74er-Weltmeister Berti Vogts: „In jedem Menschen steckt ein einzigartiges Talent“

Der ehemalige Bundestrainer der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft Berti Vogts hob in seiner Analyse zum 4:2 Sieg der DFB-Elf gegen Portugal bei der laufenden Europameisterschaft die Individualität eines jeden Menschen hervor. In einem Artikel für t-online.de ging er auf den besonderen Karriereweg vom DFB-Kicker Robin Gosens ein und plädierte im Zuge dessen für einen neuen Blick auf die Talentförderung. Mit Sätzen wie „Gott, bin ich froh!“ oder „Ich sage: Gott sei Dank!“ verweist Vogts in seinem Beitrag an zwei Stellen darauf, woher er seine Wertehaltung bezieht. Über seinen ihm Orientierung gebenden Glauben sprach der Weltmeister von 1974 vor einigen Jahren mit dem Journalisten Hanno Gerwin.

In seinem Artikel zum Spiel der DFB-Elf gegen Portugal hob Berti Vogts den Werdegang von Robin Gosens hervor, der „nie in einem Nachwuchsleistungszentrum gespielt“ habe und seiner Meinung nach deshalb heute „so besonders [ist], wie er es nun mal ist“. Der 74-Jährige kritisierte die Profiakademien der Bundesligaklubs und des DFB, die ihm „seit Jahren ein Dorn im Auge“ seien, weil dort „nicht etwa das individuelle Talent gefördert, sondern die Allgemeinheit der Nachwuchs-Topspieler auf ein gemeinsames Niveau gebracht“ werde. Dazu betonte Berti Vogts:

„In jedem Menschen steckt ein einzigartiges Talent, und das muss individuell gefördert werden.“

Robin Gosens Karriereweg sieht Vogts dafür als exemplarisch an. Dadurch, dass er seinen eigenen Weg gegangen sei, sei Gosens heute „so besonders, wie er es nun mal ist“. Und das meint der 72er-Europameister nicht nur mit Bezug auf dessen fußballerische Leistung, sondern auch mit Blick auf seine persönliche Entwicklung. So sei der 26-Jährige heute „nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein besonderer Mensch“.

Mit dieser Einstellung legt Berti Vogts eine durch und durch christliche Sichtweise an den Tag. Vor einigen Jahren hob er im Interview mit dem Journalisten  Hanno Gerwin auch die Bedeutung des Glaubens für sein Leben und sein Menschenbild hervor. Damals berichtete der Fußball-Star, der im Lauf seiner Karriere insgesamt mehr als ein Dutzend Titel gewonnen hat, dass ihn Gott stets begleitet habe, in guten wie in schwierigen Lebenssituationen. Dazu sagte er:

„Der Glaube stärkt enorm.“

Weiter erklärte er diesbezüglich:

„Wenn man gewisse Phasen hat, die jeder Mensch zu durchlaufen hat, um zu einer Persönlichkeit zu reifen – wie etwa Misserfolg, Neid, Missgunst – da hilft der Glaube enorm.“

Für seinen Glauben ist dabei die Beziehung zu Gott zentral, was er wie folgt zum Ausdruck brachte:

„Ich bin Katholik, aber ich brauche nicht die Kirche, um mich als gläubiger Christ darzustellen. Ich kann mich dafür total zurückziehen. Es kann in irgendeiner Hütte in Alaska sein, es kann bei mir Zuhause sein, es kann irgendwo im Wald oder auf einer Alm im Schwarzwald sein, wo ich beten kann. Das Gespräch mit Jesus ist überall möglich.“

Der Gottesdienstbesuch so wie das Gebet sind wichtige Bestandteile seiner Glaubenspraxis. So besuche er die Kirche, wenn er dafür das Bedürfnis empfinde. Dazu erklärte die Fußball-Legende:

„Das kann an einem Wochentag sein, das kann ein Sonntag sein, das kann ein Festtag sein. Es kann auch einfach ein Tag sein, wo ich nur zur Kirche gehe und mich alleine hinsetze, um mit dem lieben Herrgott zu sprechen.“

Weiter äußerte Vogts, dass er regelmäßig bete und er damit vor allem seiner Dankbarkeit Ausdruck verleiht. Das Gebet sieht er nicht als Wunschautomat. Dazu betonte er:

„Viel mehr muss man sich bedanken. Ich sehe das Gebet nur, um das Gespräch mit dem Herrgott zu suchen. Und vor allem auch um Danke zu sagen, für das schöne Leben, das er mir jeden Tag schenkt.“

Seine Spieler hätten um seine christliche Einstellung Bescheid gewusst, berichtete Vogts damals. Dies war mitunter auch aus der Presse zu entnehmen. So berichteten etwa im Jahr 2007 die Rheinische Post und die Aachener Zeitung, dass sich Berti Vogts in seiner Kirchengemeinde engagiert und in der katholischen Pfarrgemeinde St. Dionysius in seinem Heimatort Kleinenbroich dem fünfköpfigen Kirchenvorstand angehört. Im Interview mit der Neuß-Grevenbroicher Zeitung zu seiner Wahl in den Kirchenvorstand äußerte sich Vogts auch zu seinem Weg im Glauben, in den er „reingewachsen sei“. Dazu betonte er:

„Ich habe mich aber immer zur Kirche bekannt. Ich war sogar Messdiener.“

Zu seinem Verhältnis zur Kirche habe in seiner Jugend aber auch eine kritische Auseinandersetzung sowie ein Hinterfragen dazugehört. Dass ihn eine dankbare Lebenshaltung auszeichnet, brachte Vogts auch in diesem Interview zum Ausdruck, als er über die Bedeutung des Gebets für sein Leben sprach. Genauso wenig wie er für die richtige Kombination der Lottozahlen bitte, hätte er auch niemals für ein spezielles Fußballergebnis gebetet, was seiner Meinung nach auch „totaler Blödsinn“ wäre. Vielmehr betonte Berti Vogts:

„Wenn ich gebetet habe, dann habe ich mich im Nachhinein bedankt.“

Quellen: t-online.de, gerwintrifft.de, rp-omline.de (1), aachener-zeitung.de, rp-online.de (2)