Pater Dr. Peter Uzor: „Pfingsten ist wie ein vollgetanktes Auto“
Seine Auslegung zur Lesung und zum Evangelium am Pfingstmontag (Apg 8,1.4.14-17 und Lk 10,21-24) stellt unser geistlicher Begleiter Dr. Pater Peter Uzor unter die Überschrift „Wo bleibt der Heilige Geist?“. Dabei vergleicht er Pfingsten mit einem vollgetankten Auto!
Seine Predigt einleitend erklärt Pater Peter: „Wir haben die Gaben des Heiligen Geistes empfangen. Nichts fehlt uns, um heute als Christen zu leben. Fassen wir Mut! Starten wir in die Woche und in die weitere Zeit gemeinsam mit allen, die an Christus glauben. Die Welt braucht die Botschaft vom Frieden durch Gott und dann auch durch uns. Gehen wir, wenn auch in kleinen Schritten, aber gehen wir!“
Anbei die Worte seiner Predigt zu Apg 8,1.4.14-17 und Lk 10,21-24:
In kirchlichen Kreisen gibt es einen alten Witz: Ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer unterhalten sich über Fledermäuse in ihren Kirchen, die immer wieder die Andacht der Gläubigen stören. Es müsste ein Mittel geben, sie los zu werden. Der katholische Pfarrer hatte schon alles Mögliche ohne Erfolg probiert, der evangelische Pastor aber wusste Rat: Er hatte die Fledermäuse eingefangen, dann getauft und konfirmiert. Nachher seien sie nie wiedergekommen.
Die lustige Geschichte ist eine Anspielung auf die Enttäuschung von Seelsorgern in beiden christlichen Konfessionen. Da empfangen junge Christen nach oft intensiver Vorbereitung die Gaben des Heiligen Geistes, die sie dazu befähigen sollen, mündig und aktiv in der Kirche mitzuwirken, Danach aber haben sie häufig mit Kirche nichts mehr im Sinn.
Ganz anders war die Erfahrung der Urkirche, von der wir in der Apostelgeschichte hören. Da herrschte Verfolgung der Christen in Jerusalem. Die Gläubigen mussten fliehen. Sie fanden Aufnahme in Judäa und Samarien, wo sie relativ geschützt waren. Dort waren sie mit ihrer Glaubensverkündigung derart aktiv, dass sich in ihrer neuen Heimat schon bald christliche Gemeinden bildeten. Viele ließen sich taufen.
Doch die Verantwortlichen spürten schon bald, dass in ihren Gemeinden etwas fehlte. Sie hatten zwar noch die Begeisterung in Erinnerung, die seit Pfingsten bei den Christen herrschte, aber in Samarien war davon nichts zu spüren. Da waren sie ganz froh, dass die Apostel Petrus und Johannes zu ihnen kamen und ihnen durch Handauflegung, Gebet und Verkündigung die Begeisterung von Pfingsten vermittelten.
Damals muss diese Handlung der Apostel eine ungeheure Wirkung gehabt haben, so dass der Glaube der Christen sich in der Welt von damals wie ein Lauffeuer ausbreitete. Der Mut der Gläubigen war von einer solchen Kraft, dass sie nicht einmal das Martyrium fürchteten. Das Blut der Märtyrer erwies sich als Same für neue Christen.
Wenn wir die ursprüngliche Dynamik der Kirche mit der heutigen vergleichen, können wir neidisch werden. Wir fragen uns, wo der Heilige Geist mit seiner Kraft in unserer Zeit bleibt.
Wenn junge Christen trotz bester Katechese nach den traditionellen Feiern in der Kirche nicht mehr gesehen werden und Bischöfe nach der Firmspendung das Gefühl haben, lediglich ein Strohfeuer entzündet zu haben, dann ist Ursachenforschung angesagt. Die Frage steht im Raum: Wo bleibt der Heilige Geist?
Die ausbleibende Wirkung auf den Heiligen Geist zu schieben ist zu einfach.
Zum Erfolg auch in der Verkündigung gehören immer zwei: Gott und Mensch. Der Geist Gottes zwingt niemanden. Er macht Angebote und schenkt seine Gaben. Doch wenn der Mensch sie nicht annimmt, bleiben sie ohne Wirkung.
Die Christen der Urkirche waren empfänglich für den Heiligen Geist. Der Boden war bereitet. Es fehlte ihnen nur noch der notwendige Elan.
Darum ist es so wichtig, dass wir zunächst den Boden bereiten, damit die christliche Botschaft angenommen wird und durch Gottes Geist Frucht bringt.
Wo aber finden junge Menschen heute Orte, wo sie mit dem Wehen des göttlichen Geistes in Berührung kommen? Wenn niemand in ihrer Umgebung von Kirche begeistert ist, wie sollen sie dann Feuer fangen für den Glauben an Christus?
Mit der Geistsendung hat Gott alles getan, um der Welt den Frieden zu bringen. Jetzt sind wir gefragt.
Zum Glück gibt es gute Beispiele, engagierte Christen in allen Konfessionen, die glaubwürdig sind und in ihrer Umgebung ein Feuer entzünden, das von dem beklagten Strohfeuer weit entfernt ist.
Wo Ökumene praktiziert wird und Christen auch mit unterschiedlichen Glaubenseinstellungen gemeinsam beten und handeln, da ist das Wirken des Heiligen Geistes zu spüren.
Pfingsten ist wie ein vollgetanktes Auto. Es ist zur Ausfahrt bereit. Nur wenn keiner sich ans Steuer setzt und fährt, bleibt es trotz guter Startbedingungen stehen.
Wenn getaufte und gefirmte bzw konfirmierte Christen die Gaben des Heiligen Geistes nicht nutzen, dem Glauben gegenüber desinteressiert sind, gleichen sie einem Fahrer, der zwar einen Führerschein hat, aber nicht einsteigt, um zu fahren.
Pfingsten will uns zur Ausfahrt ermutigen.
Wir müssen als Christen aufbrechen wie die Jünger damals, um die Lebensfülle zu verkündigen, die mit Jesus gekommen ist.
Darum bleibt Pfingsten auch für uns moderne Menschen ein wichtiges Fest. Die Geschichte von den Fledermäusen kann uns zum Lachen bringen. Aber die Anspielung stimmt dann nicht mehr, wenn wir die Hände nicht in den Schoß legen, sondern die Gaben, die der Heilige Geist uns verleiht, nutzen und mit voller Kraft die Welt verändern.
Anbei ein Lied, das die Kraft des Heiligen Geistes spüren und die Worte von Pater Peter nachklingen lässt: