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Kabarettist Michael Altinger: „Ich lege in meinen Programmen ein Glaubensbekenntnis ab“

Am 11. August 2022 lief im Bayerischen Fernsehen die Sendung „Gipfeltreffen“, in der der Kabarettist Michael Altinger über seinen ungebrochenen Glauben an Gott sprach.

Seit 2003 talkt Fernsehmoderator Werner Schmidbauer mit prominenten Gästen in der Reihe Gipfeltreffen im Bayerischen Fernsehen hoch oben in den Bergen über Gott und die Welt. Zum Konzept erklärte Schmidbauer einmal: „Gespräche in freier Natur werden viel authentischer, als wenn man die Leute im Studio interviewt.“

Aktuell lief im BR die Folge mit dem Kabarettisten Michael Altinger, in der Werner Schmidbauer mit Altinger dessen persönlichen Hausberg bestieg, den Heuberg bei Nußdorf. Im Laufe der Sendung, die erstmals am Ostermontag 2019 ausgestrahlt wurde, bekennt sich der Kabarettist auf dem Gipfel zu seinem Glauben.

Auf dem Weg nach oben berichtet Altinger von seinem Aufwachsen im christlichen Glauben in einem katholischen Elternhaus. Darauf angesprochen, dass seine Familie gläubig war, antwortet Altinger auf gut bayrisch:

„Allweil no. [Immer noch].“

Bis zu seinem 18. Lebensjahr sei der sonntägliche Kirchgang fester Bestandteil im Familienleben gewesen. Dabei habe er den Standartspruch „Wer am Samstag saufen kann, der kann am Sonntag auch in die Kirche gehen“ als Jugendliche „tatsächlich oft gehört“. An Sonntagen sei sein Vater stets in sein Zimmer gekommen, habe die Rollläden hochgezogen und mit klarer Ansage („Auf! Auf! Jetzt wird in’d Kirch‘ ganga!“) den Kirchgang eingeleitet. Zu seinem 18. Geburtstag habe ihm dann sein Vater einen Brief geschrieben, in dem stand, dass er ab heute selber entscheide, ob er in die Kirche gehen möchte oder nicht. Im Rückblick auf diesen Brief betont der heute 51-jährige Niederbayer:

„Das war ein ganz bewegender Moment in meinem Leben.“

Er habe diesen Brief auf seiner Geburtstagsparty geöffnet und vor seinen Freunden vorgelesen. Er habe sich dann zwar seiner Tränen geschämt, aber dieser Moment der „Entlassung ins Erwachsenenleben“ und der Selbstständigkeit mit der Akzentuierung auf die Entscheidung über den sonntäglich Kirchgang sei für ihn „etwas ganz Großes“ gewesen, auch wenn das Jugendliche von heute vielleicht nicht mehr nachvollziehen könnten. Er schreibe heute seiner Frau und seinen Kindern etwa an Geburtstagen oder an Weihnachten selbst handschriftlich Briefe, schildert Altinger weiter.

Zu seinem Glauben steht der Kabarettist ganz selbstverständlich. So nimmt er auch auf der Bühne Bezug auf die Dimension Glauben. Beim Gipfeltreffen erklärt er:

„Ich lege in meinen Programmen ein Glaubensbekenntnis ab. Das ist so schön.“

Über den Inhalt seines Bekenntnisses auf der Bühne schildert er weiter:

„Ich sag einfach: ‚Ich glaube, dass da noch einer ist, der auf mich schaut und der beleidigt ist, wenn ich etwas mache, dass ihm nicht taugt. Und ich glaube auch, dass wir uns alle nach dem Leben irgendwo wieder sehen.“

Als Werner Schmidbauer ihn daraufhin fragt, ob ihm die Zuschauer das abnehmen würden, berichtet Altinger, dass die Besucher ob der Tatsache, „dass ein Kabarettist etwas positives zum Glauben sagt“, mitunter irritiert seien. Diesen Moment, zu sehen, was sein Bekenntnis in den Gesichtern auslöst, genieße er und empfindet ihn als „prickelnd“. Sein Glaube hindert ihn aber nicht in Fernsehformaten aufzutreten, in denen die Kirche kritisch dargestellt wird. Wenn in Kabarett-Sendungen Fehlverhalten von Kirche und christlichen Parteien hochgenommen werde, sei dies für „meinen Herrgott sehr in Ordnung“, betont Michael Altinger.

