Foto: privat

Pater Christoph Kreitmeir: „Der Mensch ist als Geistwesen offen für das Unendliche“

Seine Auslegung zum heutigen Evangelium am Festtag Mariä Himmelfahrt (Lukas 1,39-56) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, unter die Überschrift: „Der Himmel ist nur einen Schritt entfernt.“

 

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und im Anschluss im Text-Format:

 

 

Manche Menschen glauben nicht mehr an den Himmel. Sie sagen mit dem skeptischen Dichter Heinrich Heine: „Den Himmel überlassen wir den Spatzen“. C. G. Jung, ein berühmter Arzt und Psychotherapeut aus der Schweiz, wurde einmal von seinen Studenten gefragt: „Herr Professor, wo ist der Himmel?“ Er gab zur Antwort: „Das weiß ich nicht. Fragt die Theologen. Aber eines weiß ich, wer nicht an den Himmel glaubt, wird depressiv“.

Es stimmt, dass die Depressionen in unserer Zeit zunehmen. Eine Reihe von Menschen sieht kein Licht mehr, sie meinen keine Zukunft zu haben, glauben nicht mehr an einen Himmel. Für manche Menschen erscheint das Leben wie die Einfahrt eines Eisenbahnzuges in einen finsteren Tunnel. Sie wohnen in einem geistigen Keller.

Paul Meek schreibt in dem Buch „Der Himmel ist nur einen Schritt entfernt“„Mir geht manchmal der Vergleich durch den Sinn, dass es so ist, als ob wir ein vierstöckiges Haus bewohnen würden. Die einen leben im Keller, ohne es zu wissen, dass es über ihnen drei weitere Stockwerke gibt, die lichter, wärmer und schöner sind. Für sie existieren diese drei höheren Ebenen nicht. Für andere mögen sie vorhanden sein, aber sie bleiben ihnen verschlossen, denn sie haben nicht entdeckt, dass es eine Treppe gibt, die nach oben führt. Viele leben ganz zufrieden auf den beiden unteren Fluren, dem Keller und dem Erdgeschoss. Vielleicht entdecken sie irgendwann später in ihrem Leben, dass auch weiter oben Lichtstrahlen aus einem Fenster in das Haus einfallen. Der Schlüssel zu allen Stockwerken, zu allen Bewusstseinsebenen, liegt in jedem von uns selbst und wird nicht in der äußeren Welt gefunden. Nur wem es gelingt, in die innere Welt einzudringen, wird sich seiner wahren spirituellen Identität bewusst werden, denn dann kann er das Licht in die oberen Stockwerke seines Hauses hereinlassen und wirklich ‚im Licht‘ leben.“

Das Fest Mariä Himmelfahrt möchte die Menschen aus ihrem Ich, aus ihrem Keller herausholen und in die Höhe führen.

Der Mensch ist als Geistwesen offen für das Unendliche, offen für das ewige Licht.

Der Philosoph Martin Heidegger spricht aus diesem Grund von der „Lichtung des Seins“. Der Tunnel hat einmal ein Ende. Dann werden wir im Licht Gottes stehen, das heller als alle Sonnen ist.

Viele Menschen haben vergessen auf Gott zu schauen, der uns ein Paradies, einen Himmel bereiten will. Viele Menschen haben vergessen auf Christus zu schauen, der uns wie Maria unendlich glücklich machen will.

Wir bauen hier so feste und sind doch nur Gäste auf Erden. Wir haben hier keine bleibende Stätte, wir sind Vorübergehende. Die Gast-auf-Erden-Mentalität sagt uns: „Die Fülle des Lebens kommt erst, ist nur bei Gott zu finden“.

G. Jung wird gefragt: „Wo ist der Himmel?“

Der Himmel ist Gott. Ja, er ist überall, wo man Gott Einlass gewährt.

Gott will uns bei sich haben. Denn er hat uns zu seinen Kindern, zu Erben des Himmels gemacht.

Dann wird die Freude grenzenlos sein, die Liebe kein Ende haben. Wir glauben der Botschaft Jesu, dass uns Gott für immer glücklich machen will. Daher singt Maria das Magnificat: „Hochpreiset meine Seele den Herrn“.

„Gott, deine Liebe reicht weit. Gott, deine Liebe ist ein Lied, das uns seit je zu dir zieht. Dein Atem belebt, die Schwermut flieht: Gott, deine Liebe, ein Lied (Eugen Eckert)“.

Der Himmel ist wirklich nicht fern dem, der die geistigen Stockwerke seines Lebens erkundet.

Der Himmel ist wirklich nicht fern, dem, der glaubt.

Amen.

Weitere spirituelle Impulse von Pater Kreitmeir gibt es unter:

www.christoph-kreitmeir.de

Hinweis: Ein Song, der die Hoffnung auf den Himmel sehr schön zum Ausdruck bringt, ist das Lied „Irgendwo da oben“ von Purple Schulz.