Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Verleihung Ehrenring des Rheinlandes an Pfarrer Meurer-2921, CC BY-SA 4.0

Psychiater Manfred Lütz zum Umgang mit der Corona-Krise: „Natürlich kann der Glaube helfen“

,

Deutschland’s wohl bekanntester Psychiater Dr. Manfred Lütz sprach in aktuellen Interviews über den richtigen zwischenmenschlichen Umgang in der Coronakrise. Dabei erklärte der Theologe und Bestsellerautor (u.a. Irre – Wir behandeln die Falschen), warum gerade jetzt der christliche Glaube Halt geben kann.

Im Interview mit der Rheinischen Post erklärte der 66-Jährige, dass die Krise die Menschen dazu zwingt, Sinnfragen zu stellen. Dazu sagte er:

„Oberflächliche Gewissheiten verschwinden, aber dadurch schaut man vielleicht auch mal ein bisschen tiefer.“

Gerade in der jetzigen Situation des kollektiven Erlebens der Corona-Pandemie könne man dem Gedanken an die eigene Endlichkeit „weniger gut ausweichen“.

Weiter beschrieb er in einem Beitrag zur jetzigen Situation, der auf der Homepage des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen veröffentlicht wurde:

„Man erlebt im Moment, was wirklich wichtig ist im Leben.“

Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärte Lütz, dass er davon ausgeht, dass die Debatten „nach einer so existenziellen Krise substantieller“ werden. Natürlich werde es „auch weiter Spaß und Unterhaltung geben“, betonte der renommierte Psychiater weiter, merkte jedoch deutlich dabei an:

„Aber der grenzenlose Zynismus dieses DieterBohlenHeidiKlumOliverPocher-Kartells, der mit völlig überdrehten Schwachsinnseinfällen auf Kosten schwächerer Menschen hemmungslos Kohle macht, wird es wohl dann schwerer haben.“

Diese Einschätzung begründete Manfred Lütz, der als Theologe auch den Vatikan berät, mit einen Blick in die Vergangenheit. So sehe man beispielsweise in „so herrlichen Kulturleistungen wie der Kirche Santa Maria della Salute am Ende des Canal Grande in Venedig“, die zum Dank für das Ende der Pest gestiftet worden war, dass Menschen nach existenziellen Katastrophen zur Besinnung kommen können.

Dadurch dass das Thema Tod nun „massenhaft“ in allen Medien präsent sei, ergibt sich aus seiner Sicht auch für Atheisten ein Problem, was er gegenüber der F.A.Z. wie folgt begründet:

„Wenn man glaubt, dass alles im Letzten sinnlos ist, dann ist die Lage völlig trostlos, denn was interessiert das Weltall schon, wenn irgendwo auf einem peripheren Planeten eine ganze Menschheit an einem Virus verreckt.“

Dabei helfe auch der Glaube an einen „Schön-Wetter-Gott“ nicht weiter. Zu Bedeutung und Relevanz des christlichen Glaubens sagte er mit Blick auf die Oster-Botschaft:

„Als Christ glaube ich aber an einen mitleidenden Gott, der mir gerade im Leid nahe ist und ich glaube, dass es über den Tod hinaus ein ewiges Leben gibt und einen Sinn des Ganzen.“

Weiter brachte Manfred Lütz im F.A.Z.-Interview zum Ausdruck, dass der Glaube dem Menschen, eine Dimension mehr bietet, die ihm auch im Erleben von Begrenztheit Sinn erfahren lässt. Dazu sagte er:

„Als Christ erlebe ich die jetzige Situation als Herausforderung an meine Freiheit. Wenn das alles einen Sinn hat, den ich in der Liebe zu Menschen, in ergreifender Musik und begeisternder Kunst ahnen kann, dann werde ich gerade jetzt versuchen, einem sinnlosen Virus menschlichen Sinn entgegenzusetzen.“

Auch im Interview mit der Rheinischen Post erklärte der renommierte Psychiater, der von 1997 bis 2019 das das Alexianer-Krankenhaus in Köln leitete, dass der Glaube, dass mit dem Tode alles vorbei sei, sehr trostlos sei, was einem gerade in Zeiten wie diesen sehr klar werde.

Zur Bedeutung des Glaubens in Zeiten wie diesen, betonte Lütz:

„Natürlich kann der Glaube helfen.“

Und weiter:

„Wenn man an Gott glaubt, wenn man glaubt, dass es über den Tod hinaus ein ewiges Leben gibt und einen Sinn, trotz all des Leidens in der Welt, dann erlebt man die Krise anders.“

Auch für den Umgang mit einem Leben in Quarantäne im Alltag verwies Manfred Lütz gegenüber F.A.Z. auf Erfahrungen von Menschen, die an Gott glauben. So erinnerte er an die Lebensweise der Benediktinerorden, die schon seit 1.500 Jahren auf engstem Raum zusammen lebten. Diesbezüglich verwies er auf das aktuelle Buch des Bestsellerautors und Benediktinermönchs Pater Anselm Grün mit dem Titel „Quarantäne – Eine Gebrauchsanweisung“.

Im Beitrag zum Thema „Was wirklich wichtig ist im Leben“, der am 31. März auf der Homepage des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen veröffentlicht wurde, resümierte Manfred Lütz mit den Worten:

„Diese Corona-Krise ist ein welterschütterndes Ereignis, das keiner von uns jemals vergessen wird, und sie ist für jeden von uns eine Herausforderung an unsere Freiheit, aber auch an unser Vertrauen auf Gott, der uns gerade in der Not in seinen durchbohrten Händen hält.“

Quellen: faz.net, rp-online.de, rhenische-anzeigenblaetter.de, domradio.de, cartellverband.de