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Pater Christoph Kreitmeir: „Die Hoffnung ist DAS Lebens- und Überlebenselixier“

In seiner Predigt zu Neujahr beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir in Auslegung zu Num 6,22-27 und Lk 2,16-21 wie sehr es Glaube, Liebe und Hoffnung braucht, wenn man nicht will, dass alles beim Alten bleibt.

Hier die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

In guter alter Tradition wünschen wir uns an Neujahr und in den folgenden Tagen ein gutes neues Jahr und hängen meistens noch Wünsche für Gesundheit, Zufriedenheit und Wohlergehen dran. Dieser Brauch ist gut! Stellen Sie sich vor, wir würden nur mit Argwohn, Skepsis und schlechten Vorahnungen ins neue Jahr gehen und dies dann auch noch anderen zumuten.

Das Wort „Neu“ im „Neuen Jahr“ suggeriert ja das Gefühl und die Erwartung: Neu ist anders, neu ist gut. Sollte also das neue Jahr nicht ein anderes, ein gutes werden? Die Hoffnung darauf ist wichtig und zielführend!

Mit welcher Stimmung gehen Sie ins neue Jahr?

Sagen Sie sich vielleicht: Neues oder altes Jahr, es geht ja doch so weiter wie bisher? Erschreckt Sie womöglich das Neue Jahr, weil es Ihnen deutlich macht, wie die Zeit verrinnt? Haben Sie Angst davor, was Ihnen dieses Jahr bringt oder wie das mit Corona weitergeht?

Wenn dem so wäre – ich kann Sie da verstehen, ABER ich weiß aus Erfahrung auch, dass es ganz wichtig ist, sich von Stimmungen nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen. Skepsis braucht Optimismus, Schrecken und Angst brauchen Mut und Zuversicht, gefährliche Entwicklungen benötigen Korrekturen und neue Wege.

Wer nicht will, dass alles so weitergeht wie bisher, wer nicht will, dass alles beim Alten bleibt, der braucht Hoffnung, der braucht Glauben und der braucht vor allem Liebe.

Die Hoffnung ist DAS Lebens- und Überlebenselixier.

Der frühere tschechische Staatspräsident Vaclav Havel schenkt uns dazu einen Satz, der es in sich hat: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Sehr realistisch und trotzdem kraftgebend!

Der Glaube ist nicht Wissen, der Glaube ist mehr als ein Wissen.

Er nährt sich auch Quellen des Vertrauens, der Geborgenheit, des Wissens, dass da jemand da ist, der auf mich aufpasst, egal was passiert. Dieser JEMAND hat im jüdisch-christlichen Glauben den Namen „Ich bin der Ich-bin-mit-Dir“. Und er wurde Mensch, an den ich mich halten kann, dessen Nähe ich spüren darf und der mich trägt, schützt und führt.

Die Liebe ist die Kraft, die alles kann, auch wenn sie nicht mehr kann.

Wer sich an der Liebe ausrichtet, dem wachsen Kräfte zu, von denen er nicht wusste, dass er sie hat.

Wer die Liebe lebt, der wird von ihr getragen, geschützt und behütet.

Die Liebe erhellt das Dunkel. Die Liebe wärmt die Kälte. Die Liebe lebt aus der Trotzdemkraft.

 

Wir feiern an Neujahr das Hochfest der Gottesmutter Maria und das ist gut so. Sie war ein Mensch, der aus Hoffnung, aus Glauben und aus Liebe lebte. Sie schenkte und schenkt bis heute Hoffnung, Glauben und Liebe.

Maria, Josef und das Jesuskind wurden von den Hirten bei der Krippe aufgesucht, so erzählt es unser heutiges Evangelium. Als die Hirten das Kind sahen, „erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.“ Auch wir dürfen hören, horchen und staunen was uns Weihnachten erzählen will. Auch wir dürfen die Botschaft von Glauben, Hoffnung und Liebe mit unserem ganz normalen Alltag in Beziehung bringen und dadurch Licht ins Dunkle und Freude in so manche Tristesse einziehen lassen.

Weihnachten will uns Mut, Kraft und Ausdauer für die Tage des neuen Jahres 2022 geben, genau so viel wie wir jeden Tag benötigen.

Mein Neujahrswunsch an Sie ziert seit ein paar Jahren die Wand des Eingangsbereiches meiner Wohnung: (Lothar Zenetti)

„Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter!
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer!
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht!“

Christen sehen über die vielen Schwierigkeiten nicht hinweg, aber sie sehen über ihnen die großen Möglichkeiten Gottes.

Christen sehen an den vielen Leiden nicht vorbei, aber sie sehen unter all den Nöten die viel tiefere Liebe Jesu.

Christen schließen vor dem Dunkel der Welt nicht die Augen, sie glauben nicht blind, sondern sie sehen alles von Gott her in einem anderen Licht.

Denn bei Gott ist die Quelle des Lebens, und in seinem Licht sehen wir das Licht (nach Psalm 36,10). Dann sehen wir auch das Licht in jedem neuen Tag des Jahres 2022.

Ich wünsche Ihnen nicht nur Gesundheit, sondern dass Sie sowohl mit Gesundheit wie auch mit Krankheit gut umgehen können, damit Ihr Vertrauen in das Leben wächst, das Gott in seinen Händen hält.

Ich wünsche Ihnen nicht nur Glück, sondern dass Sie sowohl im Glück wie auch im augenscheinlichen Unglück den Blick auf den bewahren können, der Sie zu reiferem und vollerem Leben führen möchte, auch wenn er ihnen dazu manchmal holprige und dunkle Wege zumutet.

Und ich wünsche Ihnen nicht nur Freude, sondern dass Sie sowohl in Freude wie auch in Schmerz und Leid an dem festhalten können, der uns mit allem, was uns ausmacht, viel besser kennt, als wir denken.

Ich wünsche Ihnen und mir, dass auf diese Weise unser Glaube an Gott stärker werde, denn dieser ist es, der uns stützt und hält.

Amen.