Foto: Tobias Ranzinger / HB

Pfarrer Schießler: „Gott zeigt sich im ganzen Kosmos als eine stetige, gütig liebende Kraft“

In seiner Auslegung zur Lesung am 1. Fastensonntag (Jes 58,3-8) beschreibt Pfarrer Rainer Maria Schießler, worum es beim Fasten geht und wie der Mensch im Fasten Gottes Nähe erfahren kann.

 

Anbei der Impuls, den Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite mit dem Titel „Sich von Gott umstimmen lassen“ veröffentlicht hat:

 

Fasten ist ganzjährig gefragt, für die Gesundheit, den Sport oder einfach nur so zum Abnehmen. Für den Propheten Jesaja aber geht es beim Fasten um einen viel wichtigeres Anliegen und einen wesentlicheren Effekt. Das traurige, klagende `Den-Kopf-Hängen-Lassen´ jedenfalls hat mit dem tieferen Sinn des Fastens nichts zu tun. Für den, der vor Gott fasten will, gilt die Dreifachforderung: Hebt das Unrecht auf, macht Abhängige frei, teilt mit den Habenichtsen! Wenn du das tust, wird Gott dich führen und es wird dir gut gehen.

Das Geschäft mit dem Hungern und Jammern jedoch zieht bei Gott nicht.

Es geht nicht um eine große Belohnung, die der Mensch auf sein gottgefälliges Tun vielleicht erwarten darf. Natürlich wünscht sich jeder Mensch, dass seine Anliegen bei Gott Gehör und Erhörung finden und damit ein drohendes Schicksal abgewendet werden kann. Das Gebet ist aber nicht dazu da, mit einem geschickten Handel Gott umzustimmen. Mit Gott gibt es keinen Handel und er muss auch nicht umgestimmt werden!

Dieser Gott zeigt sich dafür im ganzen Kosmos, auch alle religiösen Traditionen übersteigend, als eine stetige, gütig liebende Kraft, die unveränderlich wirkt.

Nicht der Mensch stimmt Gott um, sondern das liebende Handeln des Menschen verändert ihn selbst, macht ihn zu einem neuen Menschen. Loslösen, befreien, teilen, Unrecht aufheben, das allein ist der Königsweg zur eigenen Befreiung. Ängste weichen der Geborgenheit und nur so kann Gott den Menschen formen.

Das Fasten soll den Menschen daher zu sich selbst bringen, damit er sich selbst findet.

Jeder Verzicht macht ein Stück freier. Der Hunger schärft die Sinne für seine Grenzen. Der Durst lässt ihn den Mangel besser verstehen. Auf diesem Weg nach innen verstehen wir dann auch das liebende Gesetz Gottes: Durch Loslassen, Teilen und Befreien wird uns, wie Jesaja sagt, „ein Licht aufgehen wie die Morgenröte, und unsere Wunden werden schnell vernarben“.

Amen.