Winfried Kretschmann sorgt sich angesichts der Kirchenaustritte um die „soziale Temperatur“ im Land

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) besorgt über den Mitgliederschwund der großen Kirchen geäußert. Der Grünen-Politiker erkennt darin eine große Gefahr, dass die „soziale Temperatur“ im Land weiter abkühlt. So lehnt er selbst auch eine Verpflichtung von Ärzten zur Vornahme von Abtreibungen, wie sie aktuell in Baden-Württemberg im Ministerium von Sozialminister Manfred Lucha diskutiert wird, strikt ab.

Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) betonte der 72-Jährige Katholik, dass menschliche Zuwendung sich nicht gesetzlich regeln lasse. So sei etwa die Hospizbewegung im kirchlichen Raum entstanden – „so was kann der Staat nicht einfach hervorbringen“, erklärte Kretschmann weiter.

Eine Entchristlichung der Gesellschaft beobachtet Kretschmann derzeit aber nicht. Die Verfassung schütze die Menschenwürde, sozial Schwache und den Sonntag. Die Menschen im Land lebten christliche Werte. Dazu meinte er weiter:

„Schauen Sie auf die mehrheitliche Einstellung zu Flüchtlingen, Minderheiten, Rassismus: Wann war eine Gesellschaft jemals so christlich wie unsere heute? Nie.“

Damit die Kirche wieder mehr gesellschaftliche Anerkennung bekomme, rät Kretschmann, der auch kirchenpolitischer Sprecher der Landesregierung ist, ein verständliches Gottesbild zu vermitteln und empfiehlt den Kirchen Reformen, die den Kern des christlichen Glaubens wieder freilegen. Der christliche Glaube müsse jederzeit säkularen Menschen darstellbar sein, so Kretschmann.

 

Der christliche Glaube hat für Winfried Kretschmann, der vor Jahren wieder in die katholische Kirche eingetreten ist, einen hohen Stellenwert. So bekannte er etwa im Dezember 2012 im Magazin Bunte:

„Der Glaube ist mir wichtig. Er ist etwas, was mich befreit. Ich weiß, als Politiker kann ich immer scheitern. (…) Ich habe Rückhalt in Gott und in meiner Familie. Dadurch kann ich meine Aufgaben als Ministerpräsident mit Gelassenheit angehen.“

Zu seinem Verständnis von Kirche erklärte er einmal im Interview mit dem Journalisten Hanno Gerwin:

„Ich glaube, ohne Kirche kann man kein Christ sein. Das Christentum ist eine Gemeinschaftsreligion, eine soziale Religion. Jesus ja, Kirche nein – das halte ich für einen blöden Spruch. Christ ist man in einer Gemeinschaft, das geht anders nicht.“

 

Das mit seinem christlichen Glauben verbundene Menschenbild lässt Winfried Kretschmann wohl auch das Menschenbild ablehnen, das aktuell in Baden-Württemberg das Ministerium von Sozialminister Manfred Lucha zum Ausdruck bringt. Wie die Bildzeitung und die Tagespost aktuell berichten, denke man dort laut über eine Verpflichtung der Ärzte an Unikliniken zu Schwangerschaftsabbrüchen nach bzw. verlange die Bereitschaft zu Abtreibungen als Einstellungskriterium. (Mehr dazu unter bild.de und die-tagespost.de)

Wie die Tagespost in einem weiteren Artikel schrieb, lehnt Kretschmann die Bereitschaft zur Abtreibung als Einstellungskriterium für Ärzte ab, was er dem ehemaligen CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Volker Kauder versichert habe. „Das wird es nicht geben“, habe Kretschmann gegenüber Kauder erklärt, so das Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten.

Quellen: katholisch.de, domradio.de, bunte.de, gerwintrifft.de, bild.de, die-tagespost.de (1), tagesschau.de, die-tagespost.de (2)