Er selbst war in der kirchlichen Jugendarbeit sehr engagiert, weshalb er sich auch zum Studium der Sozialpädagogik entschieden habe. Als Sozialpädagoge sammelte er Erfahrungen im Jugendwohnheim in Landshut. Dass er sich dann im Jahr 1996 für ein Leben als Künstler entschied, habe auch damit zu tun, dass er „freudig dem Leben gegenüber“ und „positiv eingestellt“ sei. Zudem brachte Michael Altinger in diesem Kontext sein Gottvertrauen zum Ausdruck. So habe er sich damals in sein „Schicksal hineinfallen lassen“.

Auf dem Weg zum Gipfel hob Altinger die Werte von Ehrlichkeit sowie Ehe und Familie in seinem Leben hervor. Seine Frau, mit der er nun schon über ein viertel Jahrhundert verheiratet ist, bezeichnet er als „meinen besten Freund“ und als „mein Mensch“. Diesen Ausdruck habe er bei Allgäuer Bauern gehört und finde ihn „wunderschön“.

Als die Sonne schon recht tief über dem Inntal stand, kamen die beiden oben vor dem Gipfelkreuz sitzend erneut auf das Thema Glauben zu sprechen. Danach gefragt, ob der Kirchgang für sein Leben auch heute von Bedeutung sei, berichtet Michael Altinger, dass er auch heute „immer wieder mal“ in die Kirche gehe. Auch wenn er auf Tournee unterwegs ist, besucht er in verschiedenen Städten die Kirche. Von einem Leben nach dem Tod ist er „überzeugt“, auch wenn er „keine konkrete Vorstellung“ habe. Dazu erklärt er u.a.:

„Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich bin überzeugt von einem Leben nach dem Tod. Ich bin auch sehr froh, dass ich das habe.“

Dazu gebe ihm die Verbindung zu Gott Kraft, was Michael Altinger wie folgt darlegt:

„Ich bin immer in Kontakt mit meinem Herrgott. Ich habe immer wieder Zwiesprache.“

Dabei bringt er seinen Dank oder seinen Kummer zum Ausdruck und fühlt sich im Leben begleitet. Danach gefragt, was er sich für seine Kinder wünsche, erklärt Michael Altinger:

„Ich wünsche ihnen, dass sie Menschen begegnen, die es ehrlich mit ihnen meinen.“

Hinweis: Die beschriebene Folge des Gipfeltreffen mit Michael Altinger zum Nachsehen gibt es:

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Im Januar 2017 sprach Michael Altinger im Interview mit dem Münchner Merkur über die Dimension Glauben in seinem Bühnenprogramm („Ich stelle mich im Stück auch hin und sage, dass ich an Gott glaube“) und seine Sorge über eine stabile Werteorientierung in der Zukunft.

Sein damaliges Programm „Hell“ basiere auf einer selbst erlebten Geschichte, als er nach einem Auffahrunfall erleben musste, wie normal mit der Verdrehung der Wahrheit in der Versicherungsbranche umgegangen zu werden scheint. Die Haltung „Man kann es ja mal probieren“, mit der die Wahrheit „immer mehr zur Option“ verkomme, machte er zum Thema in seinem Programm.

Die Haltung „Ich schaue, was ich da für mich raushole“, mit der Menschen „die Gemeinschaft völlig außer Acht“ ließen und im Zuge derer „eine Entsolidarisierung“ stattfände, ärgere ihn besonders, betonte Altinger gegenüber dem Merkur.

Zur Ursachenbeschreibung für dieses Phänomen erklärte der Kabarettist:

„Ich glaube, dass die moralischen Instanzen immer mehr verschwunden sind. Die Leute orientieren sich nicht mehr nach einem Glauben.“

Zugleich sei aber zu beobachten, dass die Menschen „nach moralischen Instanzen“ suchen, was zu erkennen sei, wenn etwa YouTuber auf ihren Kanälen eine große Reichweite erzielen, wenn sie darüber sprechen, „was richtig und was falsch ist“.

Die Wertevermittlung sei heute seiner Meinung nach schwieriger, weil es „eben nicht mehr diesen einen Glauben, nach dem wir uns alle richten“, gäbe.

Quellen: br.de, ardmediathek.de, wernerschmidbauer.de, merkur.de

Fotoquelle: michael-altinger.de/presse