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Pater Dr. Peter Uzor über das biblische Gleichnis vom Senfkorn: „Die kleinen Anfänge schätzen“

Unser geistlicher Begleiter Pater Dr. Peter Uzor aus Nigeria, den die Zeitung Die Welt als „froher Pfarrer in Bayern“ betitelte, ist Pfarrer im nördlichen Franken in der Pfarrei St. Otto Ebersdorf bei Coburg.

Am gestrigen Sonntag legte er im Gottesdienst in der 5000-Seelen-Gemeinde Sonnefeld nahe der thüringischen Landesgrenze das Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4,26-34) unter dem Motto „Die kleinen Anfänge schätzen“ aus. Die rund 100 Gottesdienstbesucher und Bürgermeister Michael Keilich waren sichtlich berührt von dieser kurzweiligen und inspirierenden Predigt.

Hier die Impulse und Gedanken, die Pater Peter mit dem Gleichnis vom Senfkorn verband und die Zuhörer ermutigte mit Liebe in kleinen Schritten voranzugehen, um Großes entstehen zu lassen. Er sagte:

„Kafarnaum ist ein Kaff. Ein Dorf, ein winziger Flecken am See Genezareth. Weit entfernt von der religiösen Metropole Jerusalem. Und noch weiter entfernt von der Hauptstadt des römischen Weltreiches. In diesem Kaff in der Provinz sammelt ein umherziehender Zimmenmannssohn Menschen um sich und beginnt von einer neuen Welt zu reden, vom Anfang der Gottesherrschaft in dieser Welt. Und er erzählt von einem winzigen Korn, das zum großen Baum wird. Üppig wachsend, für allerlei Wesen Zuflucht gebend.

Wer heute, fast zweitausend Jahre später, am See von Galiläa sitzt, hoch im Norden Israels, und vom Berg der Seligpreisungen auf den See hinabschaut und auf die großen Zeitläufe der Geschichte schaut, der kann ins Staunen kommen.

Was für eine Geschichte ist aus diesem kleinen Anfang vor 2000 Jahren geworden? Wie viele Menschen sich auf diesen Jesus berufen? In wie vielen Sprachen seine Botschaft übersetzt ist? In wie vielen Religionsgemeinschaften und Kirchen er verehrt wird?

Es ist kaum zu fassen, was aus diesem kleinen Anfang geworden ist. Wie viel Heil und wie viel Unheil von diesem Anfang ausgegangen ist. Wie viel Lebendigkeit, wie viel Hoffnung und Freiheit, aber leider auch: wie viel Enge und Zwang, wo der große Baum keinen Platz für die Vögel des Himmels bot. Wo die Christenheit sich in Ausgrenzung und Geschwisterkampf verstrickt hat. Wo sie sich aufblähte, ihr Wachstum mit aller Macht sichern wollte und ihren kleinen Anfang vergaß:

die Geschichte des Zimmenmannssohnes Jesus aus Nazareth.

Der alles von Gott erwartete. Von seiner Verheißung und seinen ungeahnten Möglichkeiten, die kaum zu fassen sind.

Sonnefeld ist kein Kaff, aber doch nicht der Nabel der Welt. Wir sind weder in Berlin, Washington noch Rom. Wir sitzen nicht an den Schalthebeln der Macht und die wenigsten von uns werden in die Geschichtsbücher eingehen. Welche Bedeutung hat das, was wir hier in unserem Alltagsleben, an unserem Ort oder in unserer Gemeinde anfangen? Wenn wir unsere kleinen Anfänge für vergeblich und unbedeutend halten, lassen Sie uns diese Erzählung Jesu als Ermutigung hören.

Wir können und müssen nicht wissen, was aus dem wird, was wir mit Liebe gesät haben.

Teresa von Avila sagte einst:

‚Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke, als auf die Liebe, mit der sie getan werden.‘

Lassen Sie uns die kleinen Anfänge schätzen, sie dankbar erinnern und dem trauen, was durch uns zum Leben kommen will. Ohne dass wir ganz genau wissen wie.

Jesus ermutigt uns zu mehr Geduld und Gelassenheit. Wir müssen nicht alles aus eigener Kraft und alleine tun, nicht ängstlich um den Erfolg bemüht sein, sondern dürfen – wie der Sämann – gelassen auf das Aufgehen der Saat hoffen. Mit ‚leidenschaftlicher Geduld‘ dürfen wir auf die Kraft Gottes vertrauen, der unsere kleinen Schritte zum Erfolg führt. Amen.“