Ulrike Kriener: „Jeder einzelne Moment ist von Gott bestimmt“

Die Schauspielerin Ulrike Kriener, die vielen als TV-Kommissarin Lucas bekannt ist, sprach aktuell im stadtgottes– Interview mit Melanie Fox über ihren sie auch in schweren Zeiten tragenden Glauben.

Dabei berichtete die 64-jährige, dass sie mehrfach an Schweigeseminaren beim Jesuitenpater Niklaus Brantschen in der Schweiz teilgenommen hat. Die Stille, die sie in diesen Auszeiten ganz bewusst erfahre, bezeichnete die Schauspielerin als Geschenk und Kraftquelle für den Alltag.

Zur Bedeutung des Glaubens für ihr Leben sagte sie:

„Mein Glaube gibt mir das Gefühl, in einem großen Zusammenhang zu stehen.“

Eine ganz besondere Relevanz hatte ihr Glaube im Umgang mit dem Tod ihres Sohnes, der 1992 aufgrund eines Hirn-Aneurysmas gestorben war. In dieser Zeit habe sich auch durch die Begegnung mit dem Krankenhaus-Seelsorger ihre Verbindung zur Kirche wieder verstärkt, der ihr im „größten Schmerz“ eine Hilfe war. Es habe ihr  „gutgetan, dass er da war“, so Ulrike Kriener.

Weiter betonte sie:

„Für meinen Mann und mich ist unser verlorenes Kind unsere Verbindung im Jenseits.“

Durch den Tod ihres Sohnes sei ihr bewusst geworden, „wie zerbrechlich unser Leben ist“, so Kriener weiter.

Im stadtgottes-Interview stimmte die renommierte Charakter-Darstellerin überdies der Ansicht aus dem alttestamentlichen Buch Kohelet zu, dass jeder Augenblick von Gott bestimmt ist und der Mensch ihn weder berechnen noch in den Griff bekommen kann. Dazu erklärte die 64-jährige:

„Wenn ich die gesamte Schöpfung als von Gott gegeben ansehe, so wie ich das auch tue, dann ist natürlich auch jeder einzelne Moment von Gott bestimmt.“

Dies sei für den gemeinhin modernen Menschen indes „nicht leicht zu akzeptieren“, so Kriener weiter.

 

Über ihren Glauben sowie über die teifgreifende Erfahrung des Todes ihres Sohnes sprach Ulrike Kriener in beeindruckender Weise bereits im Dezember 2012 mit dem Magazin Chrismon sowie im Mai 2013 in einer Serie des Magazins Spiegel mit dem Titel „Warum Religion? Wo wir Wahrheit suchenSechs Menschen, die häufig im Licht der Öffentlichkeit stehen, erzählen von ihrem persönlichen Glauben“.

Dabei berichtete die Schauspielerin, dass sie in ihrerer Kindheit ungezwungen im Glauben erzogen wurde. Im Chrismon-Interview betonte sie:

„Ich kann gar nichts tun gegen das Gefühl von Heimat, wenn ich im Sommer ein kühles Gotteshaus betrete. Die Religion wurde bei uns zu Hause ohne großen Druck gelebt.“

Weiter berichtete sie, dass das tägliche Gebet sowie der sonntägliche Kirchgang ganz selbstverständlicher Bestandteil beim ihrem Aufwachsen in der Kindheit war. Als Jugendliche habe sie dann begonnen einiges an der Kirche kritisch zu sehen, insbesondere der Umgang mit Frauen. Schlussendlich sei der „Streit um die Pille“ für sie der Auslöser gewesen, aus der Kirche auszutreten. Auch nach dem Austritt sei das Gebet aber weiterhin Bestandteil ihres Lebens geblieben.

Als sie heiratete, trat sie wieder in die Kirche ein, weil sie diese Entscheidung als so „einschneidend“ empfand, dass sie sich dazu unter den Schutz Gottes stellen wollte. Wie aktuell im stadtgottes-Interview betonte sie auch gegenüber dem Spiegel sowie im Chrismon-Interview, dass sie letztlich der Tod ihres Sohnes, der eine Woche nach der Geburt an einem Aneurysma im Gehirn starb, der Kirche wieder näher gebracht habe. Dazu sagte sie gegenüber Chrismon:

„Es war ein Geistlicher, der als Erster in mein Zimmer gekommen ist. Er war jung, er war mit dieser Situation komplett überfordert, aber er hat diesen Moment mit mir geteilt. Das vergesse ich ihm nicht, und das vergesse ich der Kirche nicht.“

Dieser Priester habe ihr vor Augen geführt, was Kirche sein soll, nämlich „demjenigen, der in Not ist, die Hand zu reichen“.

Gegenüber dem Spiegel schilderte sie mit Bick auf diesen Geistlichen:

„Mich hat sein Mut gerührt. Wie er sich so selbstverständlich zuständig fühlte für jemanden, der gerade Grauenvolles erlebt hat.“

So ist auch heute ihre Sicht zur Kirche weit positiver als zu Zeiten ihres Austritts. Zu ihrer Beziehung zur Kirche sagte Ulrike Kriener im Dezember 2012:

„Ich ­würde mich heute als kritische katholische Christin bezeichnen, und ich suche Menschen mit einer spirituellen und kritischen Haltung, die ich auch bei den Evangelischen finde.“

Weiter betonte die renommierte Charakter-Darstellerin wertschätzend, dass ihrer Meinung nach die Kirche noch Fragen stellt, „mit denen wir uns sonst kaum befassen, wie etwa: Wie wollen wir miteinander leben? Was will ich für den anderen sein?“.

Diese Fragen haben dann auch eine unmittelbare Auswirkung auf ihr Handeln. Dazu äußerte Ulrike Kriener im Spiegel-Beitrag:

„Heute engagiere ich mich für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser. Dadurch habe ich die engste Verbindung zu dem, was ich unter Christentum verstehe. Denn die eigentliche Aufgabe der Kirche ist es, für andere da zu sein, zu dienen.“

Quellen: stadtgottes.de, chrismon.evangelisch.de, spiegel.de