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Pater Christoph Kreitmeir: „Niemals sind wir allein, Gott lässt uns nicht im Stich“

In seiner Auslegung der Sonntagslesung (1 Thess 5, 16-24) und des Sonntagsevangeliums (Joh 1, 6-8.19-28) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, warum der dritte Advent ein Grund zur Freude ist.

 

Anbei die Worte seiner Predigt an Christkönig als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

„Gaudete“, „Freut euch!“, so wird auch der heutige dritte Adventsonntag genannt. Paulus hat dazu ja sehr schöne Worte in der eben genannten Lesung gesagt.

Sich freuen, ja gerne, ABER, wenn einem gar nicht nach Freude ist, wenn alles im eigenen Leben gegen die Freude spricht? Genau dann und genau deswegen muss man nach der FREUDE Ausschau halten, denn sonst wird das Leben eine einzige schwere Last.

Hinter dieser hl. Messe steht wie in jeder hl. Messe eine tiefe Freude: Jesus teilt nicht nur seine Mahlgemeinschaft mit uns, er erleuchtet und begleitet unser Leben. Das ist keine billige Freude, genau wie Weihnachten als Fest der Freude nicht billig zu bekommen ist. Wie viel billiges Zeug wird über den Gabentisch geschoben werden. Wer wirklich etwas Schönes und Wertvolles schenken will, der macht sich lange Gedanken, er besorgt Qualität und schenkt vor allem mit Liebe.

Mit Liebe, aber auch mit klaren Worten verkündet heute Johannes der Täufer im Evangelium die Botschaft, dass nach ihm einer kommen wird, der viel wichtiger ist als er selbst. Folgenden besonderen Satz in dieser Evangelium-Stelle möchte ich mir genauer ansehen: „Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt.“

 Dieser Satz gilt vordergründig natürlich den Juden allgemein und dann den Pharisäern, die keine Ahnung davon zu haben scheinen, dass die Zeit erfüllt ist und Gott seinen Messias endlich schickt.

Viele haben es sich in ihrem religiösen Kartenhaus gemütlich eingerichtet und übersehen dabei, dass Gott oft, sehr oft ganz anders handelt, als wir es uns wünschen.

„Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt.“

Wir wissen natürlich, dass Jesus Christus gemeint ist.

Johannes hat ihm den Weg bereitet, er hat Zeugnis für das Licht abgelegt. Mitten unter euch steht Christus. Mitten unter euch brennt das Licht. Deshalb kann uns die Dunkelheit nicht überwältigen.

Niemals sind wir allein, Gott lässt uns nicht im Stich.

Wenn uns Menschen verlassen, aufgeben oder niedermachen – Gott ist da.

Wenn wir keinen Sinn sehen, wenn Beruf, Schule oder Familienleben uns aufreiben, wenn uns die Gesellschaft links liegen lässt – für Gott sind wir wertvoll.

Wenn eine Ehe scheitert, wenn eine Krankheit uns niederringt, wenn Kinder auf die schiefe Bahn geraten, ja wenn der Tod einen lieben Menschen raubt – Christus schaut uns voll Liebe an und reicht uns seine helfende Hand.

–         „Mitten unter uns steht ER.“

Vielleicht gelten diese Worte uns als Kirche besonders. Sie gleicht gerade in unseren Breiten ja eher einem Jammerclub. Aber was würde Johannes der Täufer zu uns als Kirche sagen?

Hört endlich auf zu jammern, der Herr ist mitten unter euch! Macht Schluss mit der innerkirchlichen Nabelschau und bereitet IHM den Weg, er kommt ganz bestimmt. Verschleudert nicht eure Kraft im Analysieren und Reflektieren der Missstände, sondern schaut auf das Gute, auf die vielen Gruppen, Vereine und Einzelpersonen, die in der Kirche mitmachen und Zeugnis ablegen für das Licht, und dann geht selbst hinaus und verkündet das Evangelium. Habt keine Angst: Der Herr ist mitten unter euch! Ihr kennt ihn nicht? Wieso kennt ihr ihn nicht? Dann ist jetzt die Zeit, ihn näher kennen zu lernen, die Beziehung zu ihm zu vertiefen, sich von ihm begeistern zu lassen für das neue Leben, das Gott schenkt. Der Advent ist wirklich eine gute Gelegenheit dazu. Habt doch Vertrauen und hört nicht auf, ihn zu suchen!“

Glauben Sie´s oder nicht, liebe Schwestern und Brüder: Während ich diese Predigt vorbereitet hatte, kam eine Mail von einer mir befreundeten Person. Ich lese sie und denke erstaunt und freudig, dass Gott fügt und fügt mitten unter uns, man muss es nur erkennen können. Am Inhalt dieser Mail möchte ich Sie gerne teilhaben lassen. Er lautet wie folgt: „Lieber Christoph, vielleicht kennst Du die folgende Situation: Man bewegt sich zwischen Verwunderung und Verärgerung, fühlt sich missverstanden, nicht ernst genommen und verletzt. Aufgrund einer besonderen Konstellation muss man mit diesem Zustand alleine klarkommen, das dauert, schmerzt und man ist hin- und hergerissen. Ich war in einer solchen Verfassung. Aber ich wusste, da ist EINER, der mich kennt, der mich liebt und der meine Ecken, Kanten und Macken akzeptiert, denn ER hat mich ja schließlich so gemacht. Ich war mir sicher, ER würde mir helfen. Also fasste ich mich in Geduld. Ich wachte nach wenigen Tagen an einem Morgen um halb vier auf, hellwach und mit einer unvorstellbaren Klarheit beschenkt, mir war so, als ob ich vieles aus einer ganz anderen Perspektive sehen könnte. Ich fing an zu lesen und erkannte, dass meine Klarheit aus diesem Text strömte und mich ganz ausfüllte. Ich wusste plötzlich, dass ich innerlich völlig heil war und bin und dass alle Verletzungen nur an der „Außenwand“ vorhanden waren. Ich konnte lachen und weinen zugleich, all das, was mich so beschäftigt und gekränkt hatte, war zwar noch da, aber es hatte keine Bedeutung mehr.“

„Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt …“ UND „Aber ich wusste, da ist EINER, der mich kennt, der mich liebt …“ Wenn das kein Grund zur Freude ist. Amen.