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Pfarrer Kreitmeir: „Echter christlicher Geist verwirklicht sich in der Hingabe“

In seiner Auslegung des heutigen Sonntagsevangeliums (Mt 5,13-16), worin die bekannten Redewendungen Jesu vom „Salz der Erde“, „Licht der Welt“ sowie „sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“ zu finden sind, geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir darauf ein, was ein Handeln im christlichen Geist ausmacht.

Hier die Worte seiner Predigt:

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, dass es Menschen gibt, die sich auf unausstehliche Weise immer wieder selbst herausstellen oder hervorheben. So etwas kann und darf es schon mal geben, wenn es aber, wie z. B. bei dem derzeit amtierenden amerikanischen Präsidenten permanent und auf kaum zu überbietende Weise geschieht, dann wird es nicht nur peinlich, sondern auch widerlich!

„Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt …“, sagt Jesus heute im Evangelium. Und diese Worte stehen so deutlich gegen narzisstische Selbstdarstellung und Überheblichkeit!

Salz und Licht sind nicht für sich selbst da, sie haben Dienstcharakter, was so viel bedeuten will, wie: Salz bringt als „Würze“ das Eigentliche in den Speisen hervor und ohne Salz funktionieren unsere Zellen, Muskeln und Organe nicht richtig. Und Licht bringt Helligkeit in so manche Dunkelheiten. Ohne Licht, ohne Sonne kein Leben.

„Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht“ sagt Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern und meint damit: Ihr seid nicht für euch selbst da, ihr seid für die Menschen da.

Das, was ihr für sie tut, soll das Eigentliche von deren Lebensgeschmack hervorbringen und so manche ihrer Dunkelheiten etwas erleuchten. Ein früherer amerikanischer Präsident, nämlich John F. Kennedy, brachte diese innere Haltung bei der Rede zu seinem Amtsantritt in solche Worte: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“

Der echte christliche Geist schaut von sich selbst weg hin zu einem anderen oder zu einer Aufgabe, die es zu erfüllen gilt.

Echter christlicher Geist stellt sich nicht selbst in den Mittelpunkt, sondern er verwirklicht sich in der Hingabe.

Und sind wir einmal kurz selbstkritisch und ehrlich und spüren in unser Inneres hinein:

Das, was uns im Nachhinein wirklich glücklich und zufrieden macht, ist nicht die soundsovielte Urlaubsreise oder das 1001 Schuhpaar, sondern die Zeiten, wo wir für andere und mit anderen zusammen an etwas Größerem bauen konnten oder füreinander da gewesen sind.

„Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt …“, sagt Jesus heute im Evangelium und mir fällt hierzu folgendes persönliches Erlebnis ein:

Letzte Woche durfte ich einen kleinen Emailaustausch mit einem Mitbruder führen, mit dem ich zusammen gut sechs Jahre am selben Ort gelebt und gearbeitet hatte. Er, der ältere, schrieb mir: „Im Rückblick auf die gemeinsame Zeit möchte ich Dir sagen, dass die Jahre mit Dir auch für mich sehr gute Jahre waren – auch wenn wir sehr unterschiedlich waren – und uns manchmal auch daran gerieben haben. Was mir im Blick auf unsere gemeinsamen Jahre als besonders wertvoll in Erinnerung geblieben ist: wir konnten miteinander reden und ich habe auch ein grundsätzliches Interesse aneinander gespürt.“

Meine Antwort darauf war dann: „Das, was Du schreibst, und wie Du es schreibst, kann ich eigentlich Eins zu Eins unterstreichen.
Es ist wirklich schön, dass wir beide auf diese teilweise gemeinsame Zeit so gut zurückschauen können. Ich versuche es eigentlich überhaupt so, dass ich auf die Abschnitte meines Lebens so zurückschauen kann und damit dann einmal vielleicht die Chance habe, lächelnd und versöhnt auf mein ganzes Leben zurückschauen zu können.
Denn das fast tagtägliche Erleben von Sterbenden und das oft nicht leichte Ringen dieser mit dem Tod lässt diesen Wunsch in mir nur noch lebendiger werden.

Es gibt es nämlich: Das lebenssatte und zufriedene Ab- und Zurückgeben des Lebens in Gottes Hände…“

„Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt …“. Manchmal dürfen und müssen wir uns gegenseitig zusagen, dass wir einander wertvoll sind, denn wir sind Menschen und soziale Wesen. Wir brauchen keine übertriebene Selbstdarstellung, die andere heruntermachen muss. Nein, wir brauchen Ermutigung, ehrliches Schulterklopfen und Zuspruch. Der frühere Gefängnisseelsorger Petrus Ceelen brachte diese Tatsache einmal in gute Worte, die ich gerne an Sie weitergeben möchte.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist,
dass sie einfach da sind.

Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut,
sie nur zu sehen.

Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.

Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend
ihre Nähe ist.

Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer
wir ohne sie wären.

Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk
des Himmels sind.

Sie wüsste es –
Würden wir es ihnen sagen!

(Petrus Ceelen, aus: Minuten am Morgen, Texte und Gebet zum Schulbeginn, München 2002)

 

Hinweise:

  • Aktuell ist im St. Benno-Verlag das Buch „Aus Sicht Jesu – Neue Kreuzwege – Meditationen & Andachten“ erschienen mit einem Kreuzweg von unserem geistlichen Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, der auch der Ideengeber für dieses Buch war. Mehr Infos dazu HIER

 

  • Am Mittwoch, 12. Februar, hält Pfarrer Kreitmeir um 19 Uhr in der Stadthalle Eltmann einen Vortrag zum Thema „Wege zu einem gesunden Leben – Sebastian Kneipp“. Er wird dabei das visionäre Lebens- und Therapiekonzept des berühmten Allgäuer Pfarrers Sebastian Kneipp für den heutigen Menschen neu erschließen und lebendig werden lassen. Mehr Infos HIER