Foto: privat (mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Rainer Maria Schießler)

Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Die Zielrichtung unseres Glaubens ist und bleibt immer Gott“

In seinem Impuls zum heutigen Fest Epiphanias (Erscheinung des Herrn / volkstümlich Dreikönigstag) betont Pfarrer Rainer Maria Schießler, dass Gott nicht nur in der Kirche, sondern auch in der säkularen Welt und in jedem Menschen selbst zu finden ist.

Hier sein Impuls, den Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:

Das Vorkommen Gottes – Fest der Erscheinung des Herrn

Nur noch ein paar Stunden und die wunderschönen Erzählungen, die auch der Hintergrund unserer Krippenromantik und unserer Liturgie sind, sind Vergangenheit und die Realität hat die kleine Familie eingeholt. Sie findet sich wieder – wie wir auch – in der Lebenswirklichkeit der einfachen Leute in der eher armseligen Siedlung von Nazareth. Die Engel sind im Himmel, die Hirten bei ihren Herden mitten drin im alltäglichen Existenzkampf zwischen Gutsbesitzer und wilden Tieren. Die weisen Männer aus dem Osten gehen einen anderen Weg nach Hause.

Die Botschaft dahinter ist so erstaunlich wie einfach zugleich: die Menschen, ob arm oder reich, niedrig oder bedeutend, müssen erst einmal weg, hinaus gehen, also aus sich herausgehen.

Wer diesen Gott nur in der Kirche suchte und nicht auch in der säkularen Welt von heute, wer ihn nicht auch in sich selbst suchen wollte, der fände ihn nicht.

Schließlich geht es nicht um einen Kirchengott. Natürlich gehört die Kirche wesentlich zu unserem Glauben. Ohne sie gäbe es kein Neues Testament und keine christliche Predigt.

Die Zielrichtung unseres Glaubens aber ist und bleibt immer Gott und zwar mit Hilfe, dank und manchmal auch trotz der Kirche.

Darum kann es nicht einfach nur um Kritik an der Kirche gehen, sondern um die Sorge um die Zukunft der Kirche. Sie aber wird von den Menschen immer dann als glaubwürdig erlebt, wenn sie das Vorkommen Gottes (d.h. ja Erscheinung des Herrn) in der Welt von Heute und in den Zeichen unserer Zeit bezeugt. Schon deshalb braucht die Kirche den ständigen Anstoß zur Erneuerung und Reformation.

Auch wenn alle weggegangen sind vom Stall von Bethlehem, Engel, Hirten, Könige: Das Kind bleibt. Der Mensch bleibt. Gott bleibt und damit auch die Botschaft von ihm, die wir deswegen immer Frohe Botschaft nennen und mitunter auf neuen, anderen, vielleicht ungewohnten Wege verbreiten werden – denn auch „Gott ist jeden Tag neu“ (Edward Schillebeeckx).