Harald Lesch: „Es hat mich immer gewundert, warum Wissenschaft und Religion im Widerspruch stehen sollten“
Am 21. Dezember 2018 diskutierten der Astrophysiker Harald Lesch und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm in der St. Lukas Kirche in München über Gott und die Welt. Anlass war das erste Farbfoto der Erde, das die Apollo-8-Astronauten an Heiligabend vor 50 Jahren aus dem Weltall aufnahmen. Die Astronauten waren seinerzeit von diesem Moment so überwältigt, dass sie in einem Funkspruch an die Erde die biblische Schöpfungsgeschichte vorlasen. Doch passt ist diese Geschichte angesichts der modernen Wissenschaft heute noch zeitgemäß?
Im Vorfeld der Veranstaltung in der Münchner St. Lukas Kirche sprachen Lesch und Bedford-Strohm in Interviews über dieses Ereignis und ihre Sicht von Glaube und Naturwissenschaft. Im Magazin „Hallo München“ antwortete Harald Lesch auf die Frage, ob Religion und Wissenschaft nicht Gegensätze seien:
„Es hat mich immer gewundert, warum Wissenschaft und Religion im Widerspruch stehen sollten. Als Mensch kann man religiös sein und die Wissenschaft ernst nehmen.“
Der Theologe Heinrich Bedford-Strohm erläuterte weiter, dass Religion und Wissenschaft „verschiedene Perspektiven auf die gleiche Sache“ seien und dass wissenschaftliche Erkenntnisse in das christliche Denken einließen würde. Weiter gab er zu bedenken, dass die biblische Schöpfungsgeschichte „keine Auflistung von historischen Ereignissen“ ist , sondern „eine Perspektive auf den Sinn und den Kern des Daseins in der Welt“.
Im Interview mit Carolina Zimmermann von der Münchner Abendzeitung betonte Lesch auf Nachfrage, dass er sich als Physiker in einer Kirche „keineswegs“ fehl am Platze fühlt und führte fort:
„Denn es gibt Dinge, die wir auch mit den Naturwissenschaften nicht mehr erklären können.“
Weiter erinnerte er daran, dass die Apollo-8-Astronauten in dem Moment, als sie den Mond umkreisten und das berühmte NASA-Foto Earthrise machten und auf unseren Planeten sahen, der „vor Farben und Leben nur so überquoll“, so überwältigt waren, dass sie in einem Funkspruch an die Erde aus der biblischen Schöpfungsgeschichte vorlasen.
Harald Lesch, der an Gott glaubt und dies vor Jahren einmal in der ZDF-Sendung Kerner eindrucksvoll bekannte, bezeichnete sich einmal als Protestant vom Scheitel bis zur Sohle, der auch dem personalem Gottesbild anhängt. Im AZ-Interview, das 24.12.2018 veröffentlich wurde, sprach Harald Lesch auch über das Weihnachtsereignis und sagte:
„Und das [Weihnachten] ist ja ein Moment, in dem man merkt, dass etwas Kleines, ganz Schwaches in die Welt kommt und uns alle anrührt.“
Das Weihnachtsfest sei auch „ein Zeichen von Hoffnung“, so Lesch weiter.
Gegenüber dem BR betonten Harald Lesch und Heinrich Bedford-Strohm mit Blick auf ihre Veranstaltung „50 Jahre Mondfahrt – mit Harald Lesch und Heinrich Bedford-Strohm“ in der St. Lukas Kirche gemeinsam:
„Drei Tage vor Weihnachten einen solchen Abend zu machen und nicht nur über Verantwortung, sondern auch Hoffnung zu sprechen, dass ist etwas, was der Seele sehr gut tut. Wir werden diesen Planeten bewahren.“
Quellen: Münchner Abendzeitung vom 24.12.2018: „Als wir uns die Erde zu Weihnachten schenkten“, hallo-muenchen.de, br.de, sanktlukas.de, pro-medienmagazin.de und YouTube.com
Und hier der Moment, als die Apollo-8-Astronauten beim Blick vom Mond auf die Erde vor Ergriffenheit aus der Schöpfungsgeschichte vorlasen: