Patricia Thielemann im PromisGlauben-Interview:
„Das ‚Vater Unser‘ richtet mich aus und auf“
Foto: Nadja Klier
Die Schauspielerin und Yoga-Lehrerin Patricia Thielemann, die heute mit ihren drei „Spirit Yoga“-Studios in Berlin und ihrem Buch „Spirit Yoga: Aufrecht, stark und klar im Leben“ sehr erfolgreich ist, gab unserem geistlichen Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir ein Exklusiv-Interview für PromisGlauben.
Als sie vor Jahren als Schauspielerin in den USA arbeitete, entdeckte sie Yoga für sich und gründete 2004 Spirit Yoga. Mit Pfarrer Kreitmeir sprach Patricia Thielemann im PromisGlauben-Interview u. a. darüber, wie sie über Yoga zum christlichen Glauben (zurück) kam, wie ihr Verständnis von Yoga mit dem christlichen Glauben zusammengeht und woher sie die Kraft für mutige Entscheidungen nimmt. Weiter stand sie auch Rede und Antwort zu den vom PromisGlauben-Team formulierten „Hard Facts“ zum Glauben.
Christoph Kreitmeir (CK): Liebe Patricia , Dein persönlicher Werdegang ist ein sehr interessanter. Über die Schauspielkunst, Auslandsaufenthalte und vielem mehr kamst Du zum Yoga und hast dich darin spezialisiert. Dabei ist Dir im Laufe der Zeit der tiefere spirituelle Geist des Yoga – das Spirit Yoga – wichtig geworden. Kannst Du das interessierten Lesern und Leserinnen ein wenig erklären?
Patricia Thielemann (PT): Ich bin seit über 20 Jahren Yogaleherin. Zu Beginn stand das Körperliche im Vordergrund. Ich hatte Asthma und Rückenschmerzen. Mit Yoga wollte ich damals einfach nur meine Beschwerden lindern. In der Hoffnung auch auf die größeren Fragen des Lebens Antworten finden zu können, setzte ich mich später dann auch mehr mit der Yoga Philosophie auseinander, trotzdem blieb bei all dem Suchen immer auch etwas für mich unbeantwortet. Es war und ist diese Sehnsucht nach echter, innerer Anbindung, die mich weiter treibt und dich mich jeden Tag aufs Neue meine Matte ausrollen lässt. Yoga ist für mich kein Allheilmittel. Yoga bietet mir aber sehr wohl eine sehr wirksame Methode, um immer wieder bei mir Zuhause anzukommen. Dieses „nach Hause kommen“, was sich übrigens keineswegs durch Einlullen, sondern durch Klarheit und Fokussierung auszeichnet, sehe ich als eine Art Grundvorraussetzung, um sich überhaupt irgendetwas Wesentlichem annähern zu können. In unserer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, braucht es beseelte Räume, in denen wir wieder zu uns selber finden können. Mit Spirit Yoga möchte ich genau solche Räume schaffen, in denen jeder für sich zur Besinnung finden kann – und das eben auch über das Körperliche und Geistige hinaus.
CK: Aus christlich-konservativen Kreisen kann man immer wieder hören, dass Yoga für einen Christen eigentlich verboten ist, weil die ganze Philosophie hinter dem Yoga nichtchristlich ist. Wie siehst Du das als aktive Christin und bekannte Yogalehrerin?
PT: Das hängt davon ab, wie Yoga gedeutet wird. Bringt man zum Beispiel die Karmalehre oder die indische Götterwelt mit ins Spiel, könnte das durchaus zu Verwirrungen führen. Ist der Unterricht aber aufgeklärt und frei von irgendwelchen Ideologien, dann sehe ich überhaupt keine Gefahr. Im Gegenteil – in dem Fall kann Yoga sehr hilfreich sein, um dem weltlichen Dauerrauschen gezielt etwas entgegen zu setzen. So verstanden und vermittelt wird Yoga zu einem Türöffner zum Wesentlichen hin. Mich überzeugt Yoga als Weg, weil Yoga eben auch bewusst den Körper mit einbezieht. Wenn Körper und Geist durch die Yoga Praxis geeint werden, führt das dazu, dass der Mensch wieder mehr in sich selber ruhen kann.
Yoga, so wie ich es verstehe, führt den Menschen temporär raus aus seiner weltlichen Welt und hin zu seinem Kern. Für den aktiven Christen könnte das bedeuten, dass er sich mit Hilfe von Yoga vielleicht noch mehr in seinem Glauben verankert kann. Für mich wird die Annäherung an Gott durch meine regelmäßige Yogapraxis auf jeden Fall mit einem ganz persönlichen und immer tiefgreifenderen Erleben verbunden.
CK: Im Rahmen der Vorwürfe von sexuellen Belästigungen, die der Regisseur Dieter Wedel begangen haben soll, bist Du in den Medien als mutige Frau aufgetreten. Woher hast Du dafür Deine Kraft genommen?
PT: Ich kann doch nicht jede Woche hunderte von Frauen durch die Krieger Positionen im Yoga führen und ihnen Mut zusprechen, aber mich dann selbst, wenn es drauf ankommt, verstecken. Yoga und mein Glaube bieten Halt und geben mir Kraft, gerade auch dann, wenn das Leben solche Herausforderungen bringt.
Weiter beantwortete Patricia Thielmann die „PromisGlauben-Hard-Facts“:
1) Wann und wie haben Sie zum christlichen Glauben / zu Jesus gefunden?
PT: Ich wurde getauft, habe aber dann, wie viele andere auch, der Kirche den Rücken gekehrt. Die Kirche schien mir über viele Jahre häufig verschroben und entrückt. Erst durch meine Auseinandersetzung mit Yoga konnte ich die Brücke schlagen und mich ganz langsam dem Christentum wieder mehr annähern.
2) Welche Bedeutung hat das Gebet für Sie? Haben Sie ein Lieblingsgebet?
PT: Meine persönliche Yoga Praxis schließe ich immer mit dem „Vater Unser“. Das Gebet richtet mich aus und auf. In einem regulären Kurs würde ich aber bewusst kein Gebet sprechen, weil ich dort all den Menschen, die zu mir zum Yoga kommen, einen Raum bieten möchte, und das sind nicht nur Christen. Trotzdem speist sich meine Haltung natürlich auch dort durch das, wofür ich stehe und woran ich glaube.
3) Sprechen Sie über Ihren Glauben? Mit wem?
PT: Ich bekenne mich zu meinem Glauben, spreche aber bewusst nicht ständig darüber. Dazu wird mir zu viel verdinglicht oder instrumentalisiert. Ich suche aber den Austausch in einer geistlichen Begleitung.
4) Was gibt Ihnen Ihr Glaube im Alltag? Wie leben Sie Ihren Glauben?
PT: Mein Glaube spendet mir Mut, Zuversicht und Kraft. Außerdem hilft mir mein Glaube, das größere Bild im Auge zu behalten, mich auch den Schattenseiten des Lebens zu stellen, das Verbindende zu suchen, andere zu fördern und vor allem die Dinge, die ich tue, mit Liebe zu tun.
5) Waren Sie schon mal pilgern oder haben Sie schon mal einen Wallfahrtsort besucht? Wo?
PT: Nein, weil sich mir bisher dieser besondere Zugang zum Glauben noch nicht gezeigt hat. Was aber nicht ist, das kann vielleicht noch werden. Mein Bekannter, der ehemalige Franziskanerpater Christoph Kreitmeir, war 12 Jahre Wallfahrtsseelsorger in Vierzehnheiligen. Seine Erzählungen und auch die Geschichte von Hape Kerkeling in seinem Buch und Film „Ich bin dann mal weg“ haben mich hier neugierig gemacht.
6) Ihr Lieblingszitat aus der Bibel…?
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2.Tim 1,7)
Foto: zur Verfügung gestellt von Edyta Dombrowski (Manager Events & Comminication)
Seit über einem Jahrzehnt prägt Patricia Thielemann entscheidend die Identität von modernem Yoga im deutschsprachigen Raum.
Heute gehört Spirit Yoga mit drei Standorten in Berlin zu den größten Yogaschulen Europas.
Mehr Infos zu Spirit-Yoga gibt’s HIER
Wir bedanken uns bei Patricia Thielemann für dieses Interview. Vergelt’s Gott!