Pfarrer Björn Wagner: „Die Botschaft des Gründonnerstags hat mehr Kraft als alle Waffen dieser Welt“

In seinem Impuls zum Gründonnerstag legt unser geistlicher Begleiter Pfarrer Björn Wagner die biblische Symbolik des Gründonnerstag dar: Fußwaschung, Abendmahl, Verrat, Ölberg.

 

Anbei der Impuls von Pfarrer Wagner:

 

Der Gründonnerstag ist reich an Symbolik und er setzt gewisse Standards. Nicht nur zuhause, wo es vielerorts Spinat, Salzkartoffeln und Eier Jahr für Jahr gibt.

Die biblische Gestalt des Tages vor dem Prozess Jesu hat es in sich: Fußwaschung, Abendmahl, Verrat, Ölberg.

Jesus wäscht den Freunden die Füße. Der Herr hat sich oft schon auf die Erde gelegt, nicht erst heute. Aurelius Augustinus spricht davon, dass sich Gott bei der Geburt Christi auf die Erde gelegt habe. Das ist ein Bild für die Liebe Gottes. Er nimmt teil an unserem Geschick und will es begleiten, heilen, gut werden sehen. Heute die Fußwaschung: Füße sind der tiefste Ort menschlicher Anatomie, der Bereich, an dem der Mensch mitten im Alltagsstaub steckt. Jesus wäscht und macht wiederum deutlich – wie so oft vorher schon:

Gott ist sich für nichts zu schade.

Ein Moment, der die Welt verändern wird und das christliche Leitbild prägt.

Das Abendmahl ist die Priesterweihe der Apostel. Tut dies zu meinem Gedächtnis: Kommt zusammen, ertragt Versuche von Alleingängen, aber haltet – mir zuliebe – irgendwie doch zusammen. Wenn der Bischof die heiligen Öle während der Karwoche weiht, wird genau das deutlich: Seine Priester kommen – etliche sind befreundet, manche mögen sich gar nicht. Aber man setzt sich gegenseitig aus, hält sich aus, ordnet sich unter und versammelt sich um Jesus, der im Sakrament des Altares da ist und zur Speise wird, die alle auf dieselbe Weise sättigt.

Am Abend des Lebens Jesu wird deutlich, dass den Menschen die Einheit besser steht als das Chaos vieler Egotrips.

Mitten unter den ersten Priestern des Neuen und Ewigen Bundes gibt es Verrat. Damit ist gemeint: Selbst dem Christus ist es nicht vergönnt, der Banalität menschlicher Arglist auszukommen. Er wird von einem der Engsten für einen lächerlichen Geldbetrag ausgeliefert. Das Drama, das ohnehin schon seit dem Palmsonntag abgeht, gewinnt an Fahrtwind. Judas macht das, woran er zerbricht. Judas macht seinen Namen für alle Zeit zum Synonym für den Freund, der etwas tut, was gerade von ihm nicht erwartet wird. Heute nennt man so etwas eine Grenzüberschreitung. Aber der Verrat des armen Schluckers Judas wird kein Beispiel sein, an dem die Menschheit lernt. Sie liefert weiter aus und verrät munter weiter.

Jesus am Ölberg. Er weint. Ja, er weint, hat Angst und befürchtet das Schlimmste. Viele Menschen sind gerade am Ölberg ihres Lebens angelangt. Nicht nur jene aus der Ukraine. Der Ölberg steht auch für den Sinai, den persönlichen Sinai Jesu; hier wird das Geschehen des Neuen Gebotes, das Jesus mit der Fußwaschung angeordnet hat, abgeschlossen: Liebt einander so, wie ich Euch geliebt habe!

Der Ölberg ist ein Offenbarungsort: Christus betet und er macht deutlich, dass es Gott wirklich gibt und dass der Bund an diesem Abend auf neue Füße gestellt wurde: Auf die sauberen Füße der Apostel, die nach Ostern in die ganze Welt gingen und der Menschheit „Ostern“ als Botschaft anboten.

Diese Botschaft hat mehr Kraft als alle Waffen, mehr Vermittlungsmöglichkeiten als alle Diplomatie dieser Welt.

Der Gründonnerstag ist jedes Jahr eine Erinnerung daran, was Jesus wichtig war.

Amen.

Anbei DER Song zum Gründonnerstag: