkeit, stößt an ihre Grenzen“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Mt 10, 37-42) geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir darauf ein, dass es nicht gleichgültig ist, wie ich als Christ lebe.

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Alles ist heutzutage gleich-gültig, hat also gleiche Gültigkeit. Ein Fremdwort dafür ist Relativismus. Und der hat es in sich, denn wenn alles relativ ist, wenn alles gleich-gültig ist, dann ist es auch gleichgültig, ob ich ein guter oder schlechter Mensch bin, ob ich nur an mich selbst denke, andere ausnutze oder ob ich höheren Werten wie Treue, Ehrlichkeit, Gemeinsinn und ähnlichen mehr folge und danach lebe.

Heutzutage ist fast alles erlaubt. Man kann leben wie man mag. Jede Lebenseinstellung, jede Meinung zu jedem Thema, jede Form soll die gleiche Gültigkeit haben.

Es gibt Bereiche, wo diese Toleranz gut ist. Die Möglichkeiten, das Leben zu gestalten, sind vielfältiger geworden. Es gibt aber auch Bereiche und Fragen, da bezweifle ich diese Gleich-Gültigkeit, diesen Relativismus sehr.

Ist es gleichgültig, ob Kinder abgetrieben werden oder ob ihnen das Leben geschenkt wird? Darf der Mensch alles, was ihm möglich ist? Dürfen wir als Menschheit Leben im Reagenzglas erzeugen, dürfen wir Menschen klonen, Menschen züchten? Ist es gleichgültig, ob ich sonntags in die Kirche gehe und versuche, Gottes Nähe in Wort und Sakrament zu suchen oder nicht?

Ich spüre bei diesen Fragen: Die Gleich-Gültigkeit, stößt an ihre Grenzen. Der Relativismus schadet auf Dauer der Gesellschaft, der Kirche und der Welt eher als dass er nutzt. Es wird allerhöchste Zeit, dies endlich zu erkennen.

Wäre alles gleichgültig, läge unser Heil in diesem Relativismus, dann – so glaube ich – hätte Jesus auch nicht auf die Welt kommen brauchen. Jesus hätte sich sein liebendes Leiden für uns ersparen können.

Dem aber ist nicht so. Das zeigen ganz besonders seine Worte im heutigen Evangelium. Wer Ihm nachfolgt, wer sich zu Ihm bekennt, kann nicht mehr oberflächlich leben, so wie es ihm nach Lust und Laune liegt.

Wer Christ sein will, an den werden auch Anforderungen gestellt.

Und die haben es in sich! Ich will mich nicht an ihnen vorbeimogeln! Darum schaue ich mir seine Forderungen mal genauer an. Dabei dürfen wir Jesus nicht missverstehen. Er sagt uns nicht, dass wir unsere Eltern oder unsere Kinder gar nicht lieben sollen. Wir sollen sie nur nicht mehr lieben als ihn.

Wir sind als Christen berufen, IHM den ersten Platz in unserem Leben zu geben. Seine Worte, seine Taten, die Freundschaft und die Beziehung mit IHM, – sie sind das Wichtigste in unserem Leben. So sollte es zumindest sein. Alles andere, unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen, unser Verhalten im Beruf, unsere Einstellung zum Besitz und zum Leben wird von dieser Beziehung bestimmt werden.

Wenn ich versuche, danach zu leben, dann kann die Liebe zu Gott auch dazu führen, dass wir von anderen nicht verstanden werden. Jesus hat uns das vorgelebt. Er hat es auf sich genommen, dass Menschen ihn nicht richtig verstanden haben. Mit seinen Worten hat er ihr Leben oft in Frage gestellt. Er hat es auf sich genommen, von vielen Menschen auch verlassen zu werden. Er hat es auf sich genommen, angeklagt und zum Tod am Kreuz verurteilt zu werden.

Kreuztragen – „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.“ Kreuztragen – das heißt sicher auch Ja zu sagen zu seinen Schwierigkeiten, zu Krankheit und Leiden. Es heißt auch, dass ich nicht vor meinen Schwierigkeiten und Problemen davon laufe. „Kreuztragen“ kann aber auch heißen, von anderen wegen meines Glaubens belächelt oder abgelehnt zu werden.

Gib der Versuchung nicht nach, dir ein anderes Leben zu wünschen, denn die Verhältnisse, in die du hineingestellt bist, sind genau deine Lebensaufgabe. Versuche, dich damit anzufreunden und abzufinden und dein Leben so, wie es ist, anzunehmen.

Denn Geduld und Demut – auch wenn sie in unserer Leistungs- und Spaßgesellschaft negativ bewertet werden – führen zur Tiefe.

Dass auch Ertragen – Kreuztragen – , das Dulden, ja, das Leiden einen Sinn hat, ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Jesus hat uns aber die Sinnhaftigkeit dieser Werte selbst vorgelebt.

Im heutigen Evangelium sagt in neuer Übersetzung Jesus folgende Worte: „Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“

Die bis vor kurzem gültige Einheitsübersetzung gefällt mir in ihrer Eindeutigkeit besser: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer es um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“

Jesus lädt mich ein, mein Leben nicht nur für mich zu leben, sondern es  einzusetzen, für andere und für höhere Werte zu leben.

Wenn ich auf diese Weise mein Leben, das nur auf sich selbst schaut, verliere, dann gewinne ich ein echtes erfülltes und sinnvolles Leben, das bereit ist, für andere da zu sein, sich einzusetzen für höhere Werte. Dieses Leben wird Beständigkeit haben und bleiben.

Im Letzten kommt es für einen Christen nicht darauf an, sich durch-zusetzen, sondern DEM zu folgen, der sich hingibt. Dadurch kommt er auf eine viel geheimnisvollere, göttlichere Weise zu sich selbst.

Es ist nicht einfach, als Christ in der Welt zu leben. Es ist aber möglich, weil ER mir durch seinen Geist und seine Nähe dabei hilft. Und dann kann ich dabei nur gewinnen: ein tiefes Leben, Sinnerfahrung, seine treue Freundschaft und Begleitung und Früchte für andere. Amen.

Die Sehnsucht nach Beständigkeit, die Pater Kreitmeir in seiner Auslegung des Evangeliums anspricht, findet sich heute in vielen Songs der populären Musik. Anbei drei Beispiele: