Schauspielerin Annette Frier: „Ich finde es plausibler, dass Gott existiert“

Im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger sprach  die Schauspielerin Annette Frier aktuell über ihren Glauben an Gott, ihre Motive, in der Kirche zu bleiben und was sie an Religionskritikern stört. In ihrer Kindheit wurde sie religiös erzogen. Ihre Mutter war katholische Religionslehrerin.

Auch heute ist Gott weiterhin ein Thema für sie. U. a. sagt sie:

„Für mich, die ich meine Kinder zum Erstkommunion-Unterricht schicke und übrigens immer noch nicht aus der Kirche ausgetreten bin, (ist) die Frage nach Gott nicht erledigt.“

Ihr Festhalten an Glaube und Kirche begründet Annette Frier wie folgt:

„Die Wurzel ist vielleicht die Überzeugung, dass es wirklich mehr gibt zwischen Himmel und Erde als das, was wir sehen und was die Naturwissenschaft uns erklären kann. Ich finde es viel plausibler, viel wahrscheinlicher, dass Gott existiert, als dass es ihn nicht gibt.“

Sie sehe jeden Tag kleine Wunder, wenn sie sich nur mit offenen Augen umschaue. Inwieweit man dahinter Gott sehen könne, hänge mit unseren Bildern von Gott ab. Die seien jedoch oftmals so „antiquiert, verkrustet, erstarrt, dass sie uns das Tröstliche am Gottesglauben gar nicht mehr spüren lassen“. Weiter sagt sie:

„Deshalb bin ich ja Fan von Papst Franziskus – wie der von Gott redet, toll! Ich musste daran denken, als ich meine Kinder zur Erstkommunion angemeldet habe. Für mich als Kind war die Kommunionvorbereitung eine ganz wichtige Zeit.“

Deshalb will sie das auch ihren Kindern ermöglichen. Sie selbst hatte im Alter von 8 Jahren zum ersten mal „richtig Ängste“ und stellte sich damals Fragen wie: „Was passiert, wenn Mama und Papa sterben? Was passiert, wenn ich sterbe? Was ist, wenn alles einstürzt, was meine Welt ausmacht?“ Der Kommunionsunterricht half ihr an dieser Stelle weiter:

„Alles, was ich dann über Gott und Jesus erzählt bekam in diesen ganz einfachen, bildreichen biblischen Geschichten, wurde damals zu einem großen Halt für mich: Es gibt da etwas oder jemanden, der dich trägt! Die Möglichkeit dieser Erfahrung wollte ich meinen Kindern nicht vorenthalten. Ein Ethik-Kurs kann das, glaube ich, nicht ersetzen.“

Auch heute liebe sie Kirchen und halte sich „wahnsinnig gern“ darin auf, „um zur Ruhe zu kommen“. Mit ihren Kindern besucht sie den sonntäglichen Gottesdienst und hat eine bestimmte Methode, ihnen den Wert von Ruhe näherzubringen:

„Mit meinen Kindern mache ich jetzt sonntags immer eine Übung. Wenn ihnen die Predigt zu lang wird und sie ungeduldig werden, sage ich ihnen: Übt doch einfach mal, dazusitzen und nichts zu machen – kein Hin- und Herrutschen, kein „Wie lange dauert“s noch?“, gar nix! Nur atmen!“

Frier betont in dem Interview aber auch, dass sie vieles in der Kirche störe, vor allem, das „was nur noch ritualisiert abläuft, ewig gestrig, fernab von unserem heutigen Leben“. Von Jesus hingegen zeigt sie sich beeindruckt.

Mit Unverständnis reagiert sie auf Menschen, die Menschen den Glauben ausreden wollen. Sie verstehe „das ständige Herummäkeln an Traditionen und Ritualen überhaupt nicht“.

„Rituale sind dafür da, dass wir uns fallen lassen können. Einfach da sein. Nicht denken müssen. Dagegen dann dieses seltsame Pochen auf die Ratio – immer alles reflektieren, immer alles im Griff haben müssen… Mich macht das fertig. Und ich denke: ‚Ihr Rationalisten, wenn ihr es denn wenigstens im Griff hättet! Wenn ihr es wirklich so gut wüsstet, wie ihr behauptet. Stattdessen wollt ihr es meistens nur besser wissen!“

Sehr deutlich wird sie, wenn das Gebet von Religionskritikern als irrational gesehen wird und zum „Attacke-Thema“ wird. Emotional reagiert sie darauf, wenn man ihr etwas nehmen will, ohne ein Angebot im Gepäck, ohne eine Alternative anzubieten zu können. Dazu sagt sie:

„Ich meine, ich versteh’ euch ja, dass ihr mir mein ‚Ave Maria‘ wegnehmen wollt. Mag ja sein, dass das sinnloses Gebrabbel ist. Aber sagt mir mal eure Alternative! Sagt mir mal ganz kurz, was ihr parallel dazu mit eurer hoch wertvollen Zeit macht! Und erzählt mir, was ihr Besseres zu sagen habt, wenn ein lieber Mensch stirbt, ein Kind schwer krank wird und wir uns wie wahnsinnig sorgen! Wie, dazu fällt euch auch nichts wirklich Erhellendes ein? Dann lasst mir doch den Trost eines Gebets!“

 

Das komplette Interview gibt’s unter ksta.de