Foto: Elena Ternovaja creator QS:P170,Q110906093, Patti Smith in Berlin, 2022, Bild 2, cropped, CC BY-SA 3.0

Punkmusikerin Patti Smith: „Ich glaube an den Glauben“

Die US-amerikanische Lyrikerin, Punk- und Rockmusikerin, Singer-Songwriterin, Fotografin und Malerin Patti Smith, die als „Godmother of Punk“ in die Geschichte des Rock ’n’ Roll eingegangen ist, hat aktuell ein Fotobuch veröffentlicht mit Dingen und Menschen, die ihr wichtig sind. Anlässlich dessen sprach sie im Interview mit dem SZ-Magazin, das unter der Überschrift „Ich gehe mit den Verstorbenen, die ich liebe, durchs Leben“ veröffentlicht wurde, auch über den Umgang mit Trauer und ihren persönlichen Glauben.

Die 75-jährige Künstlerin erklärte, dass ihr mit zunehmendem Alter das Gefühl der Einsamkeit nicht fremd ist. Sie habe die meisten ihrer Freunde überlebt und vermisse die aus ihrer Familie und ihrem Freundeskreis verstorbenen Menschen. Manchmal sitze sie wehmütig in ihrem Bett und weine in Gedanken an diejenigen, die ihr vorausgegangen sind. Dabei ist ihr bewusst, dass Momente des Leids zum Leben dazugehören, was Smith wie folgt beschreibt:

„Man muss das ganze Paket akzeptieren. Das Leben bietet großartige Möglichkeiten, sich zu entfalten, aber eben auch dunkle Momente.“

Als „Kapitän deiner Existenz“ segle man durch gutes wie schlechtes Wetter, wobei es wichtig sei, am Steuer zu bleiben.

Auf die anschließende Aussage, dass Smith aus einer strenggläubigen Familie stamme, verbunden mit der Frage, ob sie selbst an Gott glaube, berichtete die 75-Jährige, dass sie bereits im Kindesalter aus der Kirche ausgetreten ist und dann Mitglied der Zeugen Jehovas wurde. Heute ist Patti Smith kein Mitglied einer Glaubensgemeinschaft mehr, hat aber weiterhin einen Bezug zur Kirche. So habe sie etwa am Tag des Interviews eine alte gotische Kirche besucht und an ihre Tochter gedacht. Dazu betonte sie:

„Ich zünde gern eine Kerze an und spende etwas.“

Patti Smiths Rockpoesie wagte sich seit jeher immer wieder ins Spirituelle, Mystische, Religiöse vor. Ihre Karriere startete sie einst mit dem Satz „Jesus died for somebody’s sins but not mine“. Im SZ-Interview schilderte sie darauf zurückblickend, dass dieser Satz als Protest gegen die Kirche gerichtet war, dass sie Jesus als Lehrer aber „völlig“ respektiere.

Die Verbindung zu Gott pflegt Patti Smith im Gebet. Zur Bedeutung des Betens sagte sie:

„Ich bete die ganze Zeit.“

Ihre Gespräche mit Gott seien aber losgelöst von „Dogmen oder Religionsvorschriften“. Diesbezüglich erklärte die vielseitige Künstlerin:

„Ich verbinde mein eigenes privates Gebet, meine Beziehung zu Gott oder Heiligen oder Engeln oder den Toten nicht mit Religion. Ich glaube an den Glauben.“

So erkennt sie etwa den Glauben, aus dem ihre Schwester lebt und den sie in der Beobachtung als „so rein und schön“ bezeichnet, als substanziell an.

 

Über die Bedeutung des Dialogs mit Gott als wichtiger Teil ihres Alltags sprach Patti Smith bereits in früheren Interviews. So bezeichnete sie sich etwa im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit im März 2010 als „gläubiger Mensch“, der zu Gott betet.

Wie deutschlandfunkkultur.de im Januar 2022 berichtete, sagte Patti Smith einmal:

„Meine Mutter hat mir beigebracht, dass es Gott gibt. Und, dass man ihn zwar nicht sehen, aber trotzdem mit ihm kommunizieren kann – durch Gebet oder Nachdenken. Also wurde die Möglichkeit, über Raum und Zeit hinweg zu kommunizieren, schon sehr früh Teil meines Glaubens. Im Laufe der Zeit habe ich dann Menschen verloren, aber ich kann immer noch mit ihnen kommunizieren.“

Quellen: sz-magazin.sueddeutsche.de, stuttgarter-nachrichten.de, zeit.de, deutschlandfunkkultur.de