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Pater Christoph Kreitmeir: „Ostern ist der Sieg über den Tod“

In seiner Predigt zur Osternacht 2024 stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter den Titel „Seine Auferstehung heilt Deine Wunden“. Dabei geht er auf ein besonderes Bild aus dem Augsburger Dom ein.

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

Ostern ist der Sieg über den Tod! Das haben wir soeben gefeiert und wir werden es in den nächsten Tagen und Wochen immer wieder feiern.

Ostern ist der Sieg über den Tod! Das ist der Glaube der Christen. Das ist unser Glaube. Das ist mein Glaube, ein Glaube, der mir tagtäglich im Umgang mit Kranken, Leidenden, Sterbenden und deren Angehörigen wirklich Kraft gibt.

Ich sehe Gott sei Dank durch diesen Glauben mehr als nur das Schwere, ich darf  hindurch schauen, mich auf meine Zuversicht besinnen, welche die Realität kennt und annimmt, aber hoffnungsvoll und engagiert an das Morgen glaubt.

Zuversicht – Übersicht – Weitsicht – Gottes Sicht

Der Tod hat nicht das letzte Wort. Aus dieser Zuversicht leben Christen seit über 2000 Jahren. Diese Zuversicht will uns eine andere Sichtweise und einen langen Atem schenken.

Und genau deshalb möchte ich zusammen mit meinen treuen Helferinnen Margit und Claudia und unserem Organisten August an der Orgel diese Tage besonders anschaulich und eindrücklich gestalten, damit „etwas hängen bleibt“. Sie dürfen sich an der wunderschön gestalteten Kapelle erfreuen. Margit und Beate, unsere Sekretärin, haben das gemacht.
Aber nicht nur das. Wir haben uns dieses Jahr etwas ganz Besonderes überlegt. Sie bekommen heute ein Geschenk mit nach Hause, das bei Ihnen einen besonderen Platz bekommen will. Einen Platz, wo Sie es immer wieder sehen können, wo es Sie an die Zuversicht des christlichen Glaubens erinnern will.

Selbstverständlich bekommen auch die Kranken, denen ich heute und in den nächsten Tagen bei meinen Besuchen in der Klinik begegnen werde, auch dieses Geschenk.

Claudia schuf vor einigen Jahren eine Homepage, wo sie die schönsten Kirchen im süddeutschen Raum nicht nur mit ausdrucksstarken Fotos zeigt, sondern auch den Baustil, die geschichtlichen Hintergründe und die Verortung in der jeweiligen Diözese darstellt. Diese Homepage heißt „Recordare“ (https://www.recordare.de/) , was so viel wie „Sich erinnern“ heißt.

Weil sie einige Fotos des Augsburger Domes erneuern wollte, fuhr sie vor kurzem an einem freien Tag dorthin und entdeckte in einer Seitenkapelle ein altes Bild, das sie fotografierte und daheim dann genauer ansah. So etwas hatte sie noch nie gesehen – und ich auch nicht! Ich mache es weiter spannend für Sie, denn gleich werde ich Ihnen dieses Bild zeigen.

Claudia hat es grafisch bearbeitet, um die Grundaussage des Künstlers deutlicher heraus zu stellen. Das Bild stammt von Johann Christoph Storer, der hauptsächlich in Konstanz wirkte. Es hat den Titel „Maria hält dem Auferstandenen ihr Herz hin“ und entstand 1658. Es war lange verschollen und konnte durch die Diözese Augsburg auf einer Auktion zurückersteigert werden. Seit 2018 befindet es sich wieder im dortigen Dom (Anmerkung: Mehr dazu siehe HIER).

Ich zeige es Ihnen nun!

 

Foto und digitale Bearbeitung: Claudia Kriesche

Es zeigt Jesus als Auferstandenen, der aber die Wundmale seines Leidens an seinem Körper trägt. Das Marterkreuz umarmt er, hinter dem Kreuz leuchtet das Licht der Auferstehung auf. Das Besondere ist nun aber, und ich habe so etwas noch nie gesehen, dass Maria im blauen Gewand, Jesus ihr verletztes Herz hinhält. Wenn man genau hinsieht, dann kann man erkennen, dass ein Pfeil durch ihr Herz geht. In Lukas 2, 55 steht folgender Satz: „ … und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.“ Der Seher Simeon sagte dies damals zu der jungen Mutter Maria im Tempel von Jerusalem, wo sie ihren Sohn Jesus Gott an empfohlen hatte. Diese Prophezeiung bewahrheitete sich, Maria ging treu, tapfer, voller Liebe und mit einem tieferen Wissen um Gottes Erlösungsplan an Jesu Seite vom Anfang bis zum Ende. Viele und tiefe Schmerzen, vor allem seelische musste sie dabei durchmachen und erleiden.

In unserem Bild hält nun Maria ihrem auferstandenen Sohn ihr verwundetes Herz hin, das trotz Verletzung ein gesundes und tiefes Rot der Liebe zeigt. Jesus berührt lächelnd mit der einen verwundeten Hand Marias Schulter und zieht sie zu sich. Seine andere Hand zeigt auf seine geöffnete Seite, auf sein geöffnetes Herz der Liebe. Der auferstandene Jesus heilt ihr verletztes und verwundetes Herz, ihre Schmerzen, ihre Leere und ihre Fragen. Die Kraft der Auferstehung macht alles gut, alles neu, schenkt Heilung und neues Leben.

Über dieses Bild haben wir ein anderes Schild als das uns allen bekannte INRI gestellt. Das neue Schild zeigt diese Inschrift: „Seine Auferstehung heilt Deine Wunden.“

Jede und jeder von uns hat ihre und seine Wunden und Narben. Meistens sind wir damit allein, kaum jemand ist da, dem wir sie offen zeigen können, der uns versteht, annimmt und tröstet. Wir müssen irgendwie damit klar kommen und kommen ganz oft nicht damit klar. Leere, Resignation und Kraftlosigkeit breiten sich in vielen Leben aus.

Ostern ist der Sieg über den Tod! Der Tod hat nicht das letzte Wort. Aus dieser Zuversicht leben Christen seit über 2000 Jahren. Diese Zuversicht will uns eine andere Sichtweise und einen langen Atem schenken.

Wir wollen heute in dieser Osternacht Sie daran erinnern, dass Sie nicht allein sind mit Ihren Verletzungen, Wunden und Narben. Sie und wir dürfen sie dem auferstandenen Jesus Christus hinhalten. Wir dürfen uns in seine Umarmung hinein schmiegen. Wir dürfen durch seinen liebenden Blick aufatmen, uns aufrichten und zuversichtlich weitergehen.

Zuversicht – Übersicht – Weitsicht – Gottes Sicht

Wir sind nicht allein, der Schmerz, der Tod und ihre dunklen Gesellen haben nicht das letzte Wort. Ich kann zu Jesus gehen, ihm mein Herz hinhalten, ihm meinen Schmerz geben. Seine Liebe heilt meine Wunden. (vgl.: Jes 53, 5)

Dieses Bild möge Sie an Glaube, Hoffnung, Liebe und Zuversicht erinnern und immer wieder darin stärken.

In dem Osterlied im „Gotteslob“ unter 336,1 (Text nach Christian Fürchtegott Gellert 1757) heißt es so schön, so aufbauend und so wahr:

Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Amen.