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Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: „Medizin ohne Seelsorge ist keine Medizin“

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Der Mediziner und Autor Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, der bis 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und Mikrotherapie der Universität Witten/Herdecke war, hat ein neues Buch auf den Markt gebracht mit dem vielsagenden Titel Medizin verändern: Heilung braucht Zuwendung, Vertrauen und Mut zu neuen Wegen“. Schon seit vielen Jahren tritt der 70-Jährige dafür ein, die Seelsorge als wichtigen Bestandteil der Medizin zu sehen. 

In seinem bislang persönlichsten Buch beschreibt Bestsellerautor Dietrich Grönemeyer, dessen Bücher in rund 20 Sprachen übersetzt wurden, anhand bewegender Erlebnisse und Erfahrungen, was sein Verständnis als Arzt geprägt hat – und was wir tun müssen, um als Gesellschaft zu guter Gesundheit zu finden. Diesbezüglich plädiert er für eine Medizin, in der individuell und ganzheitlich auf die Patienten eingegangen wird, in der Prävention, Aufklärung und Eigenverantwortung eine entscheidende Rolle spielen, in der Heilkompetenzen kombiniert werden, Heilende als engagiertes, vertrauensvolles Team fungieren und das Arzt-Patienten-Verhältnis eine echte Begegnung auf Augenhöhe darstellt, wie es beispielsweise viele Krankenschwestern und Pfleger bereits vorleben, trotz großer Frustration und mangelnder Wertschätzung – menschlich wie finanziell. Die menschenferne Organisation und das Diktat der Ökonomie und Verwaltung in der Medizin verhindern seiner Meinung nach zunehmend eine würdevolle Heilkunst zwischen HighTech und Naturheilkunde, zwischen Psychosomatik und Umweltmedizin.

 

Einen Post auf seiner Facebook-Seite vom 7. November 2022 betitelt er mit den Worten:

„Medizin ohne Seelsorge ist keine Medizin.“

Dazu schreibt er, dass die Vernetzung von Tradition und Moderne notwendig sei, „um eine vertrauensvolle und fürsorgliche, ganzheitliche Heilung zu ermöglichen“. Denn die künftige Medizin werde sich „unter anderem durch digitale Technologien, High- und Low-Tech-Innovationen, moderne Formen von Seelsorge und Krankenpflege, aber auch durch die Einbeziehung von Naturheilverfahren weiterentwickeln“. Dazu betont er:

„Medizinische Effizienz und Fürsorglichkeit sind kein Widerspruch. Erst zusammen ergeben sie ein harmonisches Ganzes.“

Hightech und Seelsorge stehen für ihn alles andere als im Widerspruch zueinander, was der Verfechter einer Integration von Natur- und Schulmedizin sowie der psychosomatischen, HighTech- und Umwelt-Medizin wie folgt darlegt:

„Moderne Hochleistungsmedizin und ein liebevoller Umgang mit dem kranken Menschen sind grundlegende Prämissen.“

 

Schon seit Jahren setzt sich Dietrich Grönemeyer für eine ganzheitlichere Sicht auf den Menschen in der Medizin ein. Folgende Aussagen hat er vor 10 Jahren für den Materialordner „Was Promis glauben“, der von PromisGlauben-Gründer Markus Kosian in Zusammenarbeit mit dem katholischen Schulkommissariat und dem Religionspädagogischen Zentrum Bayern für den Einsatz im Religionsunterricht entwickelt wurde, freigegeben.

Zu seinem Gottesbild erklärte Dietrich Grönemeyer:

Ich glaube an einen Schöpfer.“

Schon damals betonte er das Zusammenspiel von Seelsorge und Heilungserfolg mit folgenden Worten:

„Seelsorge ist wichtiger Bestandteil der Heilung. Ein Arzt muss auch zuhören, sollte Menschen in den Arm nehmen können, im direkten wie übertragenen Sinne des Wortes.“

Und weiter:

„Wir brauchen in der Medizin viel mehr den persönlichen Zugang. Und ich würde mir wünschen, mit den Kirchen intensiver zusammenzuarbeiten, was die spirituelle Seite betrifft, wo wir uns wunderbar ergänzen könnten. Wenn ich daran erinnern darf: Jesus war – auch – ein Heiler.“

Ähnlich wie in seinem aktuellen Facebook-Post, in dem er hervorhebt, dass Hightech „nicht zwangsläufig Kälte und eine distanzierte Routine am Krankenbett“ bedeute, warnte Grönemeyer damals schon vor dem Trugschluss, dass die Technik auch die menschliche Zuwendung ersetze. Dazu erklärte er:

„Verführt von den ungeahnten Möglichkeiten expandierender Apparatemedizin, sind wir der Illusion erlegen, dass sich alles schon irgendwie technisch beheben ließe. Manchmal will es fast scheinen, dass wir uns geradezu an diesen Glauben klammern, weil wir uns das andere, das ganzheitliche Verständnis des Menschen und seiner Leiden, nicht mehr zutrauen – nicht auf Seiten der Ärzte und nicht auf Seiten der Patienten. Der Mensch ist aber keine seelenlose Maschine, kein Motor, den man, wenn er ›stottert‹, durch den bloßen Austausch der ›Komponenten‹ wieder instandsetzen könnte. Wer sich mit dieser Erwartung in die Behandlung begibt, überfordert die Medizin von vornherein.“

 

Wenn der medizinische Fortschritt Menschen dazu verleitet, Ärzten grenzenlose Fähigkeiten zuzuschreiben und sie folglich als „Götter in Weiß“ zu sehen, spricht sich Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer deutlich gegen diese Vorstellung aus. Er meint: Die letzte Entscheidung über den Heilungserfolg der Patienten nicht in der Hand der Ärztinnen und Ärzte. Die biblischen Erzählungen über die Heilungen Jesu deutet Dietrich Grönemeyer als Motivation, Menschen in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu behandeln.

 

In seinem aktuellen Buch zeigt sich der Bestsellerautor davon überzeugt, dass Veränderung möglich ist. Sein Motto „Den Jahren Leben geben“ steht für eine Medizin des Wohlbefindens, in der jeder Mensch nur an einer Stelle stehen kann: im Mittelpunkt, heißt es in der Beschreibung zu seinem neuen Buch.

Diesem Grundsatz folgte er bereits in der ZDF-Sendung Dietrich Grönemeyer – Leben ist mehr!, die von 2012 bis 2019 ausgestrahlt wurde. Die Sendung befasste sich mit ethischen Themen und wurde an den christlichen Feiertagen Karfreitag, Christi Himmelfahrt, Reformationstag, Buß- und Bettag ausgestrahlt. Im Mittelpunkt des Formats standen Menschen, die einen ungewöhnlichen Lebensweg beschritten hatten.

Quellen: penguinrandomhouse.de, facebook.com, Kosian, Markus: Was Promis glauben. Gedanken über Gott, Religion und Kirche, hrsg. vom KathSchulkommissariat in Bayern, München 2012

Anbei der beschriebene Facebook-Post von Dietrich Grönemeyer vom 7. November:

 

 

 

Hier ein Video, in dem Dietrich Grönemeyer für ein Umdenken in der Medizin plädiert: