Winfried Kretschmann: „Glaube an personalen Schöpfergott ist Quelle für Humanität“
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann bezeichnet sich als „Christ in politischer Verantwortung“. Im Januar 2023 setzte sich der gläubige Katholik in der TV-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“, in der es um das Thema „Kirche raus aus dem Staat?“ ging, leidenschaftlich für die Kirche ein und argumentierte gegen gängige Stereotype (wir berichteten). Am vergangenen Dienstag hob Winfried Kretschmann bei einem Festakt des Katholischen Büros Stuttgart die Stimme der Kirchen als unverzichtbar für eine menschenfreundliche Gesellschaft hervor.
Wie domradio.de berichtet, erklärte der baden-württembergische Ministerpräsident bei diesem Festakt, dass eine funktionierende Gesellschaft die „religiöse Ressource“ braucht. Dazu begründete Kretschmann, dass der „Glaube an den personalen Schöpfergott“ eine Quelle für Humanität und Freiheit sei und die Hoffnung der Auferstehung eine Quelle für Gerechtigkeit darstelle. Die Kirche und deren in allen Bundesländern und am Sitz der Bundesregierung bestehenden kirchlichen Büros sieht der Grünen-Politiker als „wichtige Ansprechpartner für Parlamentarier, Regierende und Verwaltungen bei kirchenpolitischen Fragen und seelsorglichen Anliegen“. Zur generellen Bedeutung der Kirche für die Gesellschaft betonte Kretschmann:
„Gerade im politischen Handeln brauchen wir die Stimme der Kirchen, weil sie das große Ganze im Blick haben und über das Hier und Jetzt hinausschauen.“
In der Vergangenheit erklärte Winfried Kretschmann an verschiedenen Stellen, welche Bedeutung der christliche Glaube in seinem Leben hat (wir berichteten). Im Februar 2024 sprach er im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro über das „Magnificat“, dem Lobgesang der Maria, das ihn als gläubigen Katholiken berührt und inspiriert, sowie über die Bedeutung von Schutzengeln und des Vaterunser-Gebets in seinem Leben.
Beim Magnificat (Lk 1,46-55) berühre ihn am meisten der Satz „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut“, wodurch ihm bewusst werde, dass „eine Frau aus dem Volk zur Gottesgebärerin“ wird und hier die Menschwerdung Gottes anklingt. Weiter erklärte Kretschmann zum besonderen Gotteszugang im christlichen Glauben:
„Christus ist Mensch und Gott. Dieses Göttliche zeigt sich übrigens auch in der Kreativität, die uns Menschen zu eigen ist. Das überraschend Gute in uns kann uns aus Krisen befreien. Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe haben eine enorme Kraft.“
Diese menschlichen Eigenschaften erlebe er insbesondere an Kirchentagen, wenn die austragende Stadt „einen völlig anderen Sound, eine andere, friedlichere Gesinnung“ bekomme.
Weiter äußerte sich Winfried Kretschmann zum Gebet, das Jesus gelehrt hat. Zur Kraft, die vom Vaterunser-Gebet ausgeht, erklärte er:
„Wenn dieses Gebet in einem Gottesdienst gesprochen wird, kommen Menschen mit ganz unterschiedlicher Stimmung, mit unterschiedlichen Anliegen und Erfahrungen zusammen. Traurig, dankbar, klagend. Gemeinsam können sie Worte sprechen, in denen ihre Individualität ein Stück weit aufgeht.“
Das Vaterunser sei auch für ihn „ein großer Schatz“, fügte Kretschmann an.
Darauf angesprochen, dass auf seinem Schreibtisch seit Beginn seiner Amtszeit als Ministerpräsident in Baden Württemberg im Mai 2011 ein Schutzengel steht, schilderte der Grünen-Politiker, dass dieser „eine besondere Aufgabe“ habe, die darin besteht, ihn zur Selbstreflexion zu mahnen. Dazu erklärte er weiter:
„Dieser Engel erinnert mich daran, meine Gefährdungen im Blick zu behalten, meine Ängste wahrzunehmen, meine Grenzen zu erkennen. Das Himmelswesen hilft mir, geerdet zu bleiben. Mit aller Macht.“
Quellen: domradio.de, promisglauben.de, pro-medienmagazin.de