Pater Christoph Kreitmeir: „Nichts geht verloren, was gehofft, geglaubt, geliebt wurde“
In seiner Auslegung zur Sonntagslesung (Dan 12, 1-3) und zum Sonntagsevangelium (Mk 13, 24-32) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, dessen neues Buch „Zuversicht in schwerer Zeit“ kürzlich im Benno-Verlag erschienen ist (siehe HIER), die Hoffnung die angesichts des Leids in der Welt im christlichen Glauben liegt.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:
Wir haben alle noch die Bilder von den verheerenden Überschwemmungen 2021 im deutschen Ahrtal oder erst vor kurzem im spanischen Valencia vor Augen und wir wissen schon seit langem, warum dies passierte: Klimawandel aufgrund von Klimaerwärmung durch unendlich viel CO2-Treibhausgase in der Atmosphäre. Solche Katastrophen werden zunehmen, schon seit langem wird davor gewarnt.
Klimakonferenzen wie z. B. die aktuelle im aserbaidschanischen Baku bringen wenige konkrete Gegenmaßnahmen. Große Industrienationen wie z.B. die USA steigen aus verbindlichen Klimaverträgen aus und heizen das Weltklima weiter an. Und die USA ist damit nicht alleine. Der Energiehunger aufstrebender Staaten, wie z.B. von China, Indien oder Brasilien, ist gewaltig und die Weltgemeinschaft geht sehenden Auges einer Apokalpyse entgegen.
Das Genannte ist nur eine von viele gefährlichen Entwicklungen auf unserer Erde, die vollkommen in die falsche Richtung gehen. Da ist es nicht verwunderlich, wenn Weltuntergangsfantasien zunehmen …
Vom Ende der Zeiten, verbunden mit unheilvollen Zeichen am Himmel, verheerenden Erschütterungen und angstmachenden Geschehnissen sprechen Jesu Worte aus dem Evangelium und die Worte in der Lesung aus dem Buch Daniel waren auch nicht gerade ermunternd und aufhellend.
Jesu Worte am Ende des Kirchenjahres sind deutlich und ehrlich und sie beinhalten nicht nur das Sehen der Dinge, sondern auch die richtigen Reaktionen darauf. Es geht um das Ende der Welt, nicht mehr und nicht weniger.
Da wir aber den Zeitpunkt dieses Ereignisses nicht wissen können – so sagt es ja Jesus selbst im Evangelium – will ich eine Brücke in die Erfahrung von Krise und Untergang bauen, die jeder von uns kennt: Einem Menschen wird im Krankenhaus eine erschütternde Diagnose mitgeteilt, nachdem er sich aufgrund zunehmender gesundheitlicher Probleme genau hat untersuchen lassen.
Wie Granatenhagel prasseln angstmachende Informationen auf ihn herein und unheilvolle Gefühle wühlen seine Seele auf. In den Worten der behandelnden Ärzte sucht man lupengleich nach Spuren der Hoffnung, ob es vielleicht doch noch gut ausgehen könnte.
In solchen Situationen erinnert man sich auch an vieles aus der Vergangenheit, sucht nach Gründen, die einen erkranken ließen, zermartet sich Kopf und Herz, sucht Trost in Beziehungen zu Partnern, Kindern, Freunden, Religion, vielleicht sogar Gott…
„Ihr sollt erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. … Lernt etwas …“
Licht in der Dunkelheit, Frühling im November, Hoffnung in der Katastrophe werden dringend benötigt. Wann, Wie, Wo und durch Wen wird das Ende, mein Ende aber kommen?
Wann? Das weiß niemand, auch nicht der Arzt, sondern nur der Herr des Lebens.
Wie? Das kann man nur erahnen und das macht Angst.
Wo? Auf einer Normalstation im Krankenhaus, im Alten- oder Pflegeheim, auf Palliativ, im Hospiz, vielleicht sogar daheim?
Durch Wen? Ja, durch Wen? Das ist heutzutage auch nicht mehr so sicher …
Die apokalyptischen Zustände, von denen Jesus in Mk 13, 24-32 spricht, finden in jedem Leben früher oder später angesichts des eigenen Todes statt.
Das Ende beinhaltet – christgläubig gesehen – aber einen neuen Anfang, wie es auch immer wieder in der Natur geschieht. Nichts geht verloren, was gehofft, geglaubt, geliebt wurde.
Nutze deine Zeit, lerne etwas, erkenne! Öffne dich für die Möglichkeit einer heilsamen, tröstenden und heilenden Begegnung mit dem Menschensohn, der durch die Katastrophe ins neue Leben führt. Er hat dir Proviant mit auf die Reise gegeben: Sein Wort in der Bibel, seine Nähe in den Sakramenten, seine Gemeinschaft in der Gemeinschaft der Glaubenden.
Es ist deshalb wichtig, rechtzeitig und immer wieder den Proviant für unsere Seele aufzufüllen, damit man unterwegs durch Dick und Dünn sich stärken kann und gestärkt wird. Und das Gute an geistigem Proviant ist, dass er durch stetigem Gebrauch und treuer Übung in die Tiefen unserer Seele sinken kann, von wo aus er uns von ganz alleine immer wieder Nahrung und Treibstoff, aber auch Trost und Halt gibt.
Egal, was kommen mag, Gott ist bei dem, der dies übt, gewiss an jedem neuen Tag und birgt uns durch seine wunderbaren Mächte inmitten der Gefahren (vgl. Dietrich Bonhoeffer).
Anbei die Textzeilen „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer interpretiert vom christlichen Liedermacher Siegfried Fietz: