Foto: Tobias Ranzinger / HB

Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Das größte Unglück ist es, Gott zu verlieren“

In seinem Impuls zu Silvester/ Neujahr verweist Pfarrer Rainer Maria Schießler mit Blick auf Lk 2, 16–21 / Röm 8, 35-39 auf die größte Katastrophe im Leben eines Menschen: Ein Leben ohne Hoffnung. Im Zuge dessen betont er den größten Schatz eines Christen: Die Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist.

Hier der Impuls, den Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat: 

Gerade noch einmal gut gegangen! Trotz abenteuerlicher Umstände hat Maria ihr Kind zur Welt gebracht. Acht Tage nach der Geburt wird Jesus beschnitten, und damit scheint dann endlich alles irgendwie wieder in Ordnung zu sein. Die an dieser Stelle oft gestellte Frage, was sich wohl Maria von der Zukunft erhoffte, beantworten wir am besten selbst, wen wir uns an der Jahresschwelle überlegen, was wir uns selbst vom kommenden Jahr erhoffen: Natürlich, dass wir vom Schlimmsten verschont bleiben und das Beste für uns herauskommt.

Bei Maria klappte dies jetzt nicht so ganz: Im Tempel wird ihr prophezeit, dass ihr das Schwert des Leidens durch die Seele gehen wird; Herodes beginnt zu wüten und begeht den schrecklichen Kindermord. Und schließlich, nach Ablehnung, Enttäuschung, Qualen und Spott stirbt ihr Sohn am Kreuz. Die letzten beide Jahre haben uns allen gezeigt, dass hier von uns die Rede ist. Natürlich hoffen wir inständig, verschont zu bleiben, aber realistisch ist das nicht. Das größte Unglück ist vielleicht gar nicht der Tod, eine Katastrophe, der Verlust von Gesundheit oder Wohlstand, sondern nur die Frage: Lieber Gott: Wo bist Du?

Das größte Unglück ist es, Gott zu verlieren und damit den Glauben, der uns Leid und Schmerz aushalten lässt, weil sie auch uns unausweichlich treffen können.

Kein noch so intensiv dargestelltes religiöses Leben bewahrt uns davor. Ohne Hoffnung dem Leben zu begegnen aber ist die maximale Katastrophe im Leben eines Menschen.

In diesem Sinne war Maria Optimist: Sie wusste nichts, nur eines war ihr – so der Evangelist – klar, dass sie nichts von der Liebe ihres Sohnes wird trennen können.

In diesem Sinne sind wir Christen Optimisten: Wir wissen, dass Vieles auf uns zukommt; viel Gutes, aber auch viel Schweres. Aber was auch immer da kommen mag: Wir vertrauen auf Gott.

Er ist unser Helfer. Unser Retter. Nicht vor dem Leid hat Gott einmal seinen einzigen Sohn bewahrt, aber vor einem viel schlimmeren Schicksal: dem Verlust seiner Liebe.

So stimmt auch Paulus mit ein: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“

Amen